Im Tal der BroklandSau
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Es war wunderbar mit ihnen zu fliegen. Doch nach einer Weile
kehrte sie zurück, weil sie einfach diesen kleinen Landstrich hier
sehr liebte, der er ihr Zuhause war. Als sie auf der Wiese wieder
landete, hatten die Kiebitze ihr zur Erinnerung ein paar Federn
zurückgelassen. Sie nahm dann den Weg durchs Moor, ging den
Brombeerweg und fand schon einige süße Beeren. Unter den
Büschen fand sie ein paar Zaubernüsse. Wie die wohl
hierhergekommen waren.
Gestärkt ging sie heim. Bevor sie das Moor verließ, entdeckte
sie eine große Blutweiderich-Wiese mit vielen Schmetterlingen.
Dort verweilte sie eine Weile und ging dann frohen Herzens
heim. Sie sah noch einmal den Schwarm Kiebitze und bedankte
sich für all die Geschenke. In ihrem Vorgarten war der Hibiskus
erblüht. Sie setzte sich auf die Wiese und schauten sich ihr
Funde an. Welch eine Fülle für einen so kargen Weg. Nun zog
ein Gewitter auf und sie hatte etwas Zeit zum Schreiben. Den
Garten gießen musste sie wohl heute nicht.
47. Die Braut der Sonne
Blaue Feder frühstückte am Morgen draußen. Es war still. Nur
die Schwalben flogen über den Schwalbenhof. Ein vertrautes
Geräusch. Nach dem Frühstück schlenderte sie durch den
Garten und begrüßte die Alte Holler, die nun schon grüne
Früchte trug.
‚Na, bist Du schon aufgeregt?‘, fragte die Alte Holler. Das
Schwalbenkraut grinste sie an und auch das Johanniskraut. Eine
kleine Feder, die sich im Mohn verfangen hatte, lachte. Alle
wussten Bescheid. Alle wussten, wie es in ihr aussah, wie ihr das
Herz hüpfte und koppheister schoss. Hinten im Garten etwas
versteckt, ringelten sich ein paar Blumen aus dem Klee über den
Weg. Sie leuchtete wie kleine Sonnen im Grün. Blaue Feder
setzte sich im Morgentau zu den Ringelblumen, die gerade
erblüht waren.
Die Ringelblume trägt viele Namen. Sie wird ‚Morgenröthe‘
genannt, weil sie am Morgen ihre Blüte gen Osten öffnet, die
dann dem Lauf der Sonne folgt und sich zur Nacht wieder gen
Westen schließt. Sie wird auch ‚Summerlowe‘ genannt, weil sie
ausschaut wie ein Löwe mit wallendem goldgelbem
Kopfschmuck im Sommer. Ihren Namen erhielt sie jedoch von
ihren geringelten Samen, die wie ein Ring in einem Körbchen
liegen. Sie sehen aus wie kleine Mondsicheln. Deshalb werden
Ringelblumen auch ‚Mondknöpfe‘ genannt. So vereinen sich
Sonne und Mond in ihr. Sie trägt auch den schönen Namen
‚Sonnenbraut‘. Viele Pflanzen aus der großen Familie der
Korbblütler tragen diesen Namen, wie das Gänseblümchen, die
Kamille, der Löwenzahn und die Wegwarte. Alle diese Pflanzen
richten sich nach der Sonne. Sonnenbräute wurden auch Frauen
genannt, die Sonnen- und Mondfeste feierten. Ihnen wurden die
Blumen geweiht, die zur Zeit der Feste blühten. Das
Gänseblümchen blüht schon zur Zeit des Frühlingspunktes, das
Johanniskraut zur Sommersonnenwende, die Wegwarte und die
Ringelblumen blühen noch zur Zeit der Herbst-
Tagundnachtgleiche. Auch für die Wintersonnenwende gab es
eine Pflanze, die grün geblieben war, die Mistel. Viele der alten
Sonnenbrautblumen wurden später weiter weiblichen Göttinnen
geweiht wie Freya und Maria. So trägt die Ringelblume auch
noch den englischen Namen ‚Marygold‘.