Im Tal der BroklandSau
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30. Die Graue vom Großen Mondsee
Ostersonntag
Die Sonne lockte Blaue Feder raus. Es wehte ein sehr kühler
Ostwind. Am vergangenen Wochenende hatte das Thermometer
schon 20 Grad in der Sonne angezeigt und sie konnten das erste
Mal draußen auf dem Hof sitzen. Nun fror es wieder.
Sie ging erst eine Runde durch den Garten und sah, das
Stiefmütterchen, welches sich ins Kräuterbeet versäht hatte,
hatte nun schon drei Blüten. Blaue Feder ging durchs Dorf,
grüßte den Dorfstein und ging dann weiter ins Moor. Bis zum
Schwanensee wollte sie heute gehen und wieder zurück. Es ging
mal wieder um die Frage, ob die Liebe Worte brauchte.
Ein kleiner etwas unscheinbarer Zilpzalp sang sein Chiff-Chaff
und lockte Blaue Feder an den Großen Mondsee. Sie freute sich,
dass sie nun auch schon einen Weidenlaubsänger erkannte. Auf
dem See schwammen Haubentaucher. Die Sonne spiegelte sich
so schön auf dem Wasser. Überall blühten die Weidenkätzchen
und die Erdhummeln brummten durch die Gegend. Als Blaue
Feder auf den See schaute, hörte sie die Graue rufen. Der Ruf
kam vom kleinen Birkensee, wo die Grüne Bank stand. Also ging
Blaue Feder in diese Richtung. Dabei kam sie an dem
Eisvogelsee vorbei und sie hörte ein paar Gänse rufen. So
machte sie noch einen Abstecher an den Eisvogelsee. Der See
schimmerte wunderschön in den Farben des Himmels. Die
Seerosenblätter waren schon zu sehen und sie leuchtete in
einem strahlenden Frühlingsgrün. Hier hatte Blaue Feder im
Winter den Eisvogel beobachtet. Dieser Seerosenteich war
immer besonders schön.
Blaue Feder begrüßte die Graugänse und freute sich darüber,
was sie hier schon alles erlebt hatte. Sie ging ihren Weg weiter,
und als sie auf der kleinen Brücke stand, die über einen
Ausläufer der BroklandSau führte, lauschte sie dem fließenden
Wasser und sie dachte bei sich, dass die Liebe fließen möchte.
Nun ging Blaue Feder zu dem kleinen Birkensee. Als sie durch
das kleine Birkentor trat, flog die Graue auf. Sie hatte dort am
Ufer gesessen und gewartet. Blaue Feder ging zur Grünen Bank,
setzte sich und schloss die Augen und lauschte. So blieb sie eine
Weile sitzen. Um sie herum sprießte das junge Birkengrün. Es
war so schön, wieder draußen zu sein. Wieder hörte sie die
Gänse rufen. Die Graugänse hatten sich über das ganze Moor
in den Kuhlen verteilt. Als sie an der Kuhle mit der Insel stand,
sah sie am gegenüberliegenden Ufer zwei Kanadagänse – groß
und schön. Sie schlich sich ran. Doch war sie wohl nicht
vorsichtig genug und die großen schönen Gänse flogen weg. Es
tat ihr leid. Manchmal wollte sie einfach zu viel oder war
geblendet von dem Großen und Schönen.
Dann ging Blaue Feder über die Grenzen der anderen und auch
über ihre eigenen. Ja, ja, das richtige Maß zu finden, war
manchmal gar nicht so einfach. Manchmal reichte auch der
Anblick eines einzelnen kleinen Buschwindröschens, um die
Liebe zu erfahren. Heute bei der Kälte öffneten nur wenige
Buschwindröschen ihre Kelche und es roch verdächtig nach
Schnee. Blaue Feder hatte noch viel zu lernen. Sie ging zum
Schwanensee. Dort tanzten die Gänseblümchen ihren Reigen
und lachten sie an. Blaue Feder setzt sich zu ihnen. Manchmal
war sie geblendet von dem Großen Schönen und sah das kleine
Blümchen am Straßenrand nicht mehr.