SCHIFFFAHRT | SHIPPING © Videostream Senatskanzlei Verkündeten im Kaisersaal des Hamburger Rathauses die Entscheidung (v.l.): Finanzsenator Andreas Dressel, MSC-CEO Søren Toft, der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher und Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard, ganz rechts Senatssprecher Marcel Schweitzer Hohe Wellen an der Elbe Die Stadt feiert den geplanten Einstieg von MSC bei der HHLA als Coup und Meilenstein für die Zukunft der Hafens. Ist er das? Neben Lob gibt’s auch massive Kritik. Viel hängt jetzt davon ab, wie Hamburgs Linienreederei Hapag-Lloyd darauf reagiert. Von Krischan Förster Ein Septembermorgen im Hamburger Rathaus, im Kaisersaal: schwerer Teppich auf dem Boden, Kronleuchter an der Decke, dunkle Ledertapeten an den Wänden. Die Börse hat noch nicht eröffnet, und das ist wichtig an diesem Tag. Neben Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher sitzt einer der mächtigsten Männer der internationalen Schifffahrt am Tisch – Søren Toft, der CEO von MSC, der Nr. 1 in der globalen Linienschifffahrt. Seit Monaten haben die Stadt und MSC miteinander verhandelt, doch nur ein kleiner Kreis aus dem innersten Zirkel um Tschentscher war eingeweiht, nichts war bis zu diesem Morgen nach außen gedrungen. Im Verborgenen wurde ein Coup eingefädelt, der den Hamburger Hafen vermutlich stark verändern wird. Man kennt Terminalbeteiligungen in aller Welt, auch an der Elbe: im Waltershofer Hafen ist es Eurogate, in Altenwerder Hapag-Lloyd, am Tollerort Cosco und am Steinwerder Unikai. Platzhirsch war an der Elbe aber immer die HHLA und, mit ihr als Mehrheitsgesellschafter, die Stadt Hamburg. So bleibt es auch mit dem zuletzt so umstrittenen Einstieg der chinesischen Staatsreederei Cosco, die eine politisch zurechtgestutzte Beteiligung von 24,99 % am Containerterminal Tollerort (CTT) übereignet bekommt. »Dies ist ein Meilenstein in der Entwicklung des Hafens« Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister in Hamburg Doch das Prinzip der Beteiligung verändert sich jetzt in Hamburg: MSC soll als strategischer Partner der HHLA 49,9 % der Anteile an der Holding erhalten, mithin die Hälfte des Hafens. Bei der Verkündung des Deals wurde mit Superlativen nicht gegeizt: Dies sei ein »Meilenstein« für die Entwicklung des Hafens, »eine wegweisende Transaktion« und ein entscheidender Schritt in die Zukunft, verkündeten Tschentscher und seine Senatoren Andreas Dessel (Finanzen) und Melanie Leonhard (Wirtschaft) im prunkvollen Kaisersaal des Rathauses. »Dies kann unserer gesamten maritimen Wirtschaft die Schubkraft geben, die in schwierigen Zeiten gebraucht wird.« Dem Hamburger Hafen geht es schon lange nicht mehr gut. Die Konkurrenzhäfen in Rotterdam (2022: 14,5 Mio. TEU) und im fusionierten Antwerpen-Zeebrugge (13,5 Mio. TEU) erlitten zwar zuletzt auch Einbußen, sind aber mittlerweile weit enteilt. Denn an der Elbe sinkt der Containerumschlag seit Jahren, nicht erst seit der Corona-Pandemie. <strong>10</strong> Mio. TEU galten einst als erreichbares Ziel. Stattdessen fiel das Volumen im gesamten Hafen allein im vergangenen Jahr von 8,6 Mio. TEU auf 8,3 Mio. TEU. Bei der HHLA waren es 6 Mio. TEU nach 6,3 Mio. TEU im Jahr zuvor. In den ersten sechs Monaten des laufenden Ge- 16 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>10</strong> | <strong>2023</strong>
18,00 17,00 16,00 15,00 14,00 13,00 12,00 11,00 <strong>10</strong>,00 9,00 8,00 <strong>10</strong>,24 Aktienkurs HHLA 17,62 01.09.23 08.09.23 15.09.23