HANSA 10-2023
MSC-Einstieg bei HHLA · Niedersachsens Häfen · HullPIC 2023 · Peter Gast Schiffahrtsregatta · Offshore-Marktkompass · VDMA · NMK · London Shipping Week · Methanol-Neubau für Maersk
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HÄFEN | PORTS<br />
Niedersachsen ist bereit und bedürftig<br />
Niedersachsens Häfen müssen zum Teil derbe Umschlag-Einbußen verkraften.<br />
Landeswirtschaftsminister Olaf Lies nutzte den jüngsten Hafentag in Stade für einen<br />
deutlichen Appell an Berlin und andere Landeshauptstädte. Von Michael Meyer<br />
Zum 31. Mal trafen sich Vertreter aus<br />
Wirtschaft, Politik und Verwaltung<br />
zum Niedersächsischen Hafentag – dieses<br />
Mal in Stade, dessen Hafen aktuell sein<br />
50-jähriges Jubiläum feiert.<br />
In Feierlaune waren die Hafenvertreter<br />
aber nur bedingt. Das lag zum Einen an der<br />
aktuellen Umschlagbilanz, die traditionell<br />
zum Hafentag vorgestellt wird. Die Gruppe<br />
Seaports of Niedersachsen mit Standorten<br />
in Wilhelmshaven, Brake, Stade, Emden,<br />
Nordenham, Cuxhaven, Leer, Papenburg<br />
und Oldenburg hat im ersten Halbjahr <strong>2023</strong><br />
insgesamt rund 26,17 Mio. t im Seeverkehr<br />
umgeschlagen. Damit sank der Umschlag<br />
um 2 % im Vergleich zum Vorjahr. André<br />
Heim, Geschäftsführer der Hafenmarketinggesellschaft,<br />
sagte, angesichts der »derzeit<br />
schwachen globalen Nachfrage, in Folge<br />
hoher Inflation, gestiegener Zinsen und<br />
der sehr hohen Energiepreise aufgrund des<br />
Krieges in der Ukraine«, könne man mit dem Ergebnis »unterm<br />
Strich zufrieden sein«.<br />
Positiv entwickelte sich wenig überraschend der Umschlag<br />
flüssiger Massengüter: +15 %. Hier macht sich die neue LNG-<br />
Infrastruktur infolge des russischen Angriffskriegs gegen die<br />
Ukraine und die Abkopplung von russischen Pipeline-Importen<br />
bemerkbar. Ende 2022 war das erste Terminal in Betrieb genommen<br />
worden. In Wilhelmshaven wurden bis einschließlich Juni<br />
rund 1,5 Mio. t verflüssigtes Erdgas umgeschlagen. Bis Ende des<br />
Jahres werden dort weitere 19 LNG-Tanker erwartet.<br />
Insgesamt stieg der Anteil flüssiger Massengüter am Gesamtumschlag<br />
in Niedersachsen von 48 auf 56 %. Daran lässt sich erkennen,<br />
welche Bedeutung das Segment für die Häfen hat.<br />
Rückgänge wurden im Bereich der festen Massengüter registriert:<br />
5,49 Mio. t oder rund 25 % wurden hier weniger über die<br />
Kaikanten verladen. Der Kohleumschlag sank um 25%.<br />
Eine Ursache für das Minus sind die Folgen der Energiekrise.<br />
»Während noch zu Beginn des Jahres große Mengen an Kohle umgeschlagen<br />
wurden, kam es durch vorübergehende Betriebseinstellungen<br />
der Kraftwerke zu rückläufigen Mengen. Auch bedingt<br />
durch das hohe Energiepreisniveau in Deutschland war es der<br />
energieintensiven Industrie kaum möglich, zu wettbewerbsfähigen<br />
Abstract: Lower Saxony is ready and in need<br />
Lower Saxony’s ports have to cope with severe cargo losses in<br />
some segments. The State Minister of Economics, Olaf Lies,<br />
used the recent Ports Day in Stade to make a clear appeal to<br />
Berlin and other state capitals.<br />
»In die Klimaneutralität<br />
reininvestieren und uns aus<br />
der Krise rausinvestieren«<br />
Olaf Lies<br />
Wirtschaftsminister Niedersachsen<br />
Preisen zu produzieren, was entsprechende<br />
Auswirkungen auf die Umschlagmengen,<br />
insbesondere im Seehafen Stade hatte«,<br />
heißt es seitens Seaports of Niedersachsen.<br />
Allein in Stade wurden rund 1,3 Mio. t weniger<br />
umgeschlagen, ein Minus von 47 %.<br />
Der Hafen an der Elbe hofft auf positive<br />
Effekte wie in Wilhelmshaven: Ein Anleger<br />
für verflüssigte Gase ist bereits im Bau. Er<br />
soll Umschlagmengen sichern. Insgesamt<br />
lassen Heim und seine Kollegen auch die<br />
geplanten Projekte für den Import und die<br />
Umwandlung von grünem Ammoniak und<br />
Wasserstoff »positiv nach vorne blicken«.<br />
Einen starken Einbruch gab es auch am<br />
JadeWeserPort in Wilhelmshaven. Das Eurogate-Containerterminal<br />
meldete einen<br />
Rückgang um knapp 16 % auf 293.535 TEU.<br />
»Deutliche Einbrüche im weltweiten<br />
Fracht- und Containervolumen auf den volumenstarken<br />
Fahrtgebieten Asien-Europa,<br />
Transpazifik und Transatlantik tragen unter anderem zu diesem<br />
Ergebnis bei«, teilten die Verantwortlichen mit. Positiv hingegen<br />
der Auto-Umschlag: An Neufahrzeugen rollten in Emden und<br />
Cuxhaven im ersten Halbjahr rund 827.000 Einheiten über die<br />
Kaikanten – ein Plus von rund 20 %. Wachstum gab es insbesondere<br />
im Export nach Großbritannien und im Import aus Südafrika.<br />
Für das Segment Stückgut – zu dem auch RoRo- und Containerverkehre<br />
gehören – wurde ein Minus von 9 % auf 6,33 Mio. t gemeldet.<br />
Immer wichtiger wird der Umschlag von Komponenten<br />
für Windparks. Dafür sind aber zusätzliche Flächen nötig. Michael<br />
de Reese, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsische Seehäfen,<br />
betonte: »Die niedersächsischen Seehäfen sind bereit, einen<br />
entscheidenden Beitrag zum Ausbau der Windenergie zu leisten.<br />
Um die Ausbauziele bis 2030 zu erreichen, sind jedoch umfangreiche<br />
Investitionen in die Seehafeninfrastruktur notwendig.« Er appellierte<br />
an den Bund, Verantwortung zu übernehmen und die nötigen<br />
Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Energiewende<br />
zu schaffen, dann könnten die Häfen den von einer neuen Studie<br />
belegten Bedarf von 200 bis 275 ha Flächen decken.<br />
»Nationale Aufgabe«<br />
Aus Sicht von Seaports-Geschäftsführer Heim gehören zu den<br />
besseren Rahmenbedingungen unter anderem Investitionen in<br />
Ausbau und Erhalt von Bahnanbindungen und Wasserstraßen, er<br />
nannte Projekte wie die Fahrrinnenanpassungen der Außen- und<br />
Unterweser sowie der Außenems als Beispiele. Der Bund müsse<br />
sich stärker bei der Finanzierung der Hafeninfrastruktur einbringen.<br />
Ein weiterer Kritikpunkt: Die deutsche Einfuhrumsatzsteuer<br />
schränke die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen gegenüber europäischen<br />
Konkurrenten ein.<br />
64 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>10</strong> | <strong>2023</strong>