HANSA 10-2023
MSC-Einstieg bei HHLA · Niedersachsens Häfen · HullPIC 2023 · Peter Gast Schiffahrtsregatta · Offshore-Marktkompass · VDMA · NMK · London Shipping Week · Methanol-Neubau für Maersk
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SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />
London lässt maritime Muskeln spielen<br />
Wo liegt das globale – oder zumindest europäische – Schifffahrtszentrum? Eine Frage, die<br />
immer wieder diskutiert wird. Die britische Hauptstadt hat nach eigener Ansicht eine<br />
Antwort gefunden: Die »International Shipping Week« wird als großer Erfolg gewertet<br />
Zum Programm gehörte eine hochrangige Konferenz bei der IMO ...<br />
... aber auch »Social Events« wie ein Gala-Dinner<br />
© Maritime UK<br />
Die London International Shipping Week ist sowohl »London«<br />
als auch »International«. Es gibt zwar durchaus auch<br />
einen »lokalen« Anteil an den Themen, wenn es etwa um Wertschöpfung<br />
und Arbeitsmarkt in Großbritannien geht. Insgesamt<br />
überwiegt aber der internationale Touch der – ja, was ist es eigentlich?<br />
Veranstaltung? Event-Woche? Konferenz-Woche? Networking-Woche?<br />
Es ist eine Mischung und eine Kombination<br />
von alldem. London wurde an fünf September-Tagen der »LISW«<br />
zur maritimen Hauptstadt mit Besuchern und Teilnehmern aus<br />
allen Teilen der Welt, auch aus Deutschland. Ein bisschen war<br />
den Gastgebern durchaus anzumerken, dass das Event auch Balsam<br />
für die maritime Seele Großbritanniens ist. Die Zahl der<br />
Reedereien, Shipmanager oder auch Werften und Zulieferer ist<br />
zwar mittlerweile überschaubar. Doch nahe liegende Dienstleistungen,<br />
von Versicherungen über Kanzleien, Wirtschaftsberatungen<br />
und Finanzakteure, sind aber noch immer sehr stark<br />
in London vertreten. So auch bei der LISW: Das »Who is Who«<br />
aus maritimer Politik und Wirtschaft gab sich bei den vielen Veranstaltungen,<br />
verteilt über den ganzen innerstädtischen Bereich,<br />
und der großen Hauptkonferenz in den Räumen der Internationalen<br />
Schifffahrtsorganisation IMO die Klinke in die Hand.<br />
30.000 Teilnehmer aus 70 Ländern<br />
Die Organisatoren der alle zwei Jahre stattfindenden LISW meldeten<br />
im Nachgang rund 30.000 Teilnehmer aus mehr als 70 Ländern.<br />
»Zahlreiche ausländische Handelsdelegationen kamen mit<br />
britischen Regierungsvertretern zusammen, um die Bedeutung<br />
Londons und des Vereinigten Königreichs in der globalen Lieferkette<br />
zu unterstreichen«, heißt es in einem Resümee – das ist der<br />
»nationale« Touch. Die britische Schifffahrtskammer betonte,<br />
dass die Schifffahrt in der britischen Wirtschaft 650.000 Arbeitsplätze<br />
sichert, wobei jeder Job in der Schifffahrt zehn weitere Arbeitsplätze<br />
in der Gesamtwirtschaft und ein Handelsvolumen<br />
von 1,1 Bio. £ unterstützt.<br />
Zu den wichtigsten Themen, die ansonsten, also auf globalem<br />
Level erörtert wurden, gehörten die Dekarbonisierung und der<br />
Schutz der Meeresumwelt, Innovation und Technologie, die Sicherheit<br />
und das Wohlergehen der Seeleute, Gleichberechtigung<br />
und Vielfalt, Cybersicherheit und künstliche Intelligenz sowie<br />
zahlreiche Rechts-, Versicherungs- und Handelsfragen in Bezug<br />
auf die globale Schifffahrt und die Lieferkette.<br />
Zu Beginn der LISW23 erläuterten britische Regierungsvertreter,<br />
wie Küstengemeinden im ganzen Land von über 80 Mio. £<br />
an Fördermitteln profitieren sollen, und gab die Gewinner des Zero<br />
Emission Vessel and Infrastructure Fund (ZEVI) bekannt. Später<br />
stellte schließlich das Verkehrsministerium ein neues Maßnahmenpaket<br />
für einen sauberen Seeverkehr vor, das darauf abzielt,<br />
die Treibhausgasemissionen im britischen Verkehrssektor zu senken<br />
und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.<br />
Außergewöhnliche Lokalitäten<br />
Der nationale Branchenverband Maritime UK nutzte die<br />
LISW23, um den zweiten Jahresbericht seines von der Regierung<br />
geförderten Programms zur Entwicklung regionaler Cluster zu<br />
veröffentlichen, während die »Schifffahrtsministerin« Charlotte<br />
Vere einen Fonds in Höhe von 1 Mio. £ ankündigte, um die Arbeit<br />
von regionalen Cluster-Organisationen zu unterstützen, die<br />
mit der Umsetzung der nationalen Strategie »Maritime 2050« in<br />
ihrer Region beauftragt sind.<br />
Dass in London noch immer eine nicht unerhebliche wirtschaftliche<br />
maritime Expertise angesiedelt ist, wurde immer wieder<br />
deutlich (und hervorgehoben). Es gab mehr als 350 Veranstaltungen,<br />
für die bisweilen recht ungewöhnliche Lokalitäten<br />
mit reichlich britischem Flair gewählt wurden, darunter: Downing<br />
Street Nr. <strong>10</strong>, das britische Parlament, der Hauptsitz der Internationalen<br />
Seeschifffahrtsorganisation IMO, The Shard, The Gherkin,<br />
die Londoner Börse, mehrere Livery Halls, die Churchill War<br />
Rooms, Lloyd’s of London, die Büros vieler großer Anwaltskanzlei-<br />
20 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>10</strong> | <strong>2023</strong>