HANSA 10-2023

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY
ge, die Installation nach vorprogrammierten
Paramatern automatisch zu
steuern und einen hydraulischen Abgleich
durchzuführen, bzw. mittels Spülventilen
den Inhalt der Rohrleitung regelmäßig
zu erneuern. Auch eine Desinfektion
durch kurzzeitiges Erhöhen der
Temperatur auf 70 ° in einzelnen Strängen
ist möglich.
Halber Tag statt zwei Wochen
Bisher war der manuelle Prozess aufwändig.
Die Regelventile an den verschiedenen
Rücklaufstationen mussten gegeneinander
mit Temperaturmessungen abgeglichen
werden. »Bis jetzt brauchen wir
auf einem Kreuzfahrtschiff knapp zwei
Wochen dafür. Zwei bis drei Personen
laufen mit Funkgeräten übers Schiff und
stellen das ein. Beim Einsatz von unserem
Hycleen-System konnten wir diesen diese
Inbetriebnahme auf einen halben Tag reduzieren«,
so Backes.
Dadurch, dass der Master die Steuerung
übernimmt, müssen nur die Ventile
im Rücklauf miteinander und mit dem
Master verkabelt werden. »Dann kann
ich das Ganze per Plug and Play über den
Master-Bildschirm zum Laufen bringen«,
erklärt Backes. Gleichzeitig besteht die
Möglichkeit, das Kaltwasser hydraulisch
zu regulieren. Auf auf Schiffen immer
mehr beliebter ist den Angaben zufolge
auch die Spülfunktion. Laut der deutschen
Verordnung VDI 6023 zur Hygiene
im Trinkwasserbereich muss alle 72 Stunden
der Inhalt der Rohrleitungen erneuert
werden. Auf Schiffen gibt es oft
einzelne Stränge, die über Tage nicht gespült
werden, weil niemand den Wasserhahn
bedient.
Die langfristigen Temperaturverläufe
können in Diagrammen und Tabellen
dargestellt werden, um im Falle einer Inspektion
durch Gesundheitsämter oder
Port State Control nachweisen können,
dass alle Parameter eingehalten wurden.
Letztlich lässt sich so auch Energie
sparen. Stimmt der hydraulische Abgleich
und damit die Temperatur auf den
oberen Decks nicht mehr, wird als Gegenmaßnahme
oft die Vorlauftemperatur
erhöht. »Das heißt, die unteren
Decks haben dann 70 ° oder 75 °, so dass
ich dann an meinem letzten Punkt ganz
oben noch auf die 60 ° komme. Ist das
System ausbalanciert, kann ich alle
Rückläufe schrittweise bis zum erlaubten
Temperaturbereich von 60 ° dann über
die entsprechende Temperatur im Vorlauf
zurückfahren«, erklärt Backes. 5 bis
10 % Energieeinsparung sollen so möglich
sein.
Chancen in der Schifffahrt
In Gebäuden an Land hat sich das System
nach Angaben von GF Piping Systems
schon bewährt, auf See kommt es seit
2019 inzwischen bei zwei Reedereien
zum Einsatz. Eine US-Kreuzfahrtreederei
hat einen Neubau mit dem System ausgestattet
und man überlege mittlerweile,
das System in der Flotte nachzurüsten,
nachdem die Vorteile im Betrieb sichtbar
geworden seien, sagt Backes. Denn bei
GF Piping Systems hat man nicht nur
Neubauten im Visier. Das Unternehmen
ist auf Kunststoffleitungen spezialisiert,
die wegen der einfachen Installation vermehrt
im Schiffsbereich sowohl im Neubau
als auch im Retrofit zum Einsatz
kommen. Das Hycleen Automation System
kann auch bei bestehenden Kupfer-,
Controller mit Ventilen und Sensoren
Edelstahl- oder Kunststoffleitungen anstelle
der bisher verbauten statischen
Ventile nachgerüstet werden.
Neben der erleichterten Installation
und Überwachung auf großen Schiffen
sieht Backes auch gute Chancen für kleinere
Einheiten im Kreuzfahrtsegment,
die nur saisonal betrieben werden. Diese
könnten insbesondere von der Spülfunktion
profitieren. »Aber es gibt auch eben
schon erste Gedanken in die Richtung
unbemannte Plattformen, die nur zeitweise
von Technikern besetzt sind. Mit
dem Hycleen-System könnte man hier
die Trinkwasserhygiene sicherstellen und
dokumentieren.«
Über eine optionale Cloud-Umgebung
können auch mehrere Hycleen-Automation-Systeme
überwacht werden. Eine
Funktion, die beispielsweise für Flottenmanager
oder Asset-Manager im Offshore
Bereich interessant sein könnte. Sie
haben die Möglichkeit, alle Anlagen per
Mausklick zu überwachen.
fs
© GF Piping Systems
HANSA – International Maritime Journal 10 | 2023
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