HANSA 10-2023
MSC-Einstieg bei HHLA · Niedersachsens Häfen · HullPIC 2023 · Peter Gast Schiffahrtsregatta · Offshore-Marktkompass · VDMA · NMK · London Shipping Week · Methanol-Neubau für Maersk
MSC-Einstieg bei HHLA · Niedersachsens Häfen · HullPIC 2023 · Peter Gast Schiffahrtsregatta · Offshore-Marktkompass · VDMA · NMK · London Shipping Week · Methanol-Neubau für Maersk
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SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />
te er dem Vernehmen nach für die Übernahme<br />
der HHLA auf den Tisch gelegt. Womöglich<br />
hatte er da den Braten schon gerochen.<br />
Danach hatte Kühne, ebenso öffentlich,<br />
gegen die Einigung mit MSC gewettert und<br />
von einem »Affront« gegenüber Hapag-<br />
»Wir haben keine Auktion<br />
eröffnet, sondern eine<br />
Partnerschaft besiegelt«<br />
Melanie Leonhard,<br />
Wirtschaftssenatorin in Hamburg<br />
Lloyd als lokal-nationalem Unternehmen<br />
und größtem Reederei-Kunden des Hamburger<br />
Hafens gesprochen. Er empfahl der Hapag-Konzernspitze<br />
umgehend, ein Gegenangebot<br />
zu unterbreiten. Andernfalls werde<br />
er es über die Kühne Holding selbst tun.<br />
Vor vier Jahren hatte Hapag-Lloyd alle<br />
Nordamerika-Dienste von Bremerhaven an<br />
die Elbe verlegt und damit allein der HHLA<br />
einen Containerschub von 500.000 TEU beschert.<br />
In Altenwerder (CTA), einem der drei<br />
Hamburger Terminals der HHLA, ist die Reederei<br />
zudem mit 25,1 % beteiligt. Und mit einem<br />
Ladungsvolumen von jährlich rund<br />
2,1 Mio. TEU ist Hapag-Lloyd in Hamburg<br />
deutlich größer, als MSC jemals werden kann<br />
und wird. Allerdings hatte sich zuletzt die enge<br />
Bindung an Hamburg zusehends gelockert.<br />
Als Hapag-Lloyd und die HHLA ihren Vertrag<br />
2020 um fünf Jahre verlängerten, war das<br />
trotz der gemeinsamen Historie alles andere<br />
als eine Hamburger Selbstverständlichkeit.<br />
Der Einigung war ein hartes Ringen um Konditionen<br />
und vor allem Kosten vorausgegangen.<br />
Dem Vernehmen nach hatte die Linienreederei<br />
letztlich einen Preisnachlass<br />
»Damit hat sich in Hamburg<br />
etwas verändert«<br />
Rolf Habben Jansen<br />
CEO Hapag-Lloyd<br />
durchgesetzt, weil sie sich schon damals gegenüber<br />
ihren Konkurrenten benachteiligt<br />
sah. Seither gilt das Verhältnis zwischen<br />
HHLA-Chefin Angela Titzrath und Reederei-<br />
Chef Rolf Habben Jansen als belastet.<br />
Im vergangenen Jahr hatte Hapag-Lloyd<br />
dann schließlich die 30 % Terminalanteile der<br />
Maersk-Schwester APMT am Jade-Weser-<br />
Port übernommen und lässt bereits einen der<br />
großen Fernostdienste auf der Jade statt auf<br />
der Elbe wenden. Mit dem MSC-Einstieg<br />
könnten sich Abwanderungstendenzen verstärken,<br />
zumal Hapag-Lloyd selbst bis Frühjahr<br />
über einen Einstieg bei der HHLA verhandelt,<br />
aber vergeblich eine Mehrheitsbeteiligung<br />
gefordert hatte. De facto fließen die Terminalgebühren<br />
in Hamburg künftig zur Hälfte<br />
in die Kasse eines direkten Konkurrenten.<br />
»Damit hat sich etwas in Hamburg geändert«,<br />
lässt CEO Habben Jansen wissen.<br />
Hamburg bleibe auch künftig ein wichtiger<br />
Hafen, betont er zwar. Ein Gegenangebot, wie<br />
von Großaktionär Kühne vorgeschlagen, bewertete<br />
er skeptisch. Doch lässt er andererseits<br />
prüfen, ob weiter <strong>10</strong>0 % des für Zentraleuropa<br />
bestimmten Volumens über Hamburg abgewickelt<br />
wird. »Ich kann mir vorstellen, dass es<br />
künftig nur noch 70 %-80 % sind, sagte Habben<br />
Jansen in einem Interview. Das gelte dann<br />
auch für seine Allianzpartner One, HMM oder<br />
Yang Ming. Als Ausweichmöglichkeiten bieten<br />
sich Bremerhaven oder eben Wilhelmshaven<br />
an. Mit der steigenden Zahl von großen Containerschiffen<br />
mit +20.000 TEU bescheinigt<br />
Habben Jansen Hamburg ohnehin nur noch<br />
geringe Chancen, weiter zu wachsen.<br />
»Der MSC-Deal ist eine<br />
Katastrophe für Hamburg«<br />
Thomas Eckelmann<br />
CEO Eurokai<br />
Auch Thomas Eckelmann, Chef der Hamburger<br />
Eurokai und mit 50 % am HHLA-Konkurrenten<br />
Eurogate (mit der Bremer BLG Logistics)<br />
beteiligt, stellte ein Gegenangebot »zu<br />
gleichen Konditionen« in Aussicht. Bislang<br />
hatte MSC alle Container für und nach<br />
Deutschland entweder am MSC Gate in Bremerhaven<br />
oder bei Eurogate in Hamburg geladen<br />
oder gelöscht, dürfte künftig aber zur<br />
HHLA wechseln. Das betrifft etwa ein Drittel<br />
des Eurogate-Volumens an der Elbe. Der<br />
MSC-Deal sei eine »Katastrophe für den<br />
Hamburger Hafen«, sagt Eckelmann.<br />
Lob gab es dagegen von anderer Seite. Aus<br />
Sicht der Handelskammer könnte die Partnerschaft<br />
mit MSC ein »entscheidender Befreiungsschlag<br />
für Hamburg« werden. Der Verband<br />
Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS)<br />
nannte Reedereibeteiligungen gerade in Krisenzeiten<br />
einen Garanten für Investitionen, Auslastung<br />
und Beschäftigung in den Häfen. Bleiben<br />
die Gewerkschaften. Verdi fordert von der<br />
Stadt eine eindeutige Zusage zur Tariftreue, zum<br />
Erhalt der Arbeitsplätze und zur betrieblichen<br />
Mitbestimmung – und schickte schon mal Tausende<br />
Beschäftigte zum Protest vors Rathaus. <br />
<strong>10</strong>,00<br />
9,00<br />
8,00<br />
7,00<br />
6,00<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Containerumschlag<br />
in den deutschen Häfen<br />
<br />
<br />
HAFEN<br />
Schanghai<br />
Singapur<br />
Ningbo-Zhoushan<br />
Qingdao<br />
Shenzhen<br />
Guangzhou<br />
Busan<br />
Tianjin<br />
Los Angeles / Long Beach<br />
Hong Kong<br />
Rotterdam<br />
Dubai<br />
Antwerpen-Brügge<br />
Port Kelang<br />
Xiamen<br />
Tanjung Pelepas<br />
Kaohsiung<br />
New York / New Jersey<br />
Laem Chabang<br />
Ho Chi Minh City<br />
Hamburg<br />
Tanger Med<br />
Colombo<br />
Jakarta<br />
Mundra<br />
…<br />
Bremen / Bremerhaven<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
2020<br />
43,5<br />
36,9<br />
28,7<br />
22,0<br />
26,5<br />
23,2<br />
21,8<br />
18,4<br />
17,3<br />
18,0<br />
14,3<br />
13,5<br />
12,0<br />
13,2<br />
11,4<br />
9,8<br />
9,6<br />
7,6<br />
7,5<br />
7,9<br />
8,6<br />
5,8<br />
6,8<br />
6,9<br />
5,9<br />
5,0<br />
<br />
<br />
2019 2020 2021 2022<br />
Hamburg Bremerhaven Wilhelmshaven<br />
Umschlag in Hamburg: HHLA + Eurogate<br />
Containerumschlag<br />
in den Top25-Häfen weltweit<br />
<br />
2022<br />
47,3<br />
37,3<br />
33,3<br />
25,6<br />
30,0<br />
24,6<br />
22,1<br />
21,0<br />
19,0<br />
16,7<br />
14,5<br />
13,9<br />
13,5<br />
13,2<br />
12,4<br />
<strong>10</strong>,5<br />
9,5<br />
9,5<br />
8,7<br />
8,4<br />
8,3<br />
7,6<br />
6,9<br />
6,7<br />
6,5<br />
4,6<br />
© Scheer<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>10</strong> | <strong>2023</strong><br />
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