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Getränke! Technologie & Marketing 5/2023

Getränke! Technologie & Marketing, Fachzeitschrift für die Getränkeindustrie, ist die Fachpublikation für Führungskräfte der industriellen Getränkeherstellung im deutschsprachigen Raum. Wir berichten mit praxisorientierten Fachbeiträgen, Kurzartikeln und Meldungen über Roh­ und Zusatzstoffe, ihre Anwendungen, Herstellungstechnologie, Verfahrensund Prozesstechnik, Automatisierung, Verpackungstechnologie und material, Lagertechnik, Logistik und über Marketing und Märkte.

Getränke! Technologie & Marketing, Fachzeitschrift für die Getränkeindustrie, ist die Fachpublikation für Führungskräfte der industriellen Getränkeherstellung im deutschsprachigen Raum. Wir berichten mit praxisorientierten Fachbeiträgen, Kurzartikeln und Meldungen über Roh­ und Zusatzstoffe, ihre Anwendungen, Herstellungstechnologie, Verfahrensund Prozesstechnik, Automatisierung, Verpackungstechnologie und material, Lagertechnik, Logistik und über Marketing und Märkte.

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ROH- UND INHALTSSTOFFE | Hopfen und Malz<br />

und die notwendigen Anpassungen<br />

vornehmen. Da sei die Politik<br />

gefragt.<br />

Eine schlechte Hopfenernte<br />

hat selbstverständlich auch wirtschaftliche<br />

Auswirkungen. Viele<br />

Pflanzer haben Vereinbarungen<br />

mit Handelshäusern, zu welchem<br />

Preis und welcher Menge<br />

ihnen der Hopfen abgenommen<br />

wird. Liegt die Menge darüber –<br />

wie in früheren Jahren – können<br />

die Landwirte den Überschuss<br />

als Freihopfen selbst vermarkten.<br />

Doch wegen der Ernteausfälle<br />

wird aus den Sondereinnahmen<br />

eher nichts. Hinzu kommt ein<br />

zweiter Aspekt. Wenn die Erntemenge<br />

geringer wird, können<br />

die Preise steigen. Viele Bauern<br />

aber haben sich für einige Jahre<br />

an ihre Käufer gebunden und<br />

können den Preisaufschwung<br />

nicht mitnehmen. Gut für den<br />

Handel, schlecht für die Pflanzer,<br />

zumal auch deren Betriebskosten<br />

stark gestiegen sind.<br />

Wird es nun bald kein Bier<br />

mehr geben, weil uns der Hopfen<br />

ausgeht? Da winken die<br />

Hopfenbauern schmunzelnd<br />

ab. Nein, sagen sie. In den drei<br />

Jahren vor 2022 ist die Ernte<br />

deutlich höher als erwartet ausgefallen.<br />

Es gab kräftige Überschüsse.<br />

Und Hopfen lässt sich<br />

in Form von Extrakt oder Pellets,<br />

also gepresst, problemlos einige<br />

Jahre lagern.<br />

Deutschland ist die<br />

Nummer fünf in der<br />

weltweiten Bierproduktion<br />

Dafür spricht die aktuelle Bierproduktion<br />

Bände. Sie ist gewachsen<br />

– trotz der Extremwettereignisse<br />

und dem Rückgang<br />

der Hopfenernte. Der weltweite<br />

Bierausstoß ist 2022 – anders als<br />

von Experten vorausgesagt – um<br />

1,3 % auf 1,89 Milliarden Hektoliter<br />

gestiegen. Deutschland<br />

liegt in Sachen Bierproduktion<br />

seit Jahren weltweit auf dem<br />

fünften Rang. Mit einem Wachstum<br />

von 2,8 % auf 88 Millionen<br />

Hektoliter im letzten Jahr lag die<br />

Bundesrepublik zwar über dem<br />

Durchschnitt, aber der Rückstand<br />

auf die vier größten Produzenten<br />

ist dennoch groß, was<br />

natürlich nicht sonderlich verwundert.<br />

Denn China mit einer<br />

Bevölkerung von über einer<br />

Milliarde Menschen kommt mit<br />

360 Millionen Hektolitern klar<br />

auf Platz eins, gefolgt von den<br />

USA mit 194 Millionen, Brasilien<br />

mit 147 Millionen und Mexiko<br />

mit 141 Millionen Hektolitern.<br />

Größter Bierproduzent mit eigenen<br />

Brauereien rund um den Globus<br />

ist indes die in Belgien ansässige<br />

AB Inbrev. Mit 518 Millionen<br />

Hektolitern in ihren zahlreichen<br />

Herstellungsorten übertrifft sie<br />

selbst China. Schon das Kürzel<br />

AB sagt alles über die Stellung<br />

des Unternehmens: Die Buchstaben<br />

stehen für Anheuser- Busch,<br />

die größte Brauerei in Amerika.<br />

In Deutschland zählen zu dem<br />

Biergiganten unter anderem die<br />

Marken Beck´s, Diebels, Gilde,<br />

Hasseröder und Spaten-Löwenbräu.<br />

Bescheidener, aber dennoch<br />

groß, ist in Deutschland<br />

die Radeberger Gruppe, die<br />

zum Hause Oetker gehört. Sie<br />

schwingt das Zepter über die<br />

großen Marken Radeberger, Jever,<br />

Tucher aus Franken, Berliner<br />

Kindl, Stuttgarter Hofbräu, Sion<br />

Kölsch und mehr.<br />

Neue regionale<br />

Bier Kreationen<br />

Aber es gibt hierzulande auch<br />

viele kleine Betriebe, die sich<br />

gegen die mächtigen zu behaupten<br />

versuchen. Es sind Mikro-Brauereien<br />

und Start-Ups,<br />

die darum kämpfen, mit neuen<br />

Kreationen in ihren Regionen<br />

Fuß zu fassen, oft mit Erfolg.<br />

Generell existieren in unseren<br />

Grenzen gegenwärtig mehr<br />

als 1.500 Brauereien. Eine immense<br />

Zahl gemessen an einer<br />

Bevölkerung von 83 Milli-<br />

onen und der Dominanz einiger<br />

weniger Marktherrscher.<br />

Eines aber haben alle gemeinsam:<br />

Für ihre Erzeugnisse benötigen<br />

sie Hopfen. Diese einzigartige<br />

Pflanze sorgt beim Bier<br />

für die „Bittere“, wie der Brauer<br />

sagt, und das Öl – wurde ja<br />

schon erwähnt – trägt zum Aroma<br />

bei. Hopfen hat aber auch<br />

schaumverbessernde Eigenschaften<br />

und gilt als natürliches<br />

Konservierungsmittel des Bieres,<br />

da im gehopften Bier keine<br />

krankheitserregenden Keime<br />

auftreten können. Hopfen ist<br />

eine mehrjährige Kletterpflanze<br />

aus der Familie der hanfartigen<br />

Gewächse. Die Triebe ranken an<br />

dünnen Drähten um die sieben<br />

Meter empor, bis deren Früchte<br />

dann von Ende August bis in<br />

den September hinein abgeerntet<br />

werden. Für den Bierbrauer<br />

sind die Dolden, die Zapfen,<br />

aus guten Gründen interessant.<br />

Denn auf ihren Innenseiten tragen<br />

sie unzählige kleine, gelbliche,<br />

klebrige Kügelchen – dies<br />

ist das Hopfenmehl oder auch<br />

Lupulin und der eigentlich wertvolle<br />

Bestandteil des Hopfens,<br />

nämlich Träger seines Aromas<br />

und seiner „Bittere“.<br />

Zur Herstellung eines typischen<br />

Bieres ist beim Brauen eine<br />

Gabe von 120 bis 150 Gramm<br />

Hopfen je Hektoliter erforderlich.<br />

Die Zutat Hopfen schwankt<br />

allerdings stark in Abhängigkeit<br />

von der Biersorte. Für ein Weißoder<br />

Weizenbier beispielsweise<br />

ist eine geringere Hopfengabe<br />

nötig, für das von den meisten<br />

Bierenthusiasten bevorzugte<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

Pils fast die doppelte Menge.<br />

Hopfen übrigens spielte schon<br />

im Altertum bei der Herstellung<br />

von Bier eine wesentliche Rolle.<br />

Vor dem Erlass des Reinheitsgebots<br />

in Deutschland hatten sich<br />

viele Menschen daran versucht,<br />

dieses damals schon beliebte<br />

Getränk selbst herzustellen.<br />

Meistens ist das gründlich schiefgegangen,<br />

und so entstand der<br />

Spruch „Hopfen und Malz, Gott<br />

erhalt´s“. Doch gelang der Brauprozess,<br />

wurde das Resultat mitunter<br />

bewundernd als „Tat Gottes“<br />

bezeichnet. Und noch ein<br />

Spruch stammt aus jenen Zeiten,<br />

der noch heute gang und<br />

gäbe ist: Wenn im Leben mal<br />

irgendwas nicht sofort klappt,<br />

heißt es tröstend, „noch sind<br />

Hopfen und Malz nicht verloren“.<br />

Mit dem Brauen von Bier<br />

hat das natürlich nichts mehr zu<br />

tun. Aber ob den Hintergrund<br />

dieser Redewendung wirklich<br />

noch jeder kennt? B. P.<br />

Getränke! 05 | <strong>2023</strong> | 49

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