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neue perspektiven? kreative kammerpunkte?

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Effektivitätsstudien zu den Kosten von Familientherapie<br />

Tabelle 2<br />

die medizinischen Behandlungsmaßnahmen<br />

von Einzelpersonen wurden<br />

sechs Monate vor, während und nach<br />

der Psychotherapie erhoben. In diesen<br />

Studien war die Inanspruchnahme von<br />

ambulanten medizinischen Maßnahmen<br />

die abhängige Variable. Ambulante Besuche<br />

wurden definiert als medizinische<br />

Maßnahmen bei Krankheit oder Unfällen,<br />

Verletzungen, bei der Behandlung mit<br />

Psychopharmaka, körperlichen Routineuntersuchungen,<br />

Akutbehandlungen<br />

und Labor- oder röntgenologischen Untersuchungen.<br />

Daten über Notfallaufnahmen,<br />

allgemeine rezeptpflichtige Verschreibungen<br />

und stationäre Behandlungen<br />

standen nicht zur Verfügung.<br />

Teilnehmer an der Studie wurden zufällig<br />

aus der Gruppe ausgewählt, die Einzel-, Eheoder<br />

Familientherapie in Anspruch genommen<br />

hatten. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten,<br />

musste für eine Zuweisung zu<br />

einer der Gruppen das Verhältnis der überwiegenden<br />

Therapieform zu anderen<br />

Therapieformen mindestens 3:1 sein (Einzel-,<br />

Ehe-/Paar- oder Familientherapie).<br />

Es wurden fünf unterschiedliche Therapieformen<br />

berücksichtigt: 1. Ehe-/Paartherapie,<br />

2. Familientherapie mit einem Indexpatienten<br />

(family therapy identified patient<br />

– FTIP; der Indexpatient war der „Grund“<br />

für die Inanspruchnahme einer Familientherapie),<br />

3. Familientherapie mit einem<br />

Angehörigen des Versicherten als Indexpatient<br />

(family other patient – FTOP; die<br />

untersuchten Versicherten waren also<br />

nicht selbst Indexpatient), 4. Patienten mit<br />

Einzeltherapie und 5. einer Vergleichsgruppe<br />

von HMO-Versicherten, die keine<br />

Psychotherapie – gleich welcher Art – in<br />

Anspruch genommen hatten.<br />

22<br />

HMO-Studie 1 (Law & Crane,<br />

2000):<br />

In dieser Studie wurde die Häufigkeit der<br />

Inanspruchnahme von medizinischen Behandlungen<br />

bei den Gruppen, die sich den<br />

unterschiedlichen Therapieformen unterzogen<br />

hatten, über die Zeiträume sechs Monate<br />

vor der Therapie, sechs Monate nach<br />

Beginn der Therapie und ein Jahr nach<br />

Abschluss der Therapie miteinander verglichen.<br />

Die gewonnenen Ergebnisse lassen<br />

darauf schließen, dass Familientherapie mit<br />

einer signifikanten Abnahme der Inanspruchnahme<br />

von medizinischen Behandlungen<br />

ein Jahr, nachdem die Therapie<br />

begonnen hatte, einhergeht.<br />

HMO- Studie 2 (Law, Crane &<br />

Mohlmann-Berge, 2003):<br />

„High utilizers“ (Patienten mit einer hohen<br />

Inanspruchnahme-Rate und hohen Behandlungskosten),<br />

d.h. Personen, die viermal<br />

oder öfter während des sechsmonatigen<br />

Zeitraums einen Arzt aufsuchten,<br />

wurden stichprobenweise ausgesucht.<br />

Bei der Analyse der Häufigkeit der Arztbesuche<br />

dieser Personen war es nicht<br />

möglich, zwischen chronischen Erkrankungen<br />

und der Somatisierung von emotionalen<br />

Sorgen zu unterscheiden. Demzufolge<br />

beziehen sich die Ergebnisse sicherlich<br />

auf beide Beschwerdeformen.<br />

Vergleicht man die Inanspruchnahme medizinischer<br />

Leistungen von „high utilizers“<br />

ein Jahr vor und ein Jahr nach einer Therapie,<br />

so zeigt sich bei allen Therapieformen<br />

eine dramatische Abnahme der<br />

Inanspruchnahme.<br />

Fazit: Ehe- und Familientherapien reduzieren<br />

allgemein die Inanspruchnahme<br />

von medizinischen Behandlungsmaßnahmen,<br />

wobei bei der Gruppe der „high<br />

utilizers“ eine bedeutende Abnahme zu<br />

beobachten ist.<br />

2. Die Medicaid-Studie<br />

In der zweiten an einem Gesundheitsversorgungssystem<br />

durchgeführten Studie<br />

wurden Daten aus dem Medicaid System<br />

des Staates Kansas untersucht. Medicaid<br />

ist ein bundesstaatlich gegründetes Gesundheitsfürsorge-System<br />

für bedürftige<br />

Kinder und Erwachsene mit Behinderungen.<br />

Medicaid ist die größte Krankenversicherungsorganisation<br />

für Kinder in<br />

den Vereinigten Staaten.<br />

Schwerpunkt der ersten Medicaid-Untersuchung<br />

waren verhaltensgestörte Kinder<br />

und Jugendliche (Crane, Hillin & Jakubowski,<br />

2005). Es wurden retrospektiv die<br />

Daten zu den Gesundheitskosten von fast<br />

4000 multi-ethnischen Jugendlichen, die<br />

als verhaltensgestört diagnostiziert waren,<br />

ausgewertet und über einen Zeitraum von<br />

30 Monaten zurückverfolgt. Für die Analyse<br />

standen die Gesamtkrankenkosten<br />

(einschließlich der bei psychischen Erkrankungen<br />

angefallenen Kosten) zur Verfügung.<br />

Es handelte sich dabei um Daten von<br />

3.753 Jugendlichen. Insgesamt erhielten<br />

3.086 Jugendliche eine psychotherapeutische<br />

Behandlung, darunter Einzeltherapie<br />

(ohne Familientherapie), 503 erhielten<br />

aufsuchende Familientherapie und 164<br />

reguläre Familientherapie bei ihrem Therapeuten.<br />

Für die Auswertung standen die<br />

Krankenkosten für den Zeitraum von<br />

2 ½ Jahren nach Abschluss der Therapie<br />

zur Verfügung.<br />

Die durchschnittlichen Krankenkosten für<br />

Jugendliche ohne Familientherapie beliefen<br />

sich auf $ 16.260. Für diejenigen, die<br />

beim Therapeuten – also in dessen Behandlungsräumen<br />

– familientherapeutisch<br />

behandelt wurden, beliefen sich die durchschnittlichen<br />

Kosten auf $ 11.116. Jugendliche,<br />

die beim Therapeuten familientherapeutisch<br />

behandelt wurden, wiesen<br />

im Durchschnitt ca. $ 5.144 (32%) weniger<br />

Versorgungskosten auf als diejenigen,<br />

die nur eine Einzeltherapie erhalten hat-<br />

Psychotherapeutenjournal 1/2007

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