28.12.2012 Aufrufe

neue perspektiven? kreative kammerpunkte?

neue perspektiven? kreative kammerpunkte?

neue perspektiven? kreative kammerpunkte?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aktuelles aus der Berufspolitik<br />

Die Absicht des G-BA, die Anerkennung<br />

<strong>neue</strong>r Verfahren und die Zulassung der<br />

betroffenen Psychotherapeuten von einer<br />

quantitativ definierten sogenannten Versorgungsrelevanz<br />

abhängig machen zu<br />

wollen, war infolge der Beanstandung<br />

durch das Bundesministerium für Gesundheit<br />

(BMG) vom 15.08.2006 nicht in<br />

Kraft getreten. 17<br />

Nach den Feststellungen der BPtK hat der<br />

G-BA seinen Beschluss aber – entgegen<br />

dem entsprechenden Hinweis des BMG<br />

in seiner Beanstandung – gerade nicht<br />

an den geltenden Richtlinien 18 ausgerichtet,<br />

sondern an dem durch die Beanstandung<br />

nicht in Kraft getretenen Richtlinien-<br />

Änderungsbeschluss:<br />

„In seinem aktuellen Beschluss zur<br />

Gesprächspsychotherapie hat der G-BA<br />

dennoch das Kriterium der Versorgungsrelevanz<br />

angewendet – und nicht die<br />

noch geltenden Bestimmungen der Psychotherapie-Richtlinien<br />

für die Zulassung<br />

<strong>neue</strong>r psychotherapeutischer Verfahren.”<br />

19<br />

Dokumentation der Gesprächspsychotherapie-Verbände<br />

Die GPT-Verbände hatten eine Dokumentation<br />

erstellt, um zu belegen, dass die<br />

Studienlage zur Gesprächspsychotherapie<br />

sogar den Anforderungen für <strong>neue</strong> Psychotherapieverfahren<br />

genügt, wie sie der<br />

G-BA am 20.6.2006 beschlossen hatte,<br />

die vom BMG aber wegen der Unverhältnismäßigkeit<br />

des Eingriffs in die Berufsfreiheit<br />

von Psychotherapeuten beanstandet<br />

worden sind.<br />

In dieser Dokumentation sind:<br />

■ (nur exemplarisch) 17 Studienbelege<br />

zu Nutzen und Geeignetheit der GPT<br />

für die Versicherten-Versorgung beschrieben,<br />

die vom G-BA entweder als<br />

ungeeignet verworfen oder überhaupt<br />

nicht in die Bewertung einbezogen worden<br />

sind,<br />

■ (nur exemplarisch) 4 Studien und deren<br />

unrichtige Bewertung durch die<br />

Themengruppe beschrieben,<br />

■ (nur exemplarisch) 8 Studien beschrieben,<br />

die von der Themengruppe im<br />

30<br />

Einzelnen positiv bewertet, im Ergebnis<br />

aber verworfen worden sind.<br />

26 dieser 29 Studienbelege sind nach einem<br />

peer-review in wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschriften veröffentlicht, 2 sind nach<br />

einem peer-review zur Veröffentlichung<br />

angenommen, bei einer Publikation handelt<br />

es sich um eine Überblicksarbeit.<br />

Der G-BA konnte in keiner dieser Studien<br />

auch nur einen Hinweis auf den Nutzen<br />

und die Geeignetheit der Gesprächspsychotherapie<br />

erkennen. 20<br />

Zum Bewertungsverfahren und<br />

zur Entscheidungsfindung des<br />

G-BA<br />

„Laienhafte“ Definition der<br />

Gesprächspsychotherapie<br />

Die gesprächspsychotherapeutischen Fachgesellschaften,<br />

der Wissenschaftliche Beirat<br />

Psychotherapie, die BPtK, die BÄK und<br />

der überwiegende Teil der Stellungnahmen<br />

21 haben die Gesprächspsychotherapie<br />

im Wesentlichen identisch beschrieben.<br />

Diese Verfahrensdefinitionen liegen<br />

der vertieften Ausbildung an staatlich anerkannten<br />

Ausbildungsstätten zugrunde.<br />

Der G-BA hätte über das Verfahren beraten<br />

müssen, das durch die Curricula zur<br />

vertieften GPT-Ausbildung definiert und<br />

von anderen Ausbildungsgängen abgegrenzt<br />

ist.<br />

Der G-BA hat die Gesprächpsychotherapie<br />

aber im Widerspruch dazu und damit<br />

entgegen dem psychotherapeutischen Berufs-<br />

und Ausbildungsrecht in mehrfacher<br />

Hinsicht eingeschränkt und so einen großen<br />

Teil von Nutzennachweisen a priori<br />

aus der Bewertung ausgegrenzt.<br />

Er hat sie auf eine so genannte „klassische<br />

Gesprächspsychotherapie“ begrenzt<br />

22 , indem er das „Prinzip der Nichtdirektivität“<br />

verabsolutierte und die GPT<br />

damit auf den Entwicklungsstand von 1951<br />

fixierte. 23<br />

Richtig ist, dass dieses „Prinzip“ in der<br />

Gesprächspsychotherapie bereits seit 1951<br />

weiterentwickelt worden war. Das hatte<br />

seinen Ausdruck in der 1951 veränderten<br />

Bezeichnung des Verfahrens von „non-<br />

directive therapy“ zu „client-centered-therapy“<br />

gefunden. 24<br />

Der Wissenschaftliche Beirat der GwG hat<br />

dazu in der Erklärung vom 04.12.2006 25<br />

u.a. festgestellt:<br />

„Der G-BA hat der Gesprächspsychotherapie<br />

eine laienhafte Verfahrensdefinition<br />

zugrunde gelegt, die falsch und unhaltbar<br />

ist.<br />

Die von dem G-BA vorgenommene Beschreibung<br />

von Theorie und Praxis der<br />

Gesprächspsychotherapie kann nur als<br />

Karikatur der international vertretenen<br />

und auch in Deutschland erforschten,<br />

gelehrten und praktizierten Gesprächspsychotherapie<br />

angesehen werden. 26<br />

17 Vgl. die Regelung nach B I.3.4 PTR in der am<br />

20.06.2006 beschlossenen, vom BMG aber<br />

beanstandeten Fassung.<br />

18 B.I.3.1 Feststellung durch den wissenschaftlichen<br />

Beirat gemäß § 11 Psychotherapeutengesetz,<br />

dass das Verfahren als wissenschaftlich<br />

anerkannt angesehen werden<br />

kann.<br />

B.I.3.2 Nachweis der erfolgreichen Anwendung<br />

an Kranken überwiegend in der ambulanten<br />

Versorgung über mindestens 10 Jahre<br />

durch wissenschaftliche Überprüfung<br />

(Stellungnahme aus der Psychotherapieforschung<br />

unabhängiger Einrichtungen, Evaluation<br />

von Behandlungen und langfristigen<br />

Katamnesen, Literatur).<br />

B.I.3.3 Ausreichende Definition des Verfahrens<br />

und Abgrenzung von bereits angewandten<br />

und bewährten psychotherapeutischen<br />

Methoden, so dass die Einführung<br />

des neuartigen psychotherapeutischen Vorgehens<br />

eine Erweiterung oder Verbesserung<br />

der vertragsärztlichen Versorgung bedeutet.<br />

B.I.3.4 Nachweis von Weiterbildungseinrichtungen<br />

für Ärzte sowie Ausbildungsstätten<br />

für Psychologische Psychotherapeuten<br />

und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten<br />

mit methodenbezogenem<br />

Curriculum in theoretischer und praktischer<br />

Krankenbehandlung.<br />

19 BPtK-newletter 04/2006, S. 2.<br />

20 GPT-Verbände-Dokumentation 19.12.2006<br />

21 S. Supplement zum G-BA-Bericht zur Nutzenbewertung.<br />

22 S. 3 der Tragenden Gründe.<br />

23 S. 2-4 der Tragenden Gründe.<br />

24 Rogers, C. R. (1951). Client centered therapy.<br />

Boston: Mifflin.<br />

25 „Öffentliche Erklärung” des Wissenschaftlichen<br />

Beirates der GwG von 04.12.2006.<br />

26 „In den Tragenden Gründen für die Entscheidung<br />

des G-BA wird z.B. sachwidrig<br />

ausgeführt, das ‚therapeutische Agens’ der<br />

Gesprächspsychotherapie sei die ‚Anerken-<br />

Psychotherapeutenjournal 1/2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!