92 GAK FÖRDERGRUNDSATZ VII. ERHEBUNG VON GENOTYPINFORMATIONEN BEI WEIBLICHEN TIEREN Mit KuhVision sollte in Deutschland eine weibliche Lernstichprobe für die Holsteinzucht etabliert werden. Das Projekt wurde 2016 vom Bundesverband Rind und Schwein und seinen Mitgliedsorganisationen zusammen mit dem vit und dem IFN Schönow initiiert. Die Nachfrage seitens der Landwirte nach genomisch Zuchtwerten von den eigenen Rindern war sehr hoch. Somit wurden die zu erreichenden Tierzahlen für diese Lernstichprobe schnell erreicht. Um einer größeren Anzahl von Milchviehhaltern die Möglichkeit zu geben, die weiblichen Tiere genomisch untersuchen zu lassen, wurde das weiterführende Projekt der Herdentypisierung ins Leben gerufen. Dem teilnehmenden Landwirt steht der genetische Zuchtwert als zusätzliche Information für Managementmaßnahmen bzw. Selektionsentscheidungen zur Verfügung. Er erhält für jedes typisierte weibliche Tiere das gesamte deutsche Zuchtwertportfolio, bestehend aus 48 Zuchtwerten aus dem Bereich Gesundheit, Leistung und Exterieur. Darüber hinaus erhält man Informationen: →→ →→ →→ zu genetischen Besonderheiten des Tieres wie Hornstatus, Rotfaktorträger und Variant Red Carrier (VRC) Beta- und Kappa-Kaseintyp zu den Erbfehlern Brachyspina, Bovine-Leukozyten-Adhäsions-Defizienz (BLAD), Cholesterin-Defizit-Haplotyp (CDH) und weitere mit der Überlebensfähigkeit des Kalbes in Verbindung gebrachte Haplotypen. Somit stehen auch für viele der zuvor aufgeführten Merkmalskomplexe bei Milchkühen die Informationen des Erbgutes der Tiere zu Verfügung und können somit frühzeitig züchterisch bearbeitet werden. Auch in Thüringen sind die genomischen Zuchtwerte gefragt, die Anzahl der Tiere mit Informationen aus deren genomischen Profil steigt stetig. So wurden seit Projektstart 37.700 Tiere untersucht und deren Zuchtwerte liegen den Besitzern und der Zuchtorganisation vor. Von dieser genotypisierten Population haben bisher 19.600 Tiere ihr genomisches Leistungsvermögen unter Beweis gestellt. Diese Tiere haben inzwischen mindestens die erste Laktation abgeschlossen. Im Jahr <strong>2023</strong> wurden im Rahmen des Fördergrundsatzes 4.349 Kälber genomisch untersucht. Diese stehen in den folgenden 16 geförderten Betrieben: →→ →→ →→ →→ →→ →→ →→ →→ →→ →→ →→ →→ →→ →→ Wipperdorfer Agrargesellschaft mbH, Kehmstedter Weg 11, 99752 Wipperdorf, Agrarproduktion "Goldene Aue" GmbH, Alte Straße 356, 99765 Görsbach, Agrargenossenschaft "Hörseltal" e.G. Burla, Creuzburger Str. 65, 99820 Hörselberg-Hainich, Agrargenossenschaft Reichenhausen eG, Auf dem Elm 4, 98634 Erbenhausen, Agrargenossenschaft Bucha eG, Dorfstr. 1A, 07751 Bucha, MVA Schwabhausen GmbH & Co. KG, Industriestr. 5, 99869 Schwabhausen, Landgenossenschaft Dittersdorf eG, Betriebsteil Volkmannsdorf, 07924 Volkmannsdorf, Agrarbetrieb Schönbrunn eG, Schönbrunn 170, 07929 Saalburg-Ebersdorf, GmbH Rinderproduktion Deuna, Zum Hinterdorf 1a, 37355 Niederorschel, Gerbothe-Wiesner GbR, Südharzstraße 15, 99755 Hohenstein, Agrarprodukte Bernsgrün-Hohndorf eG, Bernsgrün, Triftweg 1, 07937 Zeulenroda-Triebes Zuchtzentrum Gleichamberg eG, Römhilder Straße 18, 98630 Römhild Agrargesellschaft Hermannsfeld mbH, Stedlingen, Auf den Röthen, 98617 Rhönblick Agrargenossenschaft Niederpöllnitz eG, Pappelallee 7, 07570 Harth-Pöllnitz Im Zusammenhang mit der Typisierung wird von jedem Tier die Abstammung überprüft. Nur Tiere mit gesicherter Abstammung bekommen die genomischen Zuchtwerte ausgewiesen. Die sehr gute Dokumentation der Betriebe zeigt das große Interesse an den genomischen Zuchtwerten. Der Anteil der Tiere, bei denen der Elternfinder laufen muss, liegt aktuell bei 7,4 %. Beim Elternfinder wird die Abstammung des fehlerhaften Tieres mit allen im System hinterlegten typisierten Tieren abgeglichen und das passende Elternpaar herausgefiltert. Dieser Fehler kann durch ungenaue Zuordnung der Kälber unmittelbar nach der Geburt verursacht werden. In Betrieben mit mehreren Abkalbungen in einer Gruppe und innerhalb kurzer Zeit, kann dieses Problem auftreten. Die Milchviehhalter in Thüringen, die 2016 zu den ersten Teilnehmern der Genotypisierung gehörten, haben nunmehr ihre Herden fast durchtypisiert. Lediglich die Kühe mit 7 oder mehr Laktationen sind nicht genotypisch untersucht. →→ →→ Rhönland eG, Am Lindig, 36466 Dermbach, Agroprodukt Sonneberg eG, Sichelreuther Str. 8, 96524 Föritz, QCONTROL <strong>2023</strong>
GAK FÖRDERGRUNDSATZ 93 ABBILDUNG 1 ABLAUF DER PROBENEINSENDUNG UND DATENRÜCKMELDUNG Im Webportal genomische Zuchtwerte einsehen Normale Geburtsmeldung Bei Fragen: Unterstützung durch ihre Zuchtorganisation Automatische Analyse und Auswertung Einfache Beprobung und Versand der Proben Quelle: BRS DATENERHEBUNG BEI MILCHKÜHEN: ABBILDUNG 2 DATENSTRÖME DER PARAMETER FÜR DEN GAK FÖRDERGRUNDSATZ „VERBESSERUNG DER GESUNDHEIT UND ROBUSTHEIT LANDWIRTSCHAFTLICHER NUTZTIERE“ Landwirtschaftlicher Betrieb Zuchtwerte Kuhzuchtwerte Aufbereitete Daten, Kuhzuchtwerte Mit der Datenerfassung beauftragte Kontrollvereinigung Aufbereitete Daten Rechenstelle (Datenverarbeitung) Datenerhebung Phänotypische Grunddaten Milchproben Milchanalysedaten Milchuntersuchungslabor Daten für die Zuchtwertschätzung Zuchtorganisation betreibt Zuchtprogramm Zuchtwerte Daten für die Zuchtwertschätzung Beauftragte Zuchtwertschätzstelle QCONTROL <strong>2023</strong>