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Gottfried August Bürgers Einfluß August \filhelm Schlegel.

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-lE<br />

Wir kommen zu dem Resultat, daß die erste äußere<br />

Annäherung zwischen B. und Schl. im Spätsommer 86<br />

stattfand. daß sie Winter 87i88 sich näher traten. Der<br />

Höhepunkt ihrer Freundschaft und ihres gemeinsamen<br />

Wirkens fällt um die Wende 88iS9. Von da ab ist ein<br />

allmähliches Verflachen der Beziehungen bis zum Stillstand<br />

zu bemerken. Bevor t'ir auf die literarische Wirkung<br />

dieser Beziehungen eingehen, können wir eines<br />

vorausschicken, nämlich daß Schl.-s schriftstellerisches<br />

Interesse bis in sein hohes Alter hinein B. gegenüber nicht<br />

abnahm. In dem Katalog seiner nachgelassenen Büchersammlung,<br />

der 1845 von dem Buchhändler V. M. Heberle<br />

in lJonn zwecks einer Versteigerung herausgegeben<br />

$.urde, finden sich alle bis dahin erschienenen Ausgaben<br />

B.-scher Schriften v. J. 1789 bis 1833. Sie sind aufgeführt<br />

auf S.96 Nr. 1315 ff.: Die von B. eigenhändig redigierte<br />

Gedichtausgabe v. J. 1789, Karl von Reinhards Attsgaben<br />

v. l, 1796 bis 98, 1823, die in Dietrichs Verlag in Ci. erschienene<br />

Ergänzung vom Jahre 1833, und die ebenialls<br />

bei Dietrich erschienene Gesamtausg;abe vott A. w. Bohtz<br />

1'66 Jahre 1835, schließlich: B.-s ,,Lenore" in drei englischen<br />

Uebersetzungen Eebst Originaltext Wien 1798.<br />

Wir haben hier eine für jene Zeit fast vollständige<br />

Bürgerliteratur.<br />

*+'F<br />

Der Verkehr zwischen IJ. uncl Schl. war nicht ohne<br />

Wechselwirkung auf Wesen und Gebahren der beiden<br />

geblieben. Interessant für das persönliche Verhalten<br />

Schl.-s in der Göttinger Zeit ist eine Stelle aus einem<br />

Briefe seines Bruders Friedrich vom 24. Nov. 93. (Walzel<br />

S. 151 ff.): ,,ln Deiner Prosa aber, in Deinem Gespräch<br />

bemerkte man allgemein (ich selbst kottnte damals trr.'ch<br />

nicht urteilen) Etwas, das garnicht liebenswürdig war,<br />

und an Bürger erinnerte, der wahrlich auch nicht liebettswürdig<br />

ist." Bürger seinerseits bekennt in dent Brief an<br />

F. L. W. Meyer (Str. lll ztz. l. März 1789): ,,lch muß<br />

ihm (Schleeel) aber auch das Verdienst um mich einräumen,<br />

daß er durch sein Anschüren und lJlasen die alte,<br />

fast hinsterbende Flamme des Busens v'zieder empolge-<br />

-19-<br />

bracht hat". Gerade diese Stelle scheint sich bildlich anzulehnen<br />

an ein Gedicht Schl.-s an 8., verfaßt 1788 (Böck.<br />

II. 360) wo es in der 3. Strophe'heißt:<br />

,,Ich wollte Dich mit Nektar tränlien,<br />

Und Kraft in deine Adern senken,<br />

Bis diese matte Kälte wich - -"<br />

Str. 4.<br />

,,I)och mir war nichts als diese Leier<br />

Und in der Brust unsterbliches Feuer - -- -'{<br />

Freilich, den Hauptgewinn aus dem Zusammensein<br />

zog A. W. <strong>Schlegel</strong> für sein schriftstellerisches Werden.<br />

Schon äußerlich war B. imstande, ihm die literarische<br />

Laufbahn zu ebnen. Er empfahl den jungen, noch unbekannten<br />

Mann literarisch tätigen Freunden, er erzählte<br />

in seinen Briefen wiederholt in clen rühmendsten Worten<br />

von ihm. So in dem Brief vom 12. Jan.89 (Str. III. ZII),<br />

in dem er seinen Freund Meyer aut Schl.-s Gedicht ..Bacchidion"<br />

aufmerksam macht. Auch Voß und Gleim<br />

scheinen wie Meyer B.-s Empfehlungen gewiirdigt zn<br />

haben. Voß an B. 1. Juni 89 (Str. III. Z3g) ,,Ihren jungen<br />

Aar, dessen Flug auch mir Freude gemacht hat". Wenn<br />

Voß später in seiner Rezension') der B.-schen Sonette<br />

von der ,,komisch-ernsthaften Schnurre" an den jungen<br />

Aar spricht, so wird dieser Wandel des Urteils erklärlich,<br />

\r-enn man Vossens damaligen polemischen Standpunkt<br />

gegen Schl. und die Romantik ins Auge faßt.<br />

Gleirn antwortet Bürger auf einen [3rief, cler Bouterweck<br />

und <strong>Schlegel</strong> lobend nebeneinandergestellt hatte,<br />

am 15. Nov. 89 (lll. 293):<br />

,,An ihm (Bouterweck) und dem jungen Flerrn<br />

<strong>Schlegel</strong> haben wir Ersatz unsers Abgangs." Boie 11. Mai<br />

89 (Str. lll. 231. ff.) äußert sich sehr anerkennend über<br />

<strong>Schlegel</strong>s Sonett ,,Das Lieblichste", ,,besonders weil ich<br />

den jungen Mann liebe, und groß von ihm denke, wie Du."<br />

*i.!t<br />

Eine weitere Wirkung äußerer Art übte B. auf Schl.-s<br />

literarische Entwicklung dadurch aus, daß er für die erste<br />

2*<br />

G.A. Bürger-Archiv G.A. Bürger-Archiv

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