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Gottfried August Bürgers Einfluß August \filhelm Schlegel.

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-82--<br />

Lohre's Arbeit: Von Percy zum Wunderhorn. Beiträge<br />

zrr Geschichte der Volksliedforschung in Deutschland.<br />

Palaestra. XXll Berlin 1902.<br />

In erster Linie gewann Percy für B. Bedeutung als<br />

anregendes und befruchtendes Element in der Balladendichtung.<br />

Schl. selbst hat nachgewiesen, daß ,,nicht<br />

weniger als fünf, und darunter zwei von <strong>Bürgers</strong> beliebtesten<br />

Balladen, die ,,Entfühl'ung" und der ,,Bruder<br />

Graurock" nach englischen Stücken gearbeitet und fast'<br />

nur frei übersetzt" seien. (Böck. VIII S4 ,,Bürger" 1800).<br />

Daß den B.-schen Balladen die Zurückhaltung und<br />

Sparsamkeit Percy's fehle, stellt Lohre fest im Anschluß<br />

an Schl., der diesen Umstand Ballade fiir Ballade nachweist.<br />

Doch habe B. an l(raft und Beweguug durch<br />

Percy's Studium gewonnen und sei durch ihn von der gefährlichen<br />

tsahn der Bänkelsängerballade abgelenkt<br />

worden. (Lohre S, 6.)<br />

Als Sammler offenbare sich 8., Percy's Vorbild folgend,<br />

in einem Brief an Boie (19. <strong>August</strong> 1775):,,Ich gehe<br />

jetzt in allem Ernst darauf aus, die a'lten deutschen Volkslieder<br />

zusammenzubringen -" Die Fundstellen fiir eine<br />

solche Sammlung werden angedeutet (Wzb. III 10):<br />

,,- unter den Linden des Dorfs, auf der llleiche und in<br />

den Spinnstuben" (von Lohre nicht erwähnt: ,,Unter unsern<br />

Bauern, Hirten, Jägern, Bergleuten, Handwerksburschen"<br />

u. s. w. - In ähnlicher Weise spricht Schl. von<br />

den lebendigen Quellen des Volksliedes der antiken Welt<br />

(Min. II. 243): ,,Diese Gesäuge der Landleute, Handwerker,<br />

Schiffer u. s. w., der Mädchen, Mütter, Ammen<br />

und Kinder -"). Nicht zur Nachahmung, sondern als<br />

,,Fundgrube" solle nach B. eine solche Sammlung dienen.<br />

Ebenso wie die Lektüre der altdeutschen Dichtung wird<br />

sie von B. den Dichtern zur Beachtung empfohlen. Diese<br />

Ratschläge sollen erst später, in der Zeit der Romantik<br />

sich ztl allgemeinerer Geltung durchringen, ia dem<br />

,,magisch rostigen Colorit" (Wzb. III l0 f.) das B. am<br />

Volkslied so liebte, sollte es vorbehalten sein, noch einmal<br />

zur herrschenden literarischen Mode zv werden.<br />

So entsteht in B. der Wunsch (Wzb.lll I2): ,,Ich hemme<br />

meine Herzensergießungen mit dem Wunsche, daß doch<br />

-83-<br />

endlich ein deutscher Percy aufstehen, die Ueberbleibsel<br />

unserer alten Volkslieder sammeln -möge."<br />

Lohre ühersieht, daß dieser Wunsch sich auch bei<br />

schl. wiederfindet (Min. tlt. 167 22 t.): ,,Es fehlt uns<br />

noch an einer Sammlung dieser Art, wie die Percysche,<br />

welche sich auf eirtheimischen Volksgesang beschränkte<br />

-". Aehnlich (Min. III. 161 S. 36 f.): ,,Für die<br />

I-iteratur der Volkspoesie wäre noch viel zu thun<br />

übrig -".<br />

An dritter Stelle gibt Lohre zu bedenken, daß die Beschäftigung<br />

mit Percy in B. und durch dessen Vermittlung<br />

in Schl. den Sinn philologischer Kritik, besonders fiir das<br />

Wesen des Volksliedes, geschärft habe. B. sei der erste<br />

gewesen, welcher auf das ,,Zersingen" der Volkslieder<br />

aufmerksam gemacht und die Forderung aufgestellt habe,<br />

man solle den ,,heterogenen Anflug wegnehmen und die<br />

alte verdunkelte oder gar verlorne Leseart wiederlterstellen."<br />

(Lohre 12 Wzb.III. 10.)<br />

Auf dem von B. vorgezeigten Wege sei Schl. ein<br />

gutes Stück vorwärts gekommen. Seine Vermutung. die<br />

Eingangsstrophe vom ,,Child of F,lle" sei Percyscher Zusatz.<br />

sei von der lleueren Forschung bestätigt worden.<br />

Er habe zuerst darauf hingewiesen, daß die meisten erhaltenen<br />

Volkslieder nicht über das 15. Jh. hinauf reichen,<br />

daß Percy auf einer Reihe von Vorgängern fuße ([,ohre<br />

119. Min. III 160), daß Volksdichtung und Minnedichtung<br />

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