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Gottfried August Bürgers Einfluß August \filhelm Schlegel.

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- r02 __<br />

nun folgen jene wegwerfenden Bernerkungen über die<br />

Kunst gut zu reimen, die Schl.-s besprochenen Aufsätz<br />

über Metrik zur Folge hatten. Friedrich mochte<br />

wohl einsehen, daß er auf dem formalen Gebiet der Poesie<br />

seinem Bruder nicht ebenbürtig war und hielt sich von<br />

nun an in seiner Polemik an den Gehalt der B.-schen<br />

Dichtung. Sein Brief vom 24. Nov. 93 (Walzel S. 150)<br />

ist ein wahrer Feldzug gegen B. Er wendet sich gegen<br />

B.-s Naturalismus, erkennt zwar seine lebendige Darstellung<br />

an, auch seine Grazie, in welcher er sich jedoch<br />

mit Goethes ,,Amor ein Landschaftsmaler" nicht rrergleichen<br />

könne. Wohl habe er in der Romanze ein<br />

,,Originalhöchstes" erreicht; dies tnache ihn'aber noch<br />

nicht zum großen Dichter und gebe ihm nicht das Recht,<br />

sich dem Richterstuhl der Muse zu entziehn.<br />

Zum Thema: .,Volkstümlichkeit" stellt er die Frage<br />

(Walzel S. I51): ,,Aber sagt mir doch, ihr Naturherren,<br />

wie ist es nur möglich, daß Dante dem Volke verständlich<br />

5sv! -" Dazu vgl. Schl. (,,Bürger" 1800 VIII.73): ,,Dante<br />

und Petrarca - sind auf jede Weise -* so unpopulär wie<br />

möglich -".<br />

Der als volkstümlich ausgeschrieene Shakespeare<br />

sei als ,,grober Leib" in seinen Dichtungen wohl ,,sehr<br />

sichtbar". während sein Geist ,,so wunderbar und zart"<br />

sei, daß er selbst prädestinierten Kennern zu entschliipien<br />

scheine.<br />

Dazu vgl. Schl. (a. a. O. S. 76): ,,shakespeare und<br />

Cervantes scheinen es nur (populär), indem sie die Menge<br />

in ihren meisten'Werken durch rasche Bewegung ocler<br />

heitre Darstellung befriedigen, und sie mit einem oberilächlichen<br />

Verständnisse täuschen, während der tiefe<br />

Sinn und eine Unendlichkeit zatter Beziehungen gemeinen<br />

Lesern und Zuschauern verborgen bleibt."<br />

B.-s Plattheit äußere sich vor allem in seinen Epigrammen.<br />

In diesem Urteil spiegelt sich wohl Carolinens<br />

Ansicht wieder, die sich damals unter Frieclrichs<br />

Schutz in Lucka airfhielt. 16. Okt. 1792 (Waitz I. ?72)<br />

schreibt sie an Meyer: ,,-- Bürger dünkt sich sehr groß<br />

in seinen Epigrarnmen -- aber er muß jedern rechtlichen<br />

Menschen sehr klein und ptibelhaft vorkomrren, und nöch<br />

- r03 -<br />

obendrein wizlos. Wie hat der gute Heine alle die Unanständigkeiten<br />

die Zensur passieren lassen können."<br />

Friedrichs briefstelle: ,,Und ebenso wenig kannst Du<br />

wohl angeben, was Edles in seinem Leben ist." erinnert<br />

an Schillers rücksichtslose persönliche Angriffe gegen 8.,<br />

die von Schl. nie gebilligt wurden. In dieser Hinsicht<br />

stimmte er in den Ton Carolinens ein, deren erste Verstimmung<br />

gegen Schiller, der spZtter Grund haben sollte,<br />

sie als ,,Madam Lucifer" zu seinen Gegnern zu rechnen,<br />

auf dessen Bürgerkritik zurückgeht: An Meyer. 30.Juli<br />

I79l: ,,HäIt ich noch Plaz, so schrieb ich lhnen littera-<br />

I ische Dinge von Schiller, der Bürgern um alle<br />

menschliche Ehre recennsirt hat, und Bürgern. der sich<br />

nur durch Ironie zu helfen rveiß - eine Waffe. die in<br />

den Händen der meisten Schriftsteller, weil sie meistens<br />

Männer sind, verunglückt, und ä plus forte raison in der<br />

seinigen."<br />

Dazu Schl. (Vltt, 7l a. a.O.): ,,- die moralischen<br />

Angelegenheiten eines noch lebenden Menschen vor das<br />

große Publikum zu ziehen, ist in cler That grausarn" dazu<br />

die Anm.: ,,Schillers Recension war meines Erachtens<br />

eine nach den Gesetzeu der litterarischen Moral rricht<br />

wohl zu rechtfertigende Handlung." (1800)<br />

Auf Grund der vorgebrachten Argumente fältrt<br />

Friedrich fort: ,,Frage Dich selbst. ob Du unpartet'isch<br />

bist, Du thust Dir selbst unrecht. mit Bürger gemeine<br />

Sache at machen, solltest Du auch nie seinen Rultm erwerben<br />

wollen. Deine Dankbarkeit ehre ich, aber ich<br />

weiß garnicht, worauf sie sich eigentlich gründet? -<br />

Auf die Gedichte, die Du in der Zeit machtest, legst Du<br />

selbst keinen Wert mehr _-" (!)<br />

Anschließend (Walzel S. 152) wird der persönliche<br />

<strong>Einfluß</strong> Carolinens, der literarische Dantes gepriesen,<br />

denen Schl. ,,rein gutes - nicht nrit so ekelhaften Zusiitzen<br />

vergiftet - verdanke." Schiller sei ,,noch za<br />

gut". B.-s FaU sei auch ohne diese Rezension gewiß gewesen.<br />

Er habe Genie, sei aber kein Genie (wie Klopstock<br />

oder Schiller).<br />

Sodann geht Frieclrich zur I(ritik einzelner Schöpfungen<br />

iiber (S .154)<br />

G.A. Bürger-Archiv G.A. Bürger-Archiv

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