Gottfried August Bürgers Einfluß August \filhelm Schlegel.

Die Gründe, die August Wilhelm Schlegel bewogen,
im Jahre 1786 die Universität Göttingen zum Ort seiner
Studien zu wählerr, sind unschwer zu erkennen. Es war
für ihn, der aus Hannover gebürtig war, die nächste und
zugleich die Landes-Universität. Außerdem konnte der
19 jährige Jüngling, der später selbst zugestand, er sei ein
leidenschaftlicher Versemacher von Kindesbeinen an gewesen,
(Bocking: Schlegels Werke Ild. VIII, S. 68) der
schon 1785 durch ein Gedicht in Hexametern über die
deutsche Dichtung sein Interesse für Literatur bekundet
hatte, dort auf reiche Anregung fiir seine Veranlagung
rechnen, die wohl zum 'feil als ein Erbstück seines
Vaters Johann Adolf Schlegel und seines Oheims Johann
Elias Schlegel anzusehen ist.
Die Göttinger Bibliothek war damals zu einem stattlichen
Umfang gediehen. Nirgends war die englische Literatur,
unter deren Einfluß die deutsche damals stand,
so vollständig vertreten. Auch die poetischen Werke
romanischer Nationen waren nirgends in so reicher
Sammlung vorhanden.
Daneben lasen gerade auf dem Gebiet der Philologie
die namhaftesten Docenten: Bouterrveck befaßte sich mit
romanischer Literatur, Heyne mit klassischer Philologie.
Die ,,Göttinger gelehrten Anzeigen" beschäftigten sich
rnit Kritik. Außerdem hatte der ,,Göttinger Flain" der
Stadt den Ruf eines dichterisch produktiven Ortes verliehen,
der durch den Musenalmarrach, das erste deutsche
Unternehmen dieser Art (gegründet 1770) noch gesteigert
rverden mußte.
Ilin Motiv jedoch zog den jungen Studenten vor
allem magisch an: in Göttingen wohnte und wirkte der
Dichter Gottfried August Biirger. Schlegel selbst äußert
sich in diesem Sinne in seiner Anmerkung zur Bürgerrezension
vom Jahre 1328 (Böck. VIII. 68): ,,Mir aber
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