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Gottfried August Bürgers Einfluß August \filhelm Schlegel.

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-60_-<br />

rung des Theaters war, ist, nach diesem Zusclnitt zu<br />

fornlen."<br />

Diese Anregung teilt B. Schl. mit, der sich rlamals<br />

schon in Amsterdarn befinclet. 31. Oktober tTgI<br />

(Str. IV. 134):<br />

,,Gotter hat eine gar herrliche freie Nachahmung von<br />

shakespears Sturm unter denr f itel die Zauberinsel verfertigt,<br />

wovon die Damen niclrt genug zu rühmen wissen.<br />

Mozart componiert das Stück. Dieser Umstand hat ge_<br />

tnaeht, daß von unserm Som'rernachtstraum der Staub<br />

wieder abgeblasen ist, und Macl. Böhnrer (Caroline) und<br />

ich haben uns vorgenommen, dem Burschen iördersamst<br />

gemeinschaftlich das Wasser zu besehen..,<br />

Schl. selbst hat sich nirgends über B.-s Versuche arn<br />

Sommernachtstraum eingehend geäußert, wohl in dem<br />

unbehaglichen Bewußtsein, selbst auf den B.-schen Abwegen<br />

gewandelt zu sein. Um so schärfer trifft sein<br />

Tadel B.-s ,,Makbeth", welcher ,,manierierter ausge_<br />

fallen sei als sein Manieriertestes,. - die - ,,,rorgr_<br />

nommenen Veränderungen, Auslassungen, Umstellungen,,<br />

- dies alles lasse darauf schließen, ,,daß Bürger sich<br />

zu keiner reinen und ruhigen Ansicht des Shakespeare erhoben<br />

hatte." (Br;ck. VIII. I36.)<br />

Bürger war ein Verehrer der italienischen Sprache<br />

und Literatur. Die klangliche Fiille der romanischen<br />

Laute war seinenr für jeden Wohlklang enrpfänglichen,<br />

phonetisch-feinen Gehör gemäß.<br />

Abgesehen von seiner emsigen Beschäftigung mit<br />

Petrarca, welche zusammen mit der Behandlung des So_<br />

netts gewürdigt wurde, hat B. Boccaccio gekannt. aus<br />

dem er eine Novelle (Guiscardo e Ghismonda) der Ro_<br />

manze ,,Lenardo und Blandine., Sauer Nr. g2 zu Grunde<br />

legte. Freilich zeigt B.-s Bearbeitung, wie Schl. in der<br />

Birgerrezension hervorhebt, daß er den feinen und maßvollen<br />

Kunstsinn des Italieners nicht eriaßt hatte. Das<br />

Fragment ,,Bellin" ist eine Uebertragung aus Ariosts<br />

,,Orlando Furioso" (Wzb.lI. 87).<br />

Von Dante besaß B. wohl nur rnittelbare Vorstellungen.<br />

Ein Gedicht B.-s erwähnt Ugolino: ,,Ugolino war<br />

Verleger des Gehirns des Erzbischofs Ruggieri in der<br />

--61 -<br />

Hölle." (Anm. B.-s.) Doch kann diese Kenntnis B'-s<br />

auch aui Gerstenbergs Drama ,,Ugolino" zurücltgehen'<br />

Aui jeden Fall war B. es nicht, der Schl' zu Dante hinfiihrte.<br />

Was ihn an den Italienern außer der Klangschönheit<br />

der Sprache anzog, das war die südlich-bildliche<br />

Pracht des Ausdrucks, die Reinheit äußerer Form in<br />

grammatischer, stilistischer und metrischer Hinsicht' Die<br />

innere Kunstiorm der Romanen, die Oekonomie in Wahl<br />

und Ausbeutung der Motive, der maßvolle und doch unbefangene<br />

Ausdruck der Affekte blieb ihm fremd' Noch<br />

ierner lag seinem weltlichen, in der sinnlichen Wirklichkeit<br />

wurzelnden wesen die metaphysische sinnenflucht<br />

Petrarcas, dessen Sonetten die spielende Symbolik:<br />

Laura-l'aur a - zrr Grunde liegt, - die Geliebte aufgeiaßt<br />

als ein Hauch, aller derben Körperlichkeit entkleidet<br />

- ebenso iern die religiöse Mystik und Allegorie Dantes'<br />

Darin unterscheidet sich B. noch durchaus von der Rornantik,<br />

welche außer der äußeren Form der großen ltaliener<br />

auch deren innere, das Symbolisieren des Uebersinnlichen<br />

durch clas sinnliche, die Allegorie und die katholische<br />

Mystik in ihren Bereich zu ziehen suchte'<br />

**<br />

Schl. verschiebt erst nach seiner Göttinger Zeit den<br />

Schwerpunkt seiner Produktion auf das Gebiet der<br />

Kritik. Die Amsterdamer Zeit ist eine Zeit des Uebergangs.<br />

Von außen her wird Schl. dazu angeregt' die<br />

Di.tttung seines Meisters und seine eigene vou neuen Gesichtspunkten<br />

aus zu betrachten, ja sich von B' loszulrjsen.<br />

Seine ,,Betrachtungen über l\{etrik" zeigen, mit<br />

welchem Eifer er fürs erste B.-s Standpunkt verteidigte.<br />

von Böcking ist der Auisatz schlechthin in die letzte<br />

I'Iälite der neunziger Jahre versetzt' Nun kennen wir<br />

einen Briei Friedrichs an seinen Efruder, datiert vom<br />

10. Nov. 1793, d.er hauptsächlich auf B' Bezug nimtnt'<br />

l-tarin heißt es: ,,Und mir scheint es immer etwas sehr<br />

untergeordnetes, schön zu reimett in unserer Sprache<br />

die der höheren Harmonie fähig ist." In wörtlicher Anspielung<br />

atrf diese Bemerkung beginnt <strong>August</strong> Wilhelm'<br />

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