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Gottfried August Bürgers Einfluß August \filhelm Schlegel.

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,-62--<br />

anscheinend den Brief des l]ruders vor sich, seine Betrachtungen<br />

genau mit denselben Worten (BOct. S. lbS)<br />

.- weiter unten heißt es: ,,Du bekommst rrun aber den<br />

gerechten Lohn für deine hnpertinenzen: eine Abhandlung<br />

über diesen Gegenstaud - wenn ich sie zu Encle<br />

bringe! ein volles gerütteltes und geschüiteltes l!laß."<br />

Es leuchtet ein, daß diese Darlegungen als Antwort auf<br />

Fliedrichs obige Aeußerungen gedacht waren. Friedrichs<br />

nächste Antwort vom 24. Nor'. 93 enthält die Stelle<br />

(Walzel S. 147): ,,Dein - Paquet uncl clen Briet über<br />

Bürger an mich habe ich erst am Sonnabend herausgescltickt"<br />

(an Bekannte). Aus diesem Schreiben geht klar<br />

Itervor, da[J jener ,,Brief tiber Bürger" eben <strong>August</strong><br />

Wilhelms Abhandlung übel Metrik ist, nicht nur \rregen<br />

der Bezugnahme auf 8., wegen der rvörtlichen Citierung<br />

des Urteils Frieclrichs, sondern auch wegen eines Hinweises<br />

auf Klopstock (,,Werrn ich dies von dir bei<br />

Schiller urrd Klopstock nicht crwarte --") von dem<br />

<strong>August</strong> Wilhelm abfällig urteilend gesprochen hatte S. 157<br />

z. 8 1., z. 23 f. - s. 158 2..8 f., 2.20 1., Z. 33 f. -- S. 16t)<br />

2.26 f. u. s. w.) Die Abhandlung fällt also in die Zeit<br />

vom 10. Nov. - 24. Nov. 93 und ist aus Meinungsverschiedenheiten<br />

der Brüder über B. hervorgegangen.<br />

<strong>August</strong> Wilhelrn geht von einer Yerteidigung B.-s aus,<br />

und die Verrnutung, er würde sich in dieser Fehde<br />

B.-scher Waffen bedienen, bestätigt sich. .la es gibt einen<br />

Auisatz B.-s, der ganz speziell Schl.-s l-)arstellung zu<br />

(irunde liegt: ,,Hübnerus Redivivus, d. i. kur:ze Theorie<br />

der lteimkunst für Dilettanten." (Wzb. lll. 55) <strong>Schlegel</strong><br />

kannte jenen Hübner, auf den B. Bezug nahm, ia er studierte<br />

ihn sogar sehr eingehend, wohl von B. auf ihn<br />

lringewiesen. Denn in dem Katalog seiner nachgelasseneir<br />

Biichersammlung (hsg. v. d. Bonner Buchhändler Heberle<br />

1845) findet sich S. 84 Nr. 1169: ,,Johann Fllibners poetisches<br />

Handbuch das ist Anleitung zut deutschen<br />

Poesie, nebst Reimregister, Leipzig, Gledisch 743 ßtatt<br />

1743) mit Papier durchschossen und einigen handschriftlichen<br />

Bemerk. Dicker Hlbbd."<br />

Schon die Disposition, die Schl. und B. vorausschicken,<br />

weist neben der dreiteiligen Struktur eine in-<br />

-- 63 ---<br />

haltliche Gleichung auf : B. schreibt (5. ZZA u.): ,,Seine<br />

Vollkommenheiten (d. h. des Reims Vollkornmenheiten)<br />

sind Richtigkeit, Wohlklang und Harmonie rnit dem Inhalte"<br />

undteilt dann ein (Wzb. S.55): l..,Von der Richtigkeit"<br />

2. ,,Yom Wohlklange" (Wzb. S.65) 3.,,Harrnonie<br />

mit dem Inhalte" (- ist ein Teil, der in der l)urchführung<br />

fehlt.) Ilei Schl.-s Einteilung (S. tSS) ,,- sie<br />

soll drei Teile haben: über Euphonie, über Eurhythmie<br />

und über den Reim" entspricht Euphonie wörtlich clem<br />

Wohlklange, und inwiefern das Kapitel ,,von der Rictrtigkeit"<br />

rnit Eurhythmie zusammenfällt, soll gezeigt werden.<br />

Ueber vokalische Reinheit der Reime sagt Il. (Wzb.<br />

S. 64): ,,Nicht leicht wird daher wohl iemand a, e, i, o, u<br />

aufeinander reimen wollen, es müljten denn ganz rohe,<br />

ungebildete, ebenso falsch hörende als sprechende<br />

Schwaben sein, die wohl sonst und Kunst, können und<br />

sinnen aufeinander zu reimen imstande sind." Diese<br />

Fehler der Schwaben wurden später von Schl., besonders<br />

Schiller gegenüber, sehr schari gerügt - freilich nicht<br />

in der vorliegenden Abhandlurrg, sondern in Epigramnten.<br />

(Biick. II. 210):<br />

,,'Wenn jemand ,,Schooße" reimt auf ,,Rose",<br />

Auf ,,Menschen" ,,wünschen" und in Prose<br />

Und Versen schillert: Freunde! wißt,<br />

Daß seine Heimat Schwaben ist."<br />

Noch drastischer aui derselben Seite:<br />

,,Wenn dies, wie ich, die 'l'eutsche wenschten,<br />

So stühnde sie euch gern zl't'Ientschten."<br />

(Vgl. dazu Schl. Böck. XI. 178: ,,Sieht man nicht schwäbische<br />

Dichter ,,Menschen" und ,,wünschen", ,,Enkel" und<br />

,,Winkel" reimen -")<br />

Ueber mißtönende Konsonantengruppen iiußert sich<br />

B. (Wzb. S. 66): ,,Solche Wörter hingegen, in denen mehrere<br />

sehr heterogene, harte Konsonanten zusammen<br />

stoßen können nicht für 'wohlklingend geachtet<br />

vTsldgn -" (Beispiele: ,,schöpfte, schröpite; ächzen,<br />

krächzen; horcht, borgt; -") ,,Der Vokal wird durch die<br />

Menge der über ihn herstürzenden Konsonanten erstickt."<br />

Schl. (S. 166 o.): ,,Die mindere Empfänglichkeit der<br />

nordischen Völker verrät sich zuerst in der Karghgil wo-<br />

G.A. Bürger-Archiv G.A. Bürger-Archiv

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