ultreïa - Schweizerischen Vereinigung der Freunde des Jakobsweges

PELERINAGE / PILGERN
Ökumenischer Pilgerweg: von der Neisse an die Werra
Im Anschluss an die erwanderten
Jakobswege von Ulm bis Santiago
und quer durch Österreich wollten
wir die weniger bekannte ehemalige
DDR „durchpilgern“. Seit
2003 ist dort der alte Jakobsweg,
von Breslau in Polen herkommend,
wieder „entdeckt“ und zwischen
Neisse und Werra, von Görlitz nach
Vacha, mit der Muschel signalisiert
worden. Der Weg ist weitgehend
frei von Asphalt.
Wegführer, Orientierung
Als Wegführer kann ich das Buch
von Esther Zeiher empfehlen: Der
Ökumenische Pilgerweg durch
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen:
5. Aufl. 2007, hrg. vom Ver-
ein Ökumenischer Pilgerweg, Weimar;
siehe auch: www.oekumenischer-pilgerweg.de/index.php.
Die Faltkarte „Ökumenischer Pilgerweg
Görlitz - Vacha“ im Massstab
1:50’000 ist die ideale Ergänzung
zum Führer. Die Karte, 2010
im Verlag Barthel, Leipzig, in 2 Teilen
erschienen (1. Görlitz – Leipzig;
2. Leipzig - Vacha), enthält zahlreiche
Informationen für Fuss- und
Radpilger: Distanzen, Unterkunft,
Verpflegung…
Der Jakobsweg von Görlitz nach
Vacha, rund 460 km, folgt zu weiten
Teilen der alten „Via Regia“
(„Königsstrasse“), einer Handelsstrasse,
die im frühen Mittelalter ab
dem 10. Jahrhundert Frankfurt am
Main mit Städten in Polen und weiter
im Osten verband. In Görlitz ermöglichte
eine Furt den Übergang
über die Neisse.
Anreise
Die Anreise nach Görlitz erfolgt am
besten mit der Bahn, ab Bern in gut
zehn Stunden: mit dem ICE (Interlaken
– Berlin) via Basel nach
Frankfurt, dann in den ICE nach
Dresden wechseln, von dort mit
dem Regio nach Görlitz.
Unterkunft, Verpflegung
Im Unterschied zur Schweiz sind
die neuen Bundesländer, wie die
ehemalige DDR genannt wird, viel
weniger besiedelt. Über weite Strecken
sind Unterkunfts- und Einkaufsmöglichkeiten
dünn gesät,
eine eiserne Proviantreserve sollte
immer über einen Tag hinweghelfen.
In vielen kleinen Dörfern am
Weg ist zuerst die Schule geschlossen
worden, dann das letzte Gasthaus
und schliesslich der Dorfladen.
Aber nicht beunruhigt sein!
Verhungern oder im Freien nächtigen
muss man bei entsprechender
Planung nicht. Grundsätzlich gilt,
dass an vielen Orten entweder direkt
im Pfarrhaus übernachtet werden
kann oder dann die Pfarrerin
oder der Pfarrer weiterhilft. Es gibt
wunderbare Pilgerherbergen; oft
haben sie allerdings nicht mehr als
zwei bis vier Betten. Wenn keine
Pilger- oder Jugendherberge in der
Nähe ist, findet man in den meist
preiswerten Gasthöfen bzw. einfachen
Hotels Unterkunft.
Generell gilt für den gesamten Weg,
dass mit vorausschauender Planung
Tagesetappen von 20–25 km
möglich sind. Auf der letzten Etappe
von Oberellen nach Vacha gibt es
allerdings weder Unterkunft noch
Verpflegung. Telefonische Voranmeldung
ist zu empfehlen. Öfters
waren selbst Jugendherbergen und
56 ULTREÏA No 48 -Nov 2011