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Es geht um ein Stück Kultur - Treffpunkt Bibliothek

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Leselust to go - P.T. Magazin http://www.pt-magazin.de/newsartikel/archive/2012/november/13/articl...<br />

Dienstag 13. November 2012 - 15:21<br />

Leselust to go<br />

© 2006-2012 OPS Netzwerk GmbH<br />

Kategorie: P.T. <strong>Kultur</strong> & Lifestyle, P.T. Recht<br />

Immer mehr Menschen nutzen das E-Book-Angebot der <strong>Bibliothek</strong>en. Doch die digitale Ausleihe hat’s nicht leicht – sie kollidiert sch<strong>ein</strong>bar mit<br />

den Interessen der Verlage.<br />

(DBV) Ein Buch zu lesen, ist auch nicht mehr das, was es mal war. Z<strong>um</strong>indest nicht für Technikaffine Menschen. Sie blättern<br />

heute längst nicht mehr nur in gedruckten Werken aus Papier, sondern laden sich ihren Lesestoff auch direkt aus dem Internet<br />

auf kl<strong>ein</strong>e mobile Lesegeräte. E-Book-Reader, Tablet-PCs und sogar Smartphones bieten heute die Möglichkeit, hunderte, gar<br />

tausende Bücher und Zeitschriften in der Tasche mit sich zu tragen.<br />

11 Prozent lesen digital<br />

E-Books werden in Deutschland immer öfter verkauft. Elf Prozent der Bundesbürger lesen bereits digitalisierte Bücher, teilte<br />

der High-Tech-Verband BITKOM jüngst mit. Laut dem Marktforschungsunternehmen Media Control wurden all<strong>ein</strong> in den ersten (Foto: goXunuReviews/Flickr.com)<br />

sechs Monaten dieses Jahres 4,6 Millionen kostenpflichtige elektronische Bücher heruntergeladen. Das waren fast so viele wie<br />

im gesamten Jahr 2011.<br />

Diesen Trend spüren auch die <strong>Bibliothek</strong>are in Deutschland. Immer mehr Leser laden sich die neuesten Bestseller, politische Wochenzeitungen oder<br />

wissenschaftliche Aufsätze aus dem Angebot der <strong>Bibliothek</strong>en auf ihre tragbaren Lesegeräte. „Die neuen Geräte bestimmen immer stärker die Nachfrage<br />

unserer Nutzer“, sagt Barbara Lison. Sie leitet die Stadtbibliothek Bremen, ist Mitglied im Vorstand des Deutschen <strong>Bibliothek</strong>sverbands e.V. (dbv) sowie im<br />

Vorstand der internationalen <strong>Bibliothek</strong>sver<strong>ein</strong>igung IFLA. Die Stadtbibliothek Bremen bietet mittlerweile 17.000 elektronische Titel an. Im Jahr 2008 seien es<br />

knapp 8.000 gewesen. „Inhalte werden zunehmend mobil, weil es immer mehr Nutzer von mobilen Endgeräten gibt“, sagt Lison.<br />

Insgesamt sind derzeit mehrere zehntausend Titel in rund 500 <strong>Bibliothek</strong>en, die an der elektronischen Ausleihe teilnehmen, verfügbar. Doch was die Kunden<br />

freut, stellt die Einrichtungen gleich vor <strong>ein</strong>e Reihe von Problemen. „Wenn wir die nicht in den Griff bekommen, steht die Zukunft der <strong>Bibliothek</strong>en auf dem<br />

Spiel“, sagt Barbara Schleihagen, die Geschäftsführerin des dbv.<br />

Ein <strong>Bibliothek</strong>sbesuch wird unabhängig von Ort und Zeit<br />

Die elektronische Ausleihe funktioniert für die Nutzer der <strong>Bibliothek</strong>en äußerst komfortabel. Sie besuchen <strong>ein</strong>fach die Seite der <strong>Bibliothek</strong>, bei der sie als Leser<br />

<strong>ein</strong>geschrieben sind. Dort wählen sie aus, was sie sich herunterladen wollen. Mit wenigen Klicks haben sie dann unabhängig von Ort und Zeit die Datei auf<br />

ihrem Gerät und können sie für <strong>ein</strong>en festgelegten Zeitra<strong>um</strong> nutzen.<br />

Um die elektronische Ausleihe anbieten zu können, müssen sich die <strong>Bibliothek</strong>en jedoch zunächst <strong>ein</strong>e technische Grundausstattung anschaffen. „Das kostet je<br />

nach Größe der <strong>Bibliothek</strong> und nach den Funktionen, die sie anbieten will, mehrere tausend Euro“, sagt Barbara Schleihagen. „Die Finanzsituation gerade der<br />

öffentlichen <strong>Bibliothek</strong>en macht das vielerorts unmöglich“, sagt Schleihagen. Wie <strong>ein</strong>e aktuelle Erhebung des dbv zeigt, wird landauf landab bei den<br />

Einrichtungen gespart. „Bei jeder fünften <strong>Bibliothek</strong> werden derzeit die Mittel gekürzt“, weiß die dbv-Geschäftsführerin.<br />

Für jedes Medi<strong>um</strong>, das <strong>Bibliothek</strong>en über die elektronische Ausleihe anbieten, müssen sie zudem <strong>ein</strong>e Lizenz erwerben. Schließlich kaufen sie nicht <strong>ein</strong> Werk<br />

aus Papier, sondern lediglich die Zugriffsmöglichkeit auf <strong>ein</strong>en Datenpool. „Der durchschnittliche Preis <strong>ein</strong>er solchen Lizenz beträgt bei uns 15 Euro“, sagt Dr.<br />

Jörg Meyer. Er ist der Geschäftsführer der DiViBib GmbH. Das Unternehmen ist <strong>ein</strong>es in Deutschland, das mit den Verlagen die Lizenzen für die elektronischen<br />

Werke aushandelt und sie anschließend den <strong>Bibliothek</strong>en anbietet.<br />

Wer bestimmt, was <strong>Bibliothek</strong>en anbieten?<br />

<strong>Bibliothek</strong>en sind für die Verlage <strong>ein</strong>erseits Umsatzbringer. „Andererseits sind die Verlage bei den Verhandlungen natürlich darauf bedacht, ihre Marktanteile zu<br />

schützen“, sagt Meyer. „Sie haben die Sorge, dass sich Inhalte übers Internet verbreiten, ohne dass die Recht<strong>ein</strong>haber <strong>ein</strong>e angemessene Vergütung erhalten.“<br />

Die Folge ist, dass <strong>ein</strong>ige Verlage überhaupt nicht über <strong>Bibliothek</strong>slizenzen verhandeln. Andere Recht<strong>ein</strong>haber wollen wesentlich mitbestimmen, wie die<br />

Lizenzen für die <strong>Bibliothek</strong>en gestaltet werden. „Bei den Verhandlungen stellten viele Verlage Bedingungen, etwa wie lange <strong>ein</strong> E-Book von der <strong>Bibliothek</strong> an<br />

deren Kunden ausgeliehen werden darf“, sagt Klaus-Peter Böttger, der Direktor der Stadtbibliothek <strong>Es</strong>sen und Präsident des Europäischen<br />

<strong>Bibliothek</strong>sverbandes EBLIDA.<br />

Informationsfreiheit steht auf dem Spiel<br />

Für Barbara Schleihagen steht damit sogar die Gewährleistung der Informationsfreiheit auf dem Spiel. „Wenn wichtige Neuersch<strong>ein</strong>ungen nur noch als E-Book<br />

publiziert werden und die Öffentlichen <strong>Bibliothek</strong>en von den Verlagen nicht lizenziert werden, würden die Verlage maßgeblich die Bestands- und<br />

Angebotsentwicklung der Öffentlichen <strong>Bibliothek</strong>en bestimmen“, sagt sie. „Sie würden also indirekt be<strong>ein</strong>flussen, was den Bürgerinnen und Bürgern öffentlich<br />

zugänglich ist und was nicht.“ Dass dieses Szenario nicht unwahrsch<strong>ein</strong>lich ist, zeigt sich gerade in den USA. Dort verkaufen drei große Verlage k<strong>ein</strong>e Lizenzen<br />

mehr an <strong>Bibliothek</strong>en.<br />

Ideeler Wert unabhängig vom Trägermedi<strong>um</strong><br />

Die <strong>Bibliothek</strong>are könnten sich <strong>ein</strong>e Lösung des Problems über das Urheberrecht vorstellen. „Die elektronischen Formate, die <strong>ein</strong> Buch substituieren, sollten<br />

auch wie <strong>ein</strong> Buch anerkannt s<strong>ein</strong>“, sagt Barbara Lison aus Bremen. Schließlich bestehe <strong>ein</strong> ideeller Inhalt unabhängig vom Trägermedi<strong>um</strong>. Wenn <strong>ein</strong>e<br />

<strong>Bibliothek</strong> <strong>ein</strong>e Lizenz erworben habe, solle sie deshalb damit weiteragieren können, wie mit <strong>ein</strong>em gedruckten Buch. So wird das E-Book derzeit nur in <strong>ein</strong>em<br />

Bereich dem gedruckten Buch gleichgestellt: bei der Anwendung der Buchpreisbindung beim Kauf <strong>ein</strong>es E-Books. In der Praxis gibt es aber gar k<strong>ein</strong>en echten<br />

„Verkauf“ von Buch-Dateien, sondern nur die Übertragung bestimmter Nutzungsrechte im Wege der Lizenz. Beim „Verkauf“ an <strong>Bibliothek</strong>en kommt hinzu, dass<br />

diese für den Verleih noch zusätzliche Rechte erwerben müssen, die die Endnutzer überhaupt nicht benötigen. Diese betreffen etwa die Verbreitung oder die<br />

Übertragung auf verschiedene Geräte.<br />

„Aus <strong>ein</strong>em Stöbern wird schnell <strong>ein</strong> Kauf“<br />

Auf den E-Book-Express springen derweil auch andere Anbieter auf. Die Firma Amazon bietet neuerdings <strong>ein</strong>en Leihdienst für 29 Euro Jahresgebühr an. Dafür<br />

können die Kunden <strong>ein</strong> E-Book pro Monat ausleihen. Auch Kunden der Internet-Plattform libreka haben die Möglichkeit, digitale Titel zu mieten. „Die Position<br />

der <strong>Bibliothek</strong>en in der digitalen Welt muss gestärkt werden“, m<strong>ein</strong>t Klaus-Peter Böttger aus <strong>Es</strong>sen. „Sie brauchen <strong>ein</strong>en breiten Zugang zu elektronischen<br />

Medien, <strong>um</strong> ihren Bildungsauftrag erfüllen zu können und dürfen deshalb nicht von diesem neuen Marktsegment abgeschnitten werden.“ Letztlich sei das auch<br />

z<strong>um</strong> Vorteil der Verlage. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass <strong>Bibliothek</strong>skunden auch z<strong>um</strong> Stöbern kämen. „Aus <strong>ein</strong>em Stöbern wird schnell <strong>ein</strong> Kauf“, weiß<br />

Böttger. Das sei bei E-Books nicht anders als bei gedruckten Werken.<br />

Kommentar(e)<br />

K<strong>ein</strong>e Kommentare<br />

1 von 1 14.11.2012 09:24

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