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Es geht um ein Stück Kultur - Treffpunkt Bibliothek

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Interview: Monika Ziller über den E-Book-Verleih in <strong>Bibliothek</strong>en - bu... http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/dat<strong>um</strong>...<br />

Verlage Freitag, 09. November 2012 (12:13 Uhr)<br />

Interview: Monika Ziller über den E-Book-Verleih in <strong>Bibliothek</strong>en<br />

„Die Angst der Verlage ist völlig unbegründet“<br />

Der E-Book-Verleih hat sich z<strong>um</strong> Streitthema zwischen <strong>Bibliothek</strong>en und Verlagen<br />

entwickelt. Die <strong>Bibliothek</strong>en rufen nach <strong>ein</strong>er Schrankenregelung für E-Books. Die<br />

Verlage zögern, ihre E-Books den <strong>Bibliothek</strong>en anzubieten. E-Book-Shops<br />

experimentieren mit kommerziellen Mietmodellen. Wie <strong>Bibliothek</strong>en das E-Book-<br />

Angebot ausgestalten wollen, erläutert Monika Ziller (Foto), Vorsitzende des<br />

Deutschen <strong>Bibliothek</strong>sverbands (DBV), im Interview mit buchreport.de.<br />

Verlage fürchten <strong>ein</strong>e Kannibalisierung der Verkäufe durch die E-Book-Verleih-<br />

Angebote der <strong>Bibliothek</strong>en. Zu Recht?<br />

Diese Befürchtung ist völlig unbegründet. Die Angst, dass die Buchausleihe dem<br />

Buchhandel schadet, ist so alt wie die <strong>Bibliothek</strong>shistorie – hat sich aber in k<strong>ein</strong>er<br />

Weise bewahrheitet. In <strong>ein</strong>er bestimmten Lebensphase gehen Vielleser oft in <strong>Bibliothek</strong>en, in <strong>ein</strong>er anderen<br />

Lebensphase kaufen sie Bücher. Die Angebote ergänzen sich. Ich kann verstehen, dass es aufgrund der<br />

neuen technischen Möglichkeiten Ängste gibt, doch ist mir der öffentlich angestimmte Ton der Verlage<br />

momentan entschieden zu scharf. Ich halte auch Formulierungen wie „Kannibalisierung“ für völlig<br />

überzogen. Sie belasten die Diskussion. Wir sollten sachlich bleiben.<br />

Wie kann die Diskussion auf <strong>ein</strong>e konstruktivere Ebene geführt werden?<br />

Über Diskussionsformen möchte ich mich im Moment nicht äußern.<br />

Fest steht: <strong>Bibliothek</strong>en muss <strong>ein</strong> freier Zugang z<strong>um</strong> E-Book-Markt garantiert werden. <strong>Es</strong> kann nicht<br />

angehen, dass Verlage diesen Markt für uns sperren können und bestimmte Titel nicht an <strong>Bibliothek</strong>en<br />

verkaufen. Die Holtzbrinck-Gruppe beispielsweise verkauft k<strong>ein</strong>e E-Books für den Verleih. Ein anderer Verlag<br />

hat jetzt damit angefangen, die E-Books zu verteuern. Jeder Verlag kann von heute auf morgen entscheiden,<br />

den <strong>Bibliothek</strong>en k<strong>ein</strong>e E-Books mehr zu verkaufen. Dieser Zustand ist unhaltbar und gefährdet den<br />

öffentlichen Auftrag der <strong>Bibliothek</strong>en. Hier muss der Gesetzgeber <strong>ein</strong>schreiten. Das lässt sich nicht bilateral<br />

verhandeln.<br />

Der Weg über den Gesetzgeber wird sicher Jahre dauern...<br />

Das mag s<strong>ein</strong>, wenngleich wir Signale erhalten, dass das Thema von der Politik auch als Problem<br />

wahrgenommen wird. Natürlich wird der Gesetzgeber froh s<strong>ein</strong>, wenn Verlage und <strong>Bibliothek</strong>en weiterhin<br />

mit<strong>ein</strong>ander reden und gem<strong>ein</strong>sam Lösungen entwickeln. Wir sind jedenfalls gesprächsbereit.<br />

Sie wollen sich dafür <strong>ein</strong>setzen, dass das Modell der <strong>Bibliothek</strong>stantiemen auf E-Books übertragen<br />

wird. Wie soll die E-Book-Tantieme genau aussehen?<br />

Wir stehen am Anfang der Überlegungen und müssen uns erst an das Thema herantasten. Dazu können wir<br />

zunächst die bestehende <strong>Bibliothek</strong>stantieme als Modell nehmen, diese auf den Prüfstand stellen und auf<br />

ihre Tauglichkeit für E-Books überprüfen.<br />

Ein E-Book kann bequem von zuhause aus ausgeliehen werden, es nutzt sich nicht ab und der Besitz,<br />

also Kauf <strong>ein</strong>es E-Books, ist für den Nutzer vergleichsweise unattraktiv. Kann man die<br />

<strong>Bibliothek</strong>sangebote für gedruckte und digitale Bücher wirklich vergleichen?<br />

Das hängt davon ab, wie sich die Ausleihe gestaltet. Bleibt man bei dem Modell, dass <strong>ein</strong> E-Book zur<br />

gleichen Zeit nur <strong>ein</strong>mal ausgeliehen werden kann, müssen die Tantiemen und auch die Preise anders<br />

gestaltet werden, als wenn wir über Mehrfachlizenzen sprechen.<br />

Wir müssen uns mit dem Thema <strong>um</strong>fassend vertraut machen. Die Zeit sollten wir uns auch geben. Ich sehe<br />

den Druck nicht, der gemacht wird von Seiten der Verlage. Noch handelt es sich <strong>um</strong> <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Segment.<br />

Wir müssen nicht fürchten, dass der Verleih morgen die Hälfte des Verlagsgeschäfts oder der Ausleihen in<br />

<strong>Bibliothek</strong>en ausmachen wird, wie es teilweise propagiert wird.<br />

Wie können die E-Book-Angebote der <strong>Bibliothek</strong>en und die der Verlage sinnvoll von<strong>ein</strong>ander<br />

abgegrenzt werden, z<strong>um</strong>al inzwischen immer mehr kommerzielle Mietmodelle angeboten werden?<br />

Wir sollten den klassischen Ausleihbetrieb <strong>ein</strong>er <strong>Bibliothek</strong> zugrunde legen. Die <strong>Bibliothek</strong>en lizensieren<br />

E-Books ebenso wie sie gedruckte Bücher für den Verleih kaufen. Der Verleih ist entsprechend begrenzt:<br />

Kaufe ich <strong>ein</strong>en Bestseller fünf Mal, können ihn nur an fünf Personen gleichzeitig ausleihen. Wer auf das<br />

ausgeliehen E-Book schneller zugreifen will, muss möglicherweise <strong>ein</strong>e Gebühr für die Ausleihe bezahlen.<br />

Solche Modelle sind <strong>ein</strong>e gute Grundlage, <strong>um</strong> über den Verleih im digitalen Markt zu diskutieren.<br />

Doch wir sollten uns auch nichts vormachen: Ein Vielleser, der drei brandaktuelle Titel pro Woche lesen will,<br />

ist bisher mit dem klassischen Angebot der <strong>Bibliothek</strong>en nicht glücklich geworden und wird auch mit dem<br />

E-Book-Angebot nicht glücklich werden, weil wir s<strong>ein</strong>en persönlichen Bedarf nicht finanzieren werden<br />

können.<br />

Der Verlegersprecher Matthias Ulmer schlägt vor, dass <strong>Bibliothek</strong>en E-Books nur an bestimmte<br />

1 von 2 09.11.2012 14:17

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