Es geht um ein Stück Kultur - Treffpunkt Bibliothek
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Frankfurter Rundschau ‐ 30.10.2012<br />
Analyse<br />
<strong>Bibliothek</strong>en - Bindemittel der Gesellschaft<br />
<strong>Bibliothek</strong> an der Universität in Berlin.<br />
Foto: dapd<br />
Von Nikolaus Bernau<br />
<strong>Bibliothek</strong>en sind längst nicht mehr nur ruhige Studienorte, sondern <strong>Treffpunkt</strong>e für<br />
<strong>ein</strong>e multikulturelle Gesellschaft, <strong>ein</strong>e Integrationshilfe für Einwanderer, ihre Nutzung<br />
<strong>ein</strong> Weg z<strong>um</strong> sozialen Aufstieg. Doch ihnen gehen die Mittel aus.<br />
Kürzlich stellte der Deutsche <strong>Bibliothek</strong>sverband (DBV) s<strong>ein</strong>en diesjährigen Bericht zur Lage<br />
der etwa 10.000 <strong>Bibliothek</strong>en in der Bundesrepublik vor. K<strong>ein</strong> schönes Papier. Aber <strong>ein</strong>es,<br />
das auf den Tisch mindestens jedes Abgeordneten gehört. Vierzig Prozent aller deutschen<br />
<strong>Bibliothek</strong>en haben nämlich bereits massive Sparprogramme absolvieren müssen, für dreißig<br />
Prozent sind sie angekündigt. Trotz zuletzt steigender kommunaler Einnahmen, und obwohl<br />
allerorten die Parole von der Bildungsrepublik ertönt. Eine auskömmliche Lage, wie sie die<br />
Hochklasse-Forschungsprojekte etwa dem Albert-Wegener-Institut in Bremerhaven<br />
garantieren, dass kaufen kann, was nötig ist, ist für öffentliche <strong>Bibliothek</strong>en ka<strong>um</strong> noch<br />
denkbar.<br />
<strong>Es</strong> gibt zwar immer noch Stadtbibliotheken, die wenigstens auf den ersten Blick die<br />
Versorgung ihrer Kunden garantieren. Siehe etwa die Frankfurter Stadtbibliothek, 2007 frisch<br />
<strong>ein</strong>gerichtet und anständig mit Neuankaufsmitteln versehen. Ein Beispiel vorsorgender<br />
Kommunalpolitik. In Stuttgart ist zwar <strong>ein</strong> neuer Bücherwürfel entstanden, die toll-weißen<br />
Bücherterrassen im Obergeschoss sind auch gut geeignet für Modefotografien. Der Blick nach<br />
Berlin zeigt aber die normalen politischen Probleme. Seit fast dreißig Jahren wird dort über<br />
<strong>ein</strong>en Neubau für die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) debattiert. Inzwischen ist er sogar<br />
Regierungsprogramm. Doch jetzt schlägt die CDU vor, das vor 33 Jahren <strong>ein</strong>geweihte<br />
Internationale Congress Centr<strong>um</strong> (ICC) zur <strong>Bibliothek</strong> für die ZLB <strong>um</strong>zubauen. Die<br />
<strong>Bibliothek</strong>are sind entsetzt. Am Messegelände würde die Zentralbibliothek maximal weit<br />
entfernt von den meisten ihrer Kunden im Zentr<strong>um</strong> der Stadt s<strong>ein</strong>, und damit ihrem Zweck<br />
diametral widersprechen.