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Es geht um ein Stück Kultur - Treffpunkt Bibliothek

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an Saugnäpfen hinaufgeklettert. Oben hat dann die Elektronik ausgesetzt. leverkusen.com<br />

Da war ich froh, dass wir <strong>ein</strong>e gute<br />

Sicherung hatten.<br />

http://www.leverkusen.com/presse/db/pr...<br />

Aber woher kommt Ihre Motivation, Naturwissenschaften mit diesem Engagement 30. Oktober zu vermitteln? 2012 - 15:59<br />

Ich denke, das hat zwei Gründe: Z<strong>um</strong> <strong>ein</strong>en ist es für mich in vielen Bereichen <strong>ein</strong>e Bewussts<strong>ein</strong>serweiterung,<br />

Dinge selbst zu erfahren. Mitte des Jahres war ich z<strong>um</strong> Beispiel in der Arktis. Wir haben bei minus 17 Grad<br />

übernachtet, und ich berichte nicht nur darüber, sondern weiß dann selbst, wie das ist. Das hat auch in der<br />

Vermittlung <strong>ein</strong>e andere Qualität. Ich gebe nicht nur Angelesenes weiter, sondern etwas, das ich selbst erfahren<br />

habe.<br />

Sie sind für Ihre Arbeit vielfach ausgezeichnet worden. Jetzt kommt <strong>ein</strong>e weitere Auszeichnung hinzu, die Karl-<br />

Preusker-Medaille der <strong>Bibliothek</strong>en. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?<br />

Also, sie hat für mich vor allem <strong>ein</strong>en sehr schönen, familiär begründeten Aspekt. M<strong>ein</strong> Großvater war <strong>ein</strong> recht<br />

bekannter indischer <strong>Bibliothek</strong>swissenschaftler. Ich bin also mit <strong>Bibliothek</strong>en und <strong>Bibliothek</strong>aren aufgewachsen.<br />

Das System <strong>Bibliothek</strong> ist für mich dadurch zu <strong>ein</strong>er gewissen Lebenshaltung geworden. Dass die <strong>Bibliothek</strong>en<br />

auch m<strong>ein</strong> Engagement wert schätzen, freut mich außerordentlich.<br />

Was m<strong>ein</strong>en Sie mit Lebenshaltung?<br />

Wir haben heute in unserer modernen Welt <strong>ein</strong>e sehr starke Fokussierung auf materielle Dinge. Aber es gibt noch<br />

<strong>ein</strong>e andere Qualität im Leben. Eine inhaltliche, kulturelle jenseits des Kommerzes. Sie lebt davon, dass man von<br />

<strong>ein</strong>er Sache wirklich begeistert ist. Das ist <strong>ein</strong> <strong>Stück</strong> <strong>Kultur</strong>, das man nicht in Euro und Cent ausdrücken kann.<br />

Diese Haltung hat mir m<strong>ein</strong> Großvater vermittelt. Er wollte damit sagen, es gibt Wichtigeres im Leben als profane<br />

materielle Dinge.<br />

Sehen Sie <strong>Bibliothek</strong>en als Kontrapunkt zu <strong>ein</strong>er kommerzialisierten Welt?<br />

<strong>Bibliothek</strong>en stehen ja für <strong>ein</strong>en Grundsatz, nämlich: Wissen zu teilen, Orte zu haben, an denen man nicht<br />

bezahlen muss. In unserem Leben muss man doch für alles bezahlen. <strong>Bibliothek</strong>en hingegen sind sehr lebendige<br />

Beweise dafür, dass es in <strong>ein</strong>er Gesellschaft <strong>um</strong> mehr <strong>geht</strong> als <strong>um</strong> Sonderangebote und Schnäppchenpreise.<br />

Brauchen wir <strong>Bibliothek</strong>en im digitalen Zeitalter denn überhaupt noch?<br />

Das ist doch überhaupt k<strong>ein</strong>e Frage. <strong>Bibliothek</strong>en erfüllen für unsere Gesellschaft so viele Funktionen. Sie sind<br />

nicht nur Orte, an denen Bücher und Wissen gespeichert werden. Gute <strong>Bibliothek</strong>are sind auch in der Lage, den<br />

Lesern zu helfen, ihnen Orientierung zu bieten, Wissen zu ordnen, zu priorisieren. Diese Aufgaben werden immer<br />

wichtiger. Gerade im Internet kursiert so viel Wissen, das nicht verifiziert ist.<br />

Aber werden <strong>Bibliothek</strong>en auch als Orte gesucht?<br />

Gerade als Orte haben <strong>Bibliothek</strong>en besondere Qualitäten. Wir hängen doch nicht nur alle isoliert vor Bildschirmen.<br />

Wir sind soziale Wesen und brauchen gem<strong>ein</strong>same Orte. Diese Funktion erfüllen <strong>Bibliothek</strong>en bestens. Man trifft<br />

sich dort und kann dennoch all<strong>ein</strong> oder in Gruppen mit<strong>ein</strong>ander konzentriert arbeiten. Zudem gibt es in <strong>Bibliothek</strong>en<br />

auch Leseförderungen, <strong>Bibliothek</strong>snächte, Veranstaltungen und vieles mehr. Dabei <strong>geht</strong> es immer <strong>um</strong> <strong>ein</strong><br />

Mit<strong>ein</strong>ander. <strong>Bibliothek</strong>en sind lebende Organismen wie schon m<strong>ein</strong> Großvater gesagt hat.<br />

<strong>Bibliothek</strong>en verändern sich auch selbst durch die neuen digitalen Medien. Ist das zu ihrem Vorteil?<br />

Oh, ja, sie verändern sich derzeit gewaltig. Aber das muss ja nicht zwangsläufig <strong>ein</strong> Nachteil s<strong>ein</strong>. Wichtig ist vor<br />

allem, dass Wissen unabhängig vom Portemonnaie des Nutzers verfügbar bleibt. An diesem Konsens darf sich<br />

nichts ändern. Nur weil <strong>ein</strong> Medi<strong>um</strong> digital ist, nur weil <strong>ein</strong> Zugang zu Wissen <strong>ein</strong> anderer wird, muss sich die<br />

Grundhaltung dazu doch nicht ändern. Ich plädiere ganz klar dafür, dass es <strong>ein</strong> Recht darauf gibt, freien Zugang zu<br />

digitalen Medien wie E-Books oder E-Journals zu bekommen. So wie es auch bei den Medien der vordigitalen Stufe<br />

ist.<br />

Da werden Ihnen die Verleger, die das alles bezahlen, heftig wiedersprechen?<br />

Man kann diese Debatte natürlich in kommerziellen Kategorien betrachten und sich fragen, wer am meisten<br />

profitiert, die Verlage, die Suchmaschinen, die Leser? Aber es <strong>geht</strong> auch <strong>um</strong> <strong>ein</strong> <strong>Stück</strong> <strong>Kultur</strong>, das man mit aller<br />

Konsequenz bewahren muss. Mir fehlt dazu <strong>ein</strong>e offensive Politik, die klipp und klar sagt: Am freien Zugang wird<br />

nicht gerüttelt und wenn <strong>ein</strong> E-Book-Publizist hier in Deutschland tätig wird, muss er das akzeptieren.<br />

Wie können sich <strong>Bibliothek</strong>en in dieser Debatte verhalten?<br />

Ich glaube, wir stehen da ganz am Anfang. Der User muss bestimmte Inhalte kostenlos nutzen können, zwar<br />

zeitlich befristet, aber auch zu Hause am eigenen Bildschirm. Was <strong>Bibliothek</strong>en derzeit über die e-Ausleihe<br />

anbieten, finde ich genau richtig. Dazu brauchen sie aber entsprechende Lizenzen von den Verlagen. Darauf<br />

müssen sie drängen.

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