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Es geht um ein Stück Kultur - Treffpunkt Bibliothek

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<strong>Bibliothek</strong>en sind <strong>Treffpunkt</strong>e<br />

<strong>Bibliothek</strong>en sind heute nämlich nicht mehr nur ruhige Studienorte (auch das sind sie noch),<br />

sondern <strong>Treffpunkt</strong>e, Lernort, Bindemittel für die multikulturelle und sich immer mehr<br />

individualisierende Gesellschaft. Sie sind zuletzt <strong>ein</strong>e Integrationshilfe für Einwanderer, ihre<br />

Nutzung <strong>ein</strong> Weg z<strong>um</strong> sozialen Aufstieg. Bayern und die skandinavischen Länder machen es<br />

vor. Wer gute Ergebnisse in den Schulen haben will, muss in öffentliche <strong>Bibliothek</strong>en<br />

investieren.<br />

Aber selbst in <strong>ein</strong>er so würdigen alten Handelsstadt wie Lübeck können hoch bedeutende alte<br />

Handschriften und Drucke nur noch aufgestellt, ka<strong>um</strong> aber erforscht oder gar restauriert<br />

werden. Man betet dort z<strong>um</strong> Bücher-Heiligen St. Laurentius, dass er den in den 1970er-Jahren<br />

entstandenen Hauptbau gut instand hält, <strong>ein</strong>e Sanierung wäre ka<strong>um</strong> mehr finanzierbar.<br />

In Ostdeutschland ist oft weit mehr als <strong>ein</strong> Drittel der 1990 existierenden <strong>Bibliothek</strong>sstandorte<br />

geschlossen worden. Dass in kl<strong>ein</strong>eren Orten überhaupt noch welche existieren, liegt an der<br />

sch<strong>ein</strong>bar unbegrenzten Bereitschaft vieler <strong>Bibliothek</strong>arinnen – der Beruf ist wesentlich von<br />

Frauen geprägt – sich selbst auszubeuten.<br />

Aber selbst die Stadtbibliothek in der Landeshauptstadt Schwerin musste im Frühjahr aus dem<br />

Stand aus Sicherheitsgründen alle Abteilungen bis auf die für Kinder und Jugendliche rä<strong>um</strong>en<br />

lassen. Zukunft? Ungeklärt.<br />

Wer allerdings an den Stadtrand Schwerins kommt, der sieht <strong>ein</strong>en glanzvollen Neubau in<br />

<strong>ein</strong>em abgelegenen Kasernengelände vor sich, die neue Landesbibliothek. Wissenschaftlichen<br />

<strong>Bibliothek</strong>en wie ihr <strong>geht</strong> es nämlich zwar oft auch nicht gut, wenigstens nach USamerikanischen<br />

oder nordeuropäischen Maßstäben. Doch es <strong>geht</strong> ihnen meist viel besser als<br />

öffentlichen <strong>Bibliothek</strong>en. <strong>Es</strong> <strong>geht</strong> eben auch bei <strong>Bibliothek</strong>sfinanzierung <strong>um</strong> Machtfragen<br />

und sozialen Status. Deshalb erregt etwa der heftige Kampf zwischen den Verlegern und dem<br />

<strong>Bibliothek</strong>sverband, wie die immer populärerer werdenden E-Books behandelt werden sollen,<br />

bisher so wenig Aufmerksamkeit.<br />

<strong>Es</strong> <strong>geht</strong> auch <strong>um</strong> Gerechtigkeit<br />

Die Verleger und der Buchhändlerver<strong>ein</strong> bestehen darauf, weiterhin faktisch jederzeit zu<br />

beendende oder zu verteuernde Zugangsrechte zu verkaufen. Der DBV hingegen ficht dafür,<br />

den Zugang zu E-Books, E-Zeitschriften, Datenbanken etc. genau so zu behandeln wie bisher<br />

Bücher, Zeitschriften und andere materiell gebundene Medien. Er soll in den Besitz der<br />

<strong>Bibliothek</strong>en übergehen, die dann so oft und so <strong>ein</strong>fach, wie es ihnen beliebt, den Zugang für<br />

die Nutzer öffnen.<br />

<strong>Es</strong> ginge, so die derzeitige Vorsitzende und Direktorin der Bremer Stadtbibliothek im<br />

Interview mit der Frankfurter Rundschau, Barbara Lison, <strong>um</strong> die Nachhaltigkeit der<br />

Verwendung von öffentlichen Mitteln, aber auch <strong>um</strong> Gerechtigkeit des Zugangs zu<br />

Informationen. Und wirklich: Ein Land mit alternder Gesellschaft muss jedes Talent fördern,<br />

auch wenn es nicht aus den klassischen Bildungsschichten kommt. Gute öffentliche<br />

<strong>Bibliothek</strong>en sind also <strong>ein</strong> Betriebsmittel, nicht zuletzt, <strong>um</strong> die Demokratie in Gang zu halten.<br />

Menschen müssen wissen können, worüber ihre Politiker abstimmen. Wie schon der große<br />

alte Benjamin Franklin den jungen USA predigte und damit <strong>ein</strong>e bis heute be<strong>ein</strong>druckende<br />

<strong>Bibliothek</strong>skultur bescherte.

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