Es geht um ein Stück Kultur - Treffpunkt Bibliothek
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12.11.2012: »Pippilothek« <strong>geht</strong> auch ohne Personal (neues-deutschland.de) http://www.neues-deutschland.de/artikel/803927.html<br />
Nicht nur für die berufliche Weiterbildung, auch für Schulen gibt es computergestützte Angebote, z<strong>um</strong> Teil sogar in den Schulen selbst. Die Online-Datenbank<br />
»Press Display« etwa bietet 1700 Zeitungen und Zeitschriften aus dem In- und Ausland, z<strong>um</strong> Teil mit maschinell vorgelesenen Übersetzungen. Zur<br />
Heranführung der Jüngsten wird bisweilen <strong>ein</strong> »Bilderbuchkino« veranstaltet. In der Diaschau, zu der <strong>ein</strong>e Geschichte vorgelesen wird, verfolgt <strong>ein</strong> hungriger<br />
(und analphabetischer) Fuchs <strong>ein</strong>e Maus in <strong>ein</strong> ihm unbekanntes Gebäude und wird dann von ihr in die »Pippilothek« <strong>ein</strong>geführt. »Unsere 2011 durchgeführte<br />
Studie zur Nichtnutzung von <strong>Bibliothek</strong>en hat bewiesen, dass Menschen, die im Kindesalter <strong>Bibliothek</strong>en kennenlernen, diese in der Regel ihr Leben lang<br />
besuchen«, sagt Monika Ziller, Leiterin der Stadtbibliothek Heilbronn und Vorsitzende des Deutschen <strong>Bibliothek</strong>sverbands (DBV).<br />
Hauptproblem bleibt das fehlende Geld<br />
Auch Jugendliche werden gezielt angesprochen, etwa mit dem Verleih von Computerspielen - und mit der Möglichkeit, sich <strong>ein</strong>zubringen. Nicht nur in Bremen-<br />
Gröpelingen, auch in Norderstedt bei Hamburg durften Jugendliche schon bei der Ra<strong>um</strong>gestaltung mitmachen. Hier ist die <strong>Bibliothek</strong> sogar mit der<br />
Volkshochschule zusammen Teil des kommunalen Unternehmens »Bildungswerke Norderstedt«, dessen Online-Weiterbildungsangebot sie gem<strong>ein</strong>sam stellen.<br />
Laut DBV kooperieren fast alle kommunalen <strong>Bibliothek</strong>en mit Grundschulen und Kindergärten, immerhin die Hälfte mit Volkshochschulen und 40 Prozent mit<br />
Senioren<strong>ein</strong>richtungen.<br />
Nicht kooperationsbereit sind hingegen viele Verlage bezüglich elektronischer Literatur. Die Zahl der <strong>Bibliothek</strong>en, die im Internet das Runterladen temporär<br />
lesbarer elektronischer Bücher anbieten, steigt rasant. Ebenso die S<strong>um</strong>men, für die solche E-Books angekauft werden. Doch viele Verlage wollen den<br />
<strong>Bibliothek</strong>en nicht die gleichen Rechte <strong>ein</strong>rä<strong>um</strong>en wie für papierne Bücher und verkaufen ihnen deshalb k<strong>ein</strong>e elektronischen Bücher. »Einige Verlage wollen<br />
wohl eigene Verleihmodelle <strong>ein</strong>setzen«, sagt Monika Ziller.<br />
Das Hauptproblem der <strong>Bibliothek</strong>en bleibt aber die finanzielle Lage. Bei <strong>ein</strong>er DBV-internen Umfrage im Mai und Juni zeigten sich 56 Prozent der kommunalen<br />
<strong>Bibliothek</strong>en in Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern von »globalen Haushaltssperren oder ähnlich grundlegenden Einschränkungen« betroffen. Manche<br />
<strong>Bibliothek</strong>en müssen ihre Öffnungszeiten verkürzen. »Dass die Mittelkürzungen nicht mehr ganz so stark sind wie 2011 kann höchstens als Verschnaufpause<br />
gewertet werden«, schreibt der DBV. Deutschland hat im Ländervergleich sehr schlechte Nutzungszahlen aufzuweisen (siehe Infokasten).<br />
DBV-Geschäftsführerin Barbara Schleihagen macht dafür auch unterschiedliche kulturelle Traditionen verantwortlich. Fakt ist jedoch: Andere Länder geben<br />
auch viel mehr Geld für ihre <strong>Bibliothek</strong>en aus.<br />
Wohin dieses Sparen an der kulturellen Bildung im Extremfall führt, zeigt sich in Lübeck, wo die <strong>Bibliothek</strong> in den letzten zehn Jahren <strong>ein</strong> Drittel ihres Personals<br />
verloren hat, den Großteil der Zweigstellen schließen musste und sich ka<strong>um</strong> noch <strong>um</strong> den riesigen, z<strong>um</strong> Teil <strong>ein</strong>zigartigen und bis z<strong>um</strong> 11. Jahrhundert<br />
zurückreichenden historischen Bestand kümmern kann; oder in Schwerin, wo die Mängel in der Statik der Hauptbibliothek so lange missachtet wurden, bis im<br />
Mai der Großteil des Gebäudes geschlossen und die betroffenen Bestände in unzugängliche Magazine ausgelagert werden mussten (siehe Interview).<br />
Da <strong>geht</strong> Dänemark ganz andere Wege, und nicht nur wegen der deutlich höheren Ausgaben und den seit langem üblichen Sonntagsöffnungen. Seit 2005 wird<br />
dort der personallose Betrieb ausprobiert, erklärt Alice Feddersen, die das vom dänischen Staat finanzierte <strong>Bibliothek</strong>swesen für die dänische Minderheit in<br />
Südschleswig leitet. Dadurch hätten sich die Öffnungszeiten mehr als verdoppelt, die Zahl der Ausleihen sei <strong>um</strong> über 20 Prozent gestiegen. In all den Jahren<br />
habe es nur je <strong>ein</strong>en Fall von Vandalismus und Diebstahl gegeben. Die Verantwortlichen seien dann aber, auch dank der Überwachungskameras, geschnappt<br />
worden.<br />
Auch Sonntags geöffnet<br />
Die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen, wo die Zentralbibliotheken von <strong>Kultur</strong><strong>ein</strong>richtungen <strong>um</strong>geben sind, die auch sonntags öffnen, hätten gerne <strong>ein</strong>e<br />
Aufhebung des Sonntagsarbeitsverbots für <strong>Bibliothek</strong>en. Sie sehen das als familienfreundlich an, haben an verkaufsoffenen Sonntagen gute Erfahrungen<br />
gemacht und wollen sonntags auch nur freiwillig zusagendes Personal <strong>ein</strong>setzen. In Bremen gibt es nun <strong>ein</strong> Pilotprojekt. Seit diesem Monat wird die<br />
Zentralbibliothek <strong>ein</strong> halbes Jahr lang am ersten Sonntag im Monat geöffnet s<strong>ein</strong>. Uwe Liebe vom Ver.di-Bezirk Niedersachsen-Bremen hält generelle<br />
Sonntagsöffnungen jedoch für »unzulässig - und für unz<strong>um</strong>utbar. Die Beschäftigten sind schon sehr ausgelastet.« Die Sonntagsarbeit führe zu <strong>ein</strong>er höheren<br />
Arbeitsverdichtung an den Wochentagen, wenn dann <strong>ein</strong> Teil des Personals wegen des Sonntagsdienstes frei hat.<br />
Öffnungen ohne Personal und andere Einsparmöglichkeiten hin oder her - nötig wäre <strong>ein</strong> Bundesgesetz, das Personalbestand und Medienetat von der Zahl der<br />
Ausleihen abhängig macht; das <strong>Bibliothek</strong>swesen als kommunale Pflichtaufgabe definiert, an dem nicht gespart werden darf; und auch noch klarmacht, dass<br />
die Gelder dafür von höheren Ebenen kommen müssen.<br />
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