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Das Ethnonym - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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weist daraufhin, daß schon Loukotka und Rivet angesichts der Sprachverwandtschaft<br />

der Stammessprachen der Karimé, Shiriana, Waika, Pusarakau und Samatari,<br />

alle diese Sprachen unter den Oberbegriff der „Shiriana-Sprachfamilie“<br />

zusammengefaßt haben, um den linguistischen Zusammenhang dieser Sprachen<br />

zu unterstreichen.<br />

Diesen linguistischen und kulturellen Kontext unterzog Becher im Verlaufe seiner<br />

Forschungsaufenthalte bei den Yanomami einer Revision: „Auch Angehörige der<br />

Aramamesteri, Karauaeteri, Puesheweteri und selbst der Xiriana, die ich in den<br />

Malokas der Surara und Pakidai als Ehefrauen, Besucher sowie als Gefangene<br />

antraf, erklärten, daß sie Yanomami seien. Außerdem zählte mir der Surara-<br />

Häuptling Hewemao weitere 42 Stämme zwischen Catrimani und Rio Negro auf,<br />

befreundete und feindliche, wobei er darauf hinwies, daß diese ebenfalls einbezogen<br />

werden müssen. Danach und auf Grund der sprachlichen und kulturellen<br />

Verwandtschaft, dürfte es angebracht sein, Yanomami bzw. Yanoama als neue<br />

Bezeichnung für die Sprachen- und Kulturgruppe jener kleinwüchsigen und hellhäutigen<br />

Indianer des nördlichen Amazoniens einzuführen. Den bisherigen Untersuchungen<br />

zufolge bewohnen sie einen verhältnismäßig geschlossenen Raum...<br />

Über die ethnische Zusammengehörigkeit dieser Bevölkerung kann kein Zweifel<br />

bestehen.“ 21<br />

Yanomami und Yanoama, beides Namen, die man zunächst nur mit Einzelstämmen<br />

in Verbindung gebracht hatte, stellten sich mit zunehmendem Wissen über<br />

die Verhältnisse im nördlichen Amazonien als generische Namen heraus, die von<br />

verschiedenen Stammesgruppen gebraucht werden, die man in vergleichbarem<br />

Zusammenhang vorher nicht gesehen hatte. So nannten sich nicht nur Mitglieder<br />

der zunächst genannten 4 Stämme, sondern die Mitglieder von 50 (42+8)<br />

Stämmen eines von allen gemeinsam relativ geschlossen besiedelten Areals. Die<br />

ethnographische Forschung gebrauchte den Yanomami-Namen dagegen zunächst<br />

nach ihrem Schema einer Logik des totum pro parte, weil sie dieses totum noch<br />

nicht zu erfassen vermochte, während der Korrekturvorschlag Bechers, der die<br />

bessere Einsicht für sich hat, mit dem Widerstand des eingeschliffenen Wissenschaftsbrauchs<br />

und der Autorität seiner Initiatoren (Xiriana-Sprachfamilie und<br />

Verzicht auf die kulturelle Zusammenfassung der genannten Gruppen unter dem<br />

Yanomami-Begriff) zu kämpfen hat.<br />

Was hier zunächst nur wie ein akademischer Korrekturvorschlag aussieht,<br />

gewinnt aber eine andere Bedeutung, wenn man ihn vor der folgenden Beobachtung<br />

reflektiert: „Bedeutsam ist... der Hinweis des Surara-Häuptlings, wonach es<br />

innerhalb des „Yanomami-Volkes“ zwei mächtige Stämme gibt, erstens die<br />

Xiriana, deren Selbstbezeichnung „Harateri“ lautet, und zweitens Waika, welche<br />

sich aber ständig befehden. Alle kleineren Stämme stehen entweder auf Seiten<br />

des einen oder anderen, sind diesen aber gleichzeitig tribut- und kriegsdienstpflichtig.<br />

Die Surara und Pakidai, so erklärte mir der Häuptling weiter, seien<br />

21 H.Becher, Die Surara und Pakidai, Hamburg 1960, S.6

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