Das Ethnonym - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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Zum Vergleich alteuropäischer und althebräischer Völkernamen<br />
26<br />
Mißt man Plischkes Versuch einer Erklärung der Völkernamensgebung methodisch<br />
an den von ihm selbst aufgestellten Kriterien, speziell an der von ihm linguistisch<br />
vorgetragenen Problematik der Feststellung von Bezeichnungsregeln<br />
und Bezeichnungsgründen, dann überrascht besonders sein affirmativer Rekurs<br />
auf die durch die Philologie vermittelten Hinweise über die Gesichtspunkte der<br />
alteuropäischen und altorientalischen Völkernamensgebung, denn die meisten<br />
Hinweise von dieser Seite bestätigen zunächst seine Einwände, da sie viele der<br />
überlieferten Völkernamen als interessierte Umdeutungen, speziell als fingierte<br />
genealogische Integrationsversuche in diverse Völkertafeln ausweisen. Die Altphilologie<br />
liefert, wenn man Plischkes Kriterien ernst nimmt, also eher Gründe<br />
dafür, die aus der Antike überlieferten Erklärungen der Völkernamen hier auszuklammern,<br />
würden nicht auch deren Beispiele ihres zeittypischen Gebrauchs die<br />
Zurückweisung eben dieser sprachgeschichtlich vorgetragenen Kriterien von<br />
Plischke nahelegen.<br />
Unter den Völkernamen der antiken Historiker, Mythographen und altorientalischen<br />
Völkertafeln überwiegen die Namen, die auf einen Ahnen (Archegeten,<br />
eponymen Heros, Stammvater) zurückgehen, die ihrerseits in verwandtschaftlichen<br />
Relationen vorgestellt werden (siehe Anhang 2). Selbst wenn diese Ahnen<br />
und deren verwandtschaftlichen Relationen fingiert sind, so bestimmt doch diese<br />
Fiktion sowohl die Völkerbezeichnung als auch die Reflexion der Völkerbeziehungen<br />
in der Epoche Griechenlands seit Homer oder in der Epoche der Genesisredaktion,<br />
der gegenüber es unerheblich erscheint, was die Namen davor wirklich<br />
bedeutet haben oder wie sie vor dieser Zeit gebildet wurden, eben weil es die in<br />
dieser Epoche herrschende genealogische Fiktion der Strukturierung von Völkernamen<br />
gewesen ist.<br />
Abb. 5: Beispiele antiker Völkernamen<br />
Zeus Pyrrha Noah<br />
Hellen Othrys Ham Japhet Sem<br />
Aiolos Doros Xuthos Kush Punt Askenas Elam Assur Aram<br />
Achaias Ion<br />
Sowohl diese vorherrschende Form der Namengebung als auch die anderen, selteneren<br />
Konzepte der Völkerbenennung entsprechen aber grundsätzlich den Alternativen<br />
der Völkernamengebung, welche die Ethnographie im Verlaufe ihrer<br />
noch gegenwärtigen Arbeit vorstellen konnte.<br />
So wurden in Altgriechenland und Altitalien Stämme und Völker sowohl nach<br />
ihren Körpermerkmalen: ��������� nach ihren Wohnsitzen: Ramnes (Romanes),<br />
nach den charakteristischen Kulturadaptionen: Siculi, nach Tieren: Hirpiner, Picenter,<br />
��������� �������� �������� aber vor allem nach ihren Stammvätern, epo-