Das Ethnonym - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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von den kulturell Überlegenen allein aus dem Grunde bestritten, weil sie dieses<br />
Prädikat für sich selbst reserviert haben.<br />
Diese Form der Dehumanisierung des Fremden, weil das Humanum eine Kategorie<br />
der eigenen Kultur ist, ist nicht notwendigerweise mit dem Führen eines<br />
<strong>Ethnonym</strong>s verbunden, das die Bedeutung des Menschseins trägt, speziell dann<br />
nicht, wenn die Selbstidentifizierung innerhalb eines ethnisch differenzierten<br />
Kreises geschieht, dem man das Menschsein reserviert. Wenn dieser Kreis selbst<br />
nicht als politische Einheit hervortritt, er sich nur aus den potentiellen Bündnispartnern<br />
der Einzelstämme zusammensetzt, kann er auch nicht eigenständig benannt<br />
werden. Dafür lassen sich aber seine Mitglieder über die Epiklese des<br />
Menschseins von den anderen unterscheiden. Die Kalapalo beispielsweise, für<br />
deren Selbst- wie Fremdbezeichnung ihre Dorfnamen herhalten, reservieren das<br />
Humanum für einen bestimmten Kreis von Stammesgruppen, während sie andere<br />
Stämme davon deutlich ausschließen.<br />
"Among Carib speakers in the area, the Kalapalo are named after their present<br />
village, being called Aifa otomo, "people of Aifa village". The term Kalapalo is<br />
the name of an old village site, abandoned about 50 years ago, but is now common<br />
usage in the literature about the Upper Xingu Basin. Non- Carib speakers<br />
who visited the original group later applied the name to their descendants even<br />
after the village was abandoned." 83 Kalapalo otomo ist also eine durch Fremdbezeichnung<br />
fortgesetzte Selbstbezeichnung einer Gruppe, die sich aktuell selbst:<br />
Aifa otomo, nennt. Die Anerkennung einer Fremdbezeichnung neben der Selbstbezeichnung,<br />
verweist auf das relativ gute Verhältnis zu diesen Fremden, deren<br />
Namengebung sie im Verkehr mit ihnen akzeptieren. Die Kalapalo gehören zur<br />
Gesellschaft des Oberen Xingu, die sich aus Gruppen verschiedenster Herkunft,<br />
die meist nur noch linguistisch konstatierbar ist, zusammensetzt. <strong>Das</strong> Verhältnis<br />
dieser Gruppen untereinander ist ambivalent.<br />
"Relationships between members of Upper Xingu society and some of these<br />
groups were occasionally amicable, but accusations of witchcraft murder and revenge<br />
killings by groups on both sides took place more frequently." 84<br />
Die Kalapalo grenzen im Norden an die Gé sprechenden Suya und Kamaiura,<br />
sowie an die Tupi sprechenden Juruna an, im Osten von ihnen wohnen die karibisch<br />
sprechenden, feindlichenYaguma, südöstlich von ihnen leben die Gé sprechenden,<br />
kriegerischen Shavanté und Kayapo und im Westen versuchen die<br />
feindlichen Txicao, ein Karibisch sprechendes Volk wie sie selbst, ihr Terrain<br />
immer weiter auszudehnen, weshalb sie immer wieder mit ihren direkten Nachbarn,<br />
den Arawak sprechenden Mehinaku, Jagami und Waura in Streit geraten,<br />
die ihrerseits westlich der Kalapalo wohnen und wie sie zur Gesellschaft des<br />
Oberen Xingu gehören.<br />
„Thus the residents of the Upper Xingu Basin found themselves surrounded by<br />
Indians whose aggressive attitudes contrasted sharply with their own ideal of<br />
83 E.B.Basso, The Kalapalo Indians, Illinois 1988, S.4<br />
84 E.B.Basso, The Kalapalo Indians, Illinois 1988, S.9