E - FUSSBODENBAU
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Fachwissen | Anwendung<br />
Blasen in einer Bodenbeschichtung:<br />
Nicht immer Feuchtigkeit!<br />
Im Zuge der Neuerrichtung<br />
einer Druckerei wurde in einem<br />
Druckraum ein Zementestrich<br />
als Nutzestrich eingebracht.<br />
Nach Fertigstellung und<br />
Inbetriebnahme der Druckerei,<br />
stellte man ein intensives Absanden<br />
sowie eine unzureichende<br />
Reinigungsfähigkeit<br />
des Bodens fest, weshalb nachträglich<br />
das Aufbringen einer<br />
Beschichtung veranlasst wurde.<br />
Da der Zementestrich nach erfolgter<br />
Untergrundvorbereitung<br />
durch Kugelstrahlen eine zu<br />
geringe Oberflächenfestigkeit<br />
aufwies, mürbe und porös<br />
wirkte, wurde vor Aufbringung<br />
der Beschichtung eine verfestigende,<br />
lösemittelhaltige 2K-<br />
EP-Imprägnierung appliziert.<br />
Etwa 2 bis 3 Wochen nach der<br />
Applikation traten unter anderem<br />
Blasenbildungen in der<br />
Beschichtung auf. Nur scheinbar<br />
ein typischer Schaden<br />
durch hohe Restfeuchte im jungen<br />
Estrich.<br />
Trotz Muster und Prüfmaßnahmen<br />
kam es zum Schaden<br />
in der Beschichtung!<br />
Im Vorfeld wurde an Musterflächen<br />
im Bauvorhaben die<br />
Wirksamkeit der Imprägnierung<br />
getestet und mittels Abreißprüfungen<br />
festgestellt, dass<br />
durch die Imprägnierung eine<br />
Verfestigung der oberflächennahen<br />
Randzone des Zementestrichs<br />
erzielt werden konnte.<br />
Daraufhin wurde die Estrichkonstruktion<br />
durch einen Estrichleger<br />
vollflächig imprägniert,<br />
wobei während der<br />
Verarbeitung kein spezielles<br />
Rührgerät zur Durchmischung<br />
der beiden Komponenten zum<br />
Einsatz gekommen war. Darüber<br />
hinaus sollen partiell Pfützenbildungen<br />
der flüssigen Imprägnierung<br />
vorgelegen haben.<br />
Anschließend erfolgten dann,<br />
ohne Durchführung weiterer<br />
Prüfmaßnahmen an der vollflächig<br />
imprägnierten Estrichkonstruktion,<br />
die Beschichtungsarbeiten<br />
mit einem lösemittelfreien<br />
System auf Basis Epoxidharz<br />
durch einen Malerbetrieb.<br />
Etwa 2 bis 3 Wochen nach<br />
Beendigung der Beschichtungsarbeiten<br />
hatten sich orangenhautartige<br />
Strukturen, einzelne<br />
Blasen, mit einem Durchmesser<br />
von ca. > 0,3 cm bis<br />
ca. < 2,0 cm sowie Poren in<br />
der Beschichtung gebildet.<br />
Der Bauherr zog zunächst den<br />
Malerbetrieb für die aufgetretenen<br />
Blasenbildungen in die<br />
Verantwortung, der aber wiederum<br />
dem Estrichleger Versäumnisse<br />
bei der sorgfältigen<br />
Durchführung der Imprägnierarbeiten<br />
für sein nachfolgendes<br />
Gewerk vorwarf. Im Rahmen<br />
einer Begutachtung durch<br />
einen Sachverständigen des<br />
Iba-Institut sollte man nun neben<br />
der Ursache für die aufgetretenen<br />
Blasenbildungen geklärt<br />
werden, ob der Aufragnehmer<br />
für Malerarbeiten<br />
entsprechend seinen Prüfungs-<br />
, Sorgfalts- und Hinweispflichten<br />
den zu bearbeitenden imprägnierten<br />
Zementestrich im<br />
Vorfeld der Durchführung der<br />
Beschichtungsarbeiten hinreichend<br />
untersucht und geprüft<br />
hatte und ob er die Ungeeignetheit<br />
des Untergrunds für eine<br />
weitere Bearbeitung hätte erkennen<br />
können.<br />
Der Sachverhalt muss in zweierlei<br />
Hinsicht betrachtet werden:<br />
Zum einen gilt es, die vermeintliche<br />
Schadensursache<br />
für die aufgetreten Blasenbildungen<br />
festzustellen und zum<br />
andern muss eruiert werden,<br />
wem die Verantwortung für<br />
das mangelhafte Gewerk zuzuschreiben<br />
ist.<br />
Fakt ist, dass ein mit unzureichenderOberflächenbeschaffenheit<br />
behafteter Zementestrich<br />
(zu geringe<br />
Festigkeit, hohe Porosität) mit<br />
einer lösemittelhaltigen 2K-<br />
EP-Imprägnierung versehen<br />
und anschließend beschichtet<br />
worden ist. Wenn die poröse<br />
Estrichschicht mit einem abnorm<br />
hohen Saugvermögen<br />
gleichzusetzen ist, muss davon<br />
ausgegangen werden, dass<br />
nach der Applikation der Imprägnierung<br />
das Porenvolumen<br />
mit hochsiedenden Lösemitteln<br />
gesättigt vorlag. Die<br />
Pfützenbildung bei der Verarbeitung<br />
läßt darauf Rückschlüsse<br />
zu, dass die Imprägnierung<br />
im Überschuss<br />
appliziert wurde, was mit einem<br />
hohen Materialeintrag<br />
und damit einer hohen Menge<br />
an Lösemittel in den Untergrund<br />
einhergeht.<br />
Schadensursache:<br />
Nicht immer Feuchtigkeit aus<br />
dem Untergrund?<br />
Das Öffnen der entstandenen<br />
Blasen zeigte: keine flüssigkeitsgefüllten(osmotischen)<br />
Blasen, sondern<br />
gasgefüllt mit einem Geruch<br />
nach Lösemitteln.<br />
Insbesondere bei lösemittelhaltigen<br />
Imprägnierungen<br />
muss sichergestellt sein, dass<br />
die bei der Verarbeitung in den<br />
Untergrund eingedrungenen<br />
Lösemittel zum Zeitpunkt der<br />
Überarbeitung mit einem (als<br />
dampfdicht geltenden) Beschichtungssystemausreichend<br />
verdunstet sind und<br />
nicht zu einem späteren Zeitpunkt<br />
in der nachfolgenden<br />
Beschichtung eine Blasenbildung<br />
hervorrufen.<br />
Im vorliegenden Fall hatte<br />
dieser Grundsatz offenbar<br />
keine ausreichende Berücksichtigung<br />
gefunden, so dass<br />
die bei lösemittelhaltigen Systemen<br />
grundsätzlich bestehende<br />
latente Gefahr der Lösemittelretention(Zurückhaltung<br />
der Lösemittel bei der<br />
Filmbildung), verbunden mit<br />
dem übermäßig hohen Materialverbrauch,<br />
zu den vorgefundenen<br />
Blasenbildungen in der<br />
nachfolgenden Beschichtung<br />
geführt hatte. Wenn außerdem<br />
bei der Verarbeitung der Imprägnierung<br />
kein entsprechendes<br />
Rührgerät zur gezielten<br />
Durchmischung der beiden<br />
Komponenten verwendet<br />
wurde, ist nicht auszuschließen,<br />
dass ein Ausgasen niedermolekularer<br />
unvernetzter Bestandteile<br />
des Imprägniermittels<br />
ebenfalls Blasen in der<br />
nachfolgenden Beschichtung<br />
verursacht hat.<br />
Auf Grund der unzureichendenOberflächenbeschaffenheit<br />
der kugelgestrahlten Estrichoberfläche<br />
war das Imprägniermittel<br />
unterschiedlich tief<br />
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