10.01.2013 Aufrufe

Glaube, Hoffnung und Liebe – Bischofs - Canisianum

Glaube, Hoffnung und Liebe – Bischofs - Canisianum

Glaube, Hoffnung und Liebe – Bischofs - Canisianum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Prof. Dr. Heinrich Neisser<br />

Von Jean Monnet, dem Mentor des europäischen<br />

Einigungsprozesses, wird eine bemerkenswerte<br />

Episode berichtet. Als er in den späteren Jahren<br />

seines Lebens gefragt wurde, womit er beginnen<br />

würde, sollte er nochmals mit der europäischen<br />

Einigung anfangen müssen, soll seine Antwort<br />

gelautet haben: mit der Kultur. Diese Anekdote ist<br />

nicht eindeutig bewiesen. Wenn sie aber schon<br />

nicht bewiesen werden kann, ist sie dennoch gut<br />

erf<strong>und</strong>en, bringt sie doch in unmissverständlicher<br />

Weise zum Ausdruck, dass die europäische<br />

Einigung kultureller Gr<strong>und</strong>lagen bedarf. Das<br />

Bewusstsein einer gemeinsamen europäischen<br />

Kultur ist ein unverzichtbares Element einer<br />

europäischen Identität. Die Orientierung an<br />

Wirtschaftszielen reicht nicht aus, um ein europäisches<br />

Bewusstsein zu erzeugen. Der europäische<br />

Bürger soll nicht nur Marktbürger, sondern auch<br />

Kulturträger sein.<br />

22<br />

Univ.-Prof. Dr. Heinrich Neisser<br />

Das vereinigte Europa in einer<br />

multikulturellen Welt<br />

Studientag im Collegium <strong>Canisianum</strong> am 10. Juli 2003<br />

Die Internationalisierung der modernen Welt hat<br />

auch die kulturellen Beziehungen zwischen<br />

Staaten <strong>und</strong> Gesellschaften erheblich dynamisiert.<br />

Die oft beschworene Globalisierung hat nicht nur<br />

ökonomische Auswirkungen, sie vermittelt auch<br />

der Kultur bzw. den einzelnen Kulturen neue<br />

Wirksamkeiten <strong>und</strong> Rollen. Die folgenden<br />

Ausführungen beschränken sich auf europäische<br />

Perspektiven, eine weltweit umfassende kulturelle<br />

Analyse wäre eine in einem Vortrag nicht zu<br />

bewältigende Herausforderung. Demgemäß sind<br />

die Fragen, die formuliert werden müssen,<br />

Kernfragen des kulturellen Zusammenhangs <strong>und</strong><br />

des europäischen kulturellen Zusammenhalts:<br />

• Ist Europa eine Kulturgemeinschaft?<br />

• Was sind seine kulturellen Kräfte <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten,<br />

was sind seine Unterschiede?<br />

• Europa ist ein Kontinent, dessen kulturelle Geschichte<br />

stets eine religiöse Dimension hatte.<br />

Welche Rollen spielten <strong>und</strong> spielen heute noch<br />

Religionsgemeinschaften?<br />

Seit dem Vertrag von Maastricht ist die Europäische<br />

Union eine politische Union. Damit sind<br />

zentrale Fragen verb<strong>und</strong>en, die auch die Zukunft<br />

des europäischen Einigungsprozesses prägen<br />

werden:<br />

• Was ist die geistig-kulturelle Klammer dieser<br />

politischen Union?<br />

• Was bedeutet europäische Identität?<br />

• Was ist das Angebot der Union an ihre Bürger?<br />

Jean Monnet hat die Herausforderung wie folgt<br />

formuliert: „Wir verbinden nicht Staaten, sondern<br />

wir vereinigen Menschen.“<br />

Alle diese Fragen markieren auch den Hintergr<strong>und</strong><br />

der Diskussion über eine europäische Verfassung,<br />

die im Rahmen eines Zukunftskonventes soeben<br />

beendet wurde <strong>und</strong> die ein wesentlicher Schritt in<br />

einer Weiterentwicklung der europäischen Integration<br />

ist.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!