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Glaube, Hoffnung und Liebe – Bischofs - Canisianum

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heutigen Ökumenischen Theologie keinen wichtigen<br />

Stellenwert besitzt, was man bedauern muss.<br />

Methodisch bedient sich die Ökumenische<br />

Theologie der neueren Exegese, Dogmen- <strong>und</strong><br />

Theologiegeschichte, aber auch der anderen theologischen<br />

Disziplinen, wie Liturgiewissenschaft.<br />

Durch die Arbeit der Ökumenischen Theologie<br />

haben sich in bisher strittigen Lehr- <strong>und</strong> Lebensfragen<br />

Konvergenzen <strong>und</strong> Konsense eröffnet <strong>und</strong><br />

entwickelt. In allen Kirchen <strong>und</strong> Konfessionen<br />

haben sich dafür zu unterschiedlichen Zeiten<br />

innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der Universitäten Lehrstühle<br />

<strong>und</strong> Institute errichten lassen, die diese Aufgabe<br />

Ökumenischer Theologie in Abhebung von<br />

anderen Disziplinen <strong>und</strong> zugleich in Kooperation<br />

mit ihnen betreiben.<br />

Karl Rahner hat sich nie mit einer solchen Ökumenischen<br />

Theologie im Sinne einer spezifischen<br />

Disziplin beschäftigt. Es gab auch kein solches<br />

Institut im Umkreis seiner akademischen Lehrtätigkeit.<br />

Dies ist vielleicht auch der Gr<strong>und</strong>, warum<br />

man bisher die ökumenische Bedeutung der<br />

Rahnerschen Theologie sehr wenig oder kaum<br />

untersucht hat. Es gibt zwar wissenschaftliche<br />

Untersuchungen über Karl Rahner aus dem ökumenischen<br />

Raum, aber eben auch hier geht es<br />

weniger um spezifisch ökumenische Fragestellungen.<br />

Dies ist eigentlich erstaunlich, denn zweifellos<br />

ist die ökumenische Dimension mehr <strong>und</strong><br />

mehr im Ganzen der Theologie Karl Rahners in<br />

den Vordergr<strong>und</strong> getreten <strong>und</strong> gewichtiger geworden.<br />

Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass<br />

der ökumenische Gesichtspunkt nicht nur in einem<br />

eigenen Fach konzentriert wurde, sondern als eine<br />

durchlaufende Perspektive so gut wie allen theologischen<br />

Disziplinen eigen ist. Dabei muss man<br />

natürlich auch Rahners theologiegeschichtlichen<br />

Ort im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert genauer betrachten <strong>und</strong> die<br />

jeweiligen Entwicklungsstadien der Theologie,<br />

gerade auch unter dem Gesichtspunkt der Ökumene,<br />

im Auge behalten. Lehrstühle <strong>und</strong> Institute für<br />

Ökumenische Theologie gab es relativ spät.<br />

4<br />

II.<br />

Darum mag es zunächst im Sinne einer ersten<br />

Hinführung notwendig sein, so etwas wie verschiedene<br />

Etappen <strong>und</strong> Phasen von Rahners<br />

Beschäftigung mit der Ökumene darzustellen.<br />

Denn zweifellos gibt es hier relativ starke <strong>und</strong><br />

gewichtige Einschnitte. 4<br />

Es gibt mehrere Verzeichnisse von gelesenen<br />

Büchern aus Rahners Studienzeit, nämlich aus den<br />

Jahren 1928 bis 1933/34. Unter fast 400 Titeln findet<br />

sich keine Veröffentlichung aus dem Bereich<br />

der reformatorischen Theologie. Dies ist auch<br />

nicht verw<strong>und</strong>erlich, denn Karl Rahner hatte vor<br />

allem in der Ordenshochschule der Jesuiten in<br />

Valkenburg (Holland) eine klassische theologische<br />

Ausbildung, die sich damals auf den Umfang der<br />

katholischen Themen beschränkte. Es zeigt, wie<br />

der Ausgangspunkt der damaligen Ausbildung <strong>und</strong><br />

Studien weit entfernt war von dem, was man heute<br />

Ökumenische Theologie nennt.<br />

Eine erste Veröffentlichung ökumenischen Inhalts<br />

stellt der Aufsatz „Die deutsche protestantische<br />

Christologie der Gegenwart“ dar, den Karl Rahner<br />

im Jahr 1936 publizierte. 5 Er konzentriert sich auf<br />

die protestantische Handbuch-Literatur. Aufschlussreich<br />

sind hier verwendete Kategorien einer<br />

Christologie „von unten“, „von oben“, 6 auch wenn<br />

sich keine unmittelbare Beziehung zum Spätwerk<br />

ergibt. Der Beitrag bleibt etwas schematisch <strong>und</strong><br />

wirkt wie ein in Auftrag gegebener Literaturbericht,<br />

der etwas zusammenhanglos im<br />

Frühwerk steht. Aufschlussreich in diesem Zusammenhang<br />

ist die an diesen Text anknüpfende Einordnung<br />

des eigenen f<strong>und</strong>amentaltheologischen<br />

Entwurfs unter dem Titel „Hörer des Wortes“<br />

(1941) 7 in dem Beitrag „Religionsphilosophie <strong>und</strong><br />

Theologie“ aus dem Jahr 1937. 8 Dies ist ein<br />

Aufriss der Gedankengänge bei den Vorlesungen<br />

<strong>und</strong> Seminaren der Salzburger Hochschulwochen<br />

vom 10. bis 28. August 1937, liegt also noch relativ<br />

nahe am Bericht über die deutsche protestantische<br />

Christologie der Gegenwart. Er sieht seine<br />

eigene Religionsphilosophie als „eine höhere<br />

Synthese zwischen den beiden Gr<strong>und</strong>typen protestantischer<br />

Religionsphilosophie“, die er einerseits<br />

in den Linien von Schleiermacher <strong>und</strong> Ritschl <strong>und</strong><br />

in der dialektischen Theologie anderseits, vor<br />

allem im Ansatz von Karl Barth, erblickt.<br />

III.<br />

Diese erste Phase wirkt im Blick auf die Ökumene<br />

noch relativ schematisch <strong>und</strong> wenig interessiert an<br />

zentralen ökumenischen Fragestellungen. Dies<br />

ändert sich jedoch gr<strong>und</strong>legend mit dem großen<br />

Aufsatz „Theos im Neuen Testament“ aus dem<br />

Jahr 1942. 9 Dieser Beitrag ist in vieler Hinsicht<br />

einzigartig. Zunächst ist erstaunlich, wie viel Karl<br />

Rahner aus dem Theos-Artikel des „Theologischen

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