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Glaube, Hoffnung und Liebe – Bischofs - Canisianum

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steckter Gewaltstrukturen her ist verständlich, warum<br />

sich die spezifisch christliche Moral als „Ethik<br />

des Weges <strong>und</strong> gemeinsamen Gehens“ (126) versteht<br />

<strong>und</strong> in der Feier des eucharistischen Gedächtnisses<br />

ein gr<strong>und</strong>legendes „Gegenkonzept zur<br />

Sündenbockstruktur“ (133) zum Ausdruck kommt.<br />

In seinen Ausführungen zum kirchlichen Schuldbekenntnis<br />

am Ersten Fastensonntag 2000 verknüpft<br />

Nikolaus Wandinger (143<strong>–</strong>179) die Fähigkeit<br />

zur Vergebung <strong>–</strong> als Stehen zu vergangener<br />

Schuld <strong>und</strong> Umkehr der gesellschaftlichen Amnesietendenz<br />

<strong>–</strong> mit der Identität der Kirche als<br />

solcher.<br />

Der dritte gemeinsame Text (Der 11. September<br />

2001 <strong>und</strong> die Theologie der Zeichen der Zeit<br />

[182<strong>–</strong>196]) plädiert für ein ehrliches Benennen<br />

konkreter Spannungen <strong>und</strong> Differenzen im Dialog<br />

der Kulturen <strong>und</strong> Religionen, vor allem der „Frage<br />

der Gewalt“ (195). Dietmar Regensburger rät in<br />

seinem Aufsatz über die Zerstörung der „Twin<br />

Towers“ (197<strong>–</strong>216) zur Zurückhaltung, was religiöse<br />

Deutungen <strong>und</strong> eine <strong>–</strong> vor allem von den<br />

USA betriebene <strong>–</strong> „Schwarz-Weiß-Rhetorik“ (207)<br />

betrifft, <strong>und</strong> Wolfgang Palaver lenkt in seiner<br />

Analyse des Terrorismus (217<strong>–</strong>232) den Blick auf<br />

das „Ansteigen von Rivalitäts- <strong>und</strong> Neidpotentialen“<br />

(220) sowie auf die „pseudoreligiöse Seite“<br />

(222) des aktuellen Terrorismus.<br />

Der vierte gemeinsame Text (Israel <strong>und</strong> Palästina.<br />

<strong>Hoffnung</strong> in hoffnungsloser Situation [234<strong>–</strong>252])<br />

betont <strong>–</strong> angesichts dieses schier unlösbaren<br />

Konflikts <strong>–</strong>, dass letztlich wohl nur der „<strong>Glaube</strong> an<br />

den einen Schöpfergott“ (249) die Überzeugung<br />

von der Universalität der Menschenrechte begründen<br />

könne. Andreas Vonach arbeitet auf diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> die symbolische Bedeutung der Stadt<br />

Jerusalem für Judentum, Christentum <strong>und</strong> Islam<br />

heraus (253<strong>–</strong>269).<br />

Zwei Beiträge befassen sich mit dem Universitätslehrgang<br />

„Kommunikative Theologie“: Matthias<br />

Scharer (272<strong>–</strong>286) macht sein Anliegen deutlich:<br />

„Kommunikative Theologie versucht kommunikative<br />

Prozesse in Kirche <strong>und</strong> Gesellschaft theologisch<br />

zu verstehen“ (275), <strong>und</strong> Franz Weber<br />

(287<strong>–</strong>301) beschreibt dieses Konzept in weltkirchlichem<br />

Zusammenhang als einen „Prozess ständiger<br />

‚Ekklesiogenese‘“ (294). Abschließend erörtern<br />

Herwig Büchele <strong>und</strong> Erich Kitzmüller<br />

(304<strong>–</strong>363) die Möglichkeit einer gerechten, nichthegemonialen<br />

Weltordnung. Ihr Bef<strong>und</strong> lautet:<br />

„Unsere Weltgesellschaft verfügt über keine zen-<br />

56<br />

trale Autorität, die das weltweit-öffentliche<br />

gemeinsame Leben aus bewusster Entscheidung<br />

mitgestalten <strong>und</strong> mit-formen könnte“ (328 f.).<br />

Anzustreben sei eine „Wir-Gestalt der europäischen<br />

Integration“ (354), die ohne Opfer <strong>und</strong><br />

„Sündenbockstruktur“ (351) auskomme. Und in<br />

einem sehr gr<strong>und</strong>sätzlichen Sinn interpretiert<br />

Werner E. Ernst in seiner Sicht der biblischen<br />

Sündenfallserzählung (364<strong>–</strong>379) Gewalt als narzisstisch<br />

entfremdete Mimesis, die <strong>–</strong> gegen das<br />

Verbot, vom „Baum der Erkenntnis“ zu essen <strong>–</strong><br />

danach strebt, alles Nichtidentische anzugleichen;<br />

nur im Aushalten dieser Spannung ist Humanität<br />

möglich: „Erst des Guten Dominanz über das Böse<br />

bildet die Lösung, nicht aber Trennung“ (378).<br />

Der vorliegende Sammelband enthält ein reiches<br />

Potenzial an theologischer Inspiration <strong>und</strong> interdisziplinären<br />

Verknüpfungen; er bietet nicht einen<br />

glatten „Einspruch“ gegen die These, Religion erzeuge<br />

Gewalt, aber eine sorgfältige <strong>und</strong> differenzierte<br />

Herausarbeitung des gr<strong>und</strong>sätzlichen Anspruchs<br />

der biblischen Botschaft, Versöhnung <strong>und</strong><br />

Frieden zu ermöglichen <strong>–</strong> <strong>und</strong> das ist von<br />

unschätzbarer Bedeutung.<br />

Veröffentlichungen von Canisianern<br />

Franz Gmainer-Pranzl<br />

Joachim Kettel (Hg.)<br />

Josef Kardinal Frings.<br />

Leben <strong>und</strong> Wirken des Kölner Erzbischofs in<br />

Anekdoten.<br />

J. P. Bachern Verlag, Köln 2003,<br />

ISBN 3-7616-1670-8, 96 Seiten<br />

Bernd Elmar Koziel<br />

Kritische Rekonstruktion der Pluralistischen<br />

Religionstheologie John Hicks vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> seines Gesamtwerks.<br />

Bamberger Theologische Studien, Band 17,<br />

Peter Lang, Frankfurt am Main 2001,<br />

ISBN 3-631-38039-9, 891 Seiten

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