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Glaube, Hoffnung und Liebe – Bischofs - Canisianum

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Karl Kardinal Lehmann<br />

Karl Rahner <strong>und</strong> die Ökumene<br />

Studientag im Collegium <strong>Canisianum</strong> am 10. Juli 2003 in Innsbruck<br />

Karl Kardinal Lehmann<br />

I.<br />

Karl Rahner, dessen 100. Geburtstag wir im<br />

Frühjahr 2004 feiern werden, gehört zweifellos zu<br />

den bedeutendsten Theologen des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

auf katholischer Seite. Am meisten bekannt wurde<br />

er durch sein bohrendes Fragen in theologischen<br />

Gr<strong>und</strong>fragen, das freilich nie ohne eine Antwort<br />

blieb. Er war im klassischen Sinn des Wortes Dogmatiker,<br />

d.h. er vertrat die Darlegung der Lehre des<br />

katholischen <strong>Glaube</strong>ns. Aber von diesem Zentrum<br />

aus hat er fast allen theologischen Disziplinen neue<br />

Impulse gegeben. Dies gilt z. B. für die Ethik <strong>und</strong><br />

ganz besonders für die Praktische Theologie, aber<br />

es hat auch Gültigkeit für das Kirchenrecht <strong>und</strong> die<br />

Sozialethik. Dadurch dass Karl Rahner durch seine<br />

wissenschaftsorganisatorischen Fähigkeiten, vor<br />

allem durch die Herausgabe großer Lexika <strong>und</strong><br />

Handbücher, immer wieder mit allen theologischen<br />

Fächern zu tun hatte, war er auch mit den<br />

wichtigsten Erkenntnissen vertraut. Auch da, wo er<br />

eher nützliche Einsichten anderer aufgenommen<br />

hat, wie z. B. in der Exegese <strong>und</strong> aus der Kirchen-<br />

geschichte, hat er neue Anstöße <strong>und</strong> Anregungen<br />

gegeben.<br />

In ähnlicher Weise gilt dies auch für die Ökumenische<br />

Theologie. Nun ist dies natürlich ein später<br />

<strong>und</strong> spezieller Begriff für eine Sache, die auch<br />

unter anderen Titeln geleistet wird. Es ist die theologische<br />

Reflexion auf die Voraussetzungen,<br />

Prinzipien <strong>und</strong> Ziele der Ökumene. Die Ökumenische<br />

Theologie hat sich aus der Kontrovers-Theologie<br />

heraus entwickelt. Diese ist primär an der<br />

Auseinandersetzung mit Andersgläubigen <strong>und</strong> an<br />

der kirchentrennenden Lehre <strong>und</strong> Lebenspraxis<br />

orientiert.<br />

Im Laufe der ökumenischen Bemühungen des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts ist der Begriff der Kontrovers-<br />

Theologie zurückgetreten. Man hat die konfessionell<br />

verschiedenen Sprach- <strong>und</strong> Denkformen sowie<br />

die Lehrdifferenzen nicht mehr einfach gegeneinander<br />

gestellt, sondern sie in ihrem Verhältnis<br />

zueinander aufzuarbeiten versucht. Dabei ist die<br />

Frage entstanden, wie weit Verschiedenheiten<br />

zwischen den Kirchen einen legitimen Pluralismus<br />

widerspiegeln oder doch noch kirchentrennende<br />

Unterschiede existieren. Wie weit beim Stand<br />

der Ökumene der Begriff Kontrovers-Theologie<br />

überhaupt noch sinnvoll ist, kann deshalb offen<br />

bleiben.<br />

Wir reden jedenfalls heute sehr viel mehr von Ökumenischer<br />

Theologie. 1 Diese enthält natürlich die<br />

klassischen Themen der Kontrovers-Theologie<br />

(z. B. Schrift <strong>und</strong> Tradition, Rechtfertigung,<br />

Kirche, Amt, Sakramente, Autorität, Unfehlbarkeit<br />

usw.), beschäftigt sich aber zunehmend auch mit<br />

ethischen Gr<strong>und</strong>fragen in individueller <strong>und</strong> sozialer<br />

Hinsicht. Immer wichtiger sind die Zielvorstellungen<br />

der Einheit der Kirche geworden, nämlich<br />

die Frage, welche Modelle für eine Einheit<br />

maßgebend sind. 2<br />

Von der Ökumenischen Theologie wird gewöhnlich<br />

die Konfessionsk<strong>und</strong>e unterschieden, die die<br />

Kenntnis von Geschichte, Leben <strong>und</strong> Lehre der<br />

Konfessionen vermittelt. 3 Sie ist so etwas wie eine<br />

Ökumenische Realienk<strong>und</strong>e, die freilich in der<br />

3

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