Glaube, Hoffnung und Liebe – Bischofs - Canisianum
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Prof. Neisser <strong>und</strong> Bischof Josef Homeyer gestalten<br />
den Studientag: Europa <strong>und</strong> die Weltkirche<br />
keiten sind. Alle monotheistischen Religionen<br />
Europas <strong>–</strong> das Judentum, das Christentum <strong>und</strong> der<br />
Islam <strong>–</strong> stammen aus dem Orient; sie beinhalten<br />
einen Prozess beträchtlicher Transformationen, die<br />
über lange Zeiträume hinweg stattfanden. Diese<br />
Traditionen stehen auf dem Prüfstand einer zunehmenden<br />
Globalisierung.<br />
Globalisierung <strong>und</strong> Kultur<br />
Phänomene einer Globalisierung existieren in der<br />
Geschichte seit langem. So waren die Missionstätigkeiten<br />
der Konfessionen in den vergangenen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erten ein wesentliches Element einer kulturell-moralischen<br />
Globalisierung. Die heutigen<br />
Bestrebungen, Demokratie <strong>und</strong> Marktwirtschaft<br />
sowie Menschenrechte zu universellen Werten zu<br />
machen, verstärken die Tendenzen zu offenen<br />
Gesellschaften. Die Rolle der Zivilgesellschaften<br />
wird bedeutend. Damit werden die Kulturen der<br />
Völker <strong>und</strong> Gesellschaften in den Mittelpunkt<br />
gerückt. Samuel Huntington hat in seinem<br />
Bestseller „Kampf der Kulturen“ 6 darauf hingewiesen,<br />
dass im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert die schlimmsten<br />
Bedrohungen der internationalen Sicherheit nicht<br />
wirtschaftlicher oder politischer, sondern kultureller<br />
Natur sein werden. Dieser Kampf der Kulturen<br />
spiegelt die konfrontative Gr<strong>und</strong>einstellung „wir<br />
<strong>und</strong> die anderen“ wider.<br />
Globalisierung bedeutet keineswegs eine zwangsläufige<br />
Homogenisierung kultureller Strukturen.<br />
Sie provoziert in verstärktem Maße auch Tendenzen<br />
einer Lokalisierung: Sie stärkt das Empfinden<br />
<strong>und</strong> das Zugehörigkeitsgefühl im Bezug auf die<br />
lokale Ebene. Neigungen zu ursprünglichen Bindungen<br />
werden wirksam <strong>und</strong> setzen neue Akzente<br />
in der Suche nach Identität. Elmar Johnson, ein<br />
amerikanischer Zukunftsdenker, hat diese Entwicklung<br />
sehr einprägsam formuliert: „Es kann<br />
sein, dass die Globalisierung die Autorität des<br />
Staates untergräbt <strong>und</strong> die Bedeutung von Souveränität<br />
<strong>und</strong> Nationalbewusstsein verändert, aber<br />
sie steigert die Bedeutung der Identität. Je globaler<br />
die Welt wird, umso vitaler ist das Streben nach<br />
Identifikation.“<br />
Die Alternative zum Kampf der Kulturen im Sinne<br />
der Gestaltung einer friedlichen Weltordnung ist<br />
die Konvergenz der Kulturen. Sie bedeutet ihrem<br />
Wesen nach die Entdeckung gemeinsamer<br />
Gr<strong>und</strong>werte, die als Maßstab für politisches <strong>und</strong><br />
gesellschaftliches Handeln akzeptiert werden.<br />
Kulturelle Konvergenz findet durch einen permanenten<br />
Dialog statt. Die dialogischen Beziehungen<br />
verlangen Partner, die bestimmte intellektuelle,<br />
mentale <strong>und</strong> spirituelle Voraussetzungen erfüllen.<br />
Die Basis dieses Dialogs ist die Gleichheit der<br />
Partner, ohne die es keinen gemeinsamen Boden<br />
für ein Gespräch gibt. Die Dialogteilnehmer erfahren<br />
die multikulturelle Begegnung durch die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Akzeptanz von Unterschiedlichkeiten<br />
<strong>und</strong> Gemeinsamkeiten sowie durch die<br />
Erkenntnis gemeinsamer Perspektiven.<br />
Die europäische Erfahrung<br />
Die Europäer müssen darüber nachdenken, was sie<br />
legitimerweise in diesen Dialogprozess einbringen<br />
können. Europa ist nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
als Westeuropa entstanden, das heißt als westliche<br />
Wertegemeinschaft. Im Jahr 1989 fielen die<br />
Bastionen der kommunistischen Welt, ein Transitionsprozess<br />
setzte ein, der die früheren totalitären<br />
Systeme des Ostens immer mehr in Richtung<br />
Westen führte. Mit der Erweiterungsentscheidung<br />
der Europäischen Union für 10 neue Mitgliedsstaaten<br />
hat diese dem Prozess der Zusammenführung<br />
eine neue Qualität gegeben. Das vereinigte<br />
Europa ist Wirklichkeit geworden. Unterschiedliche<br />
Welten finden zueinander; neue Generationen<br />
erfahren die Europäisierung unseres Kontinents.<br />
Dieser Europäisierungsprozess bringt eine neue<br />
Vielfalt, vor allem auch in der Kultur. Wie die<br />
Europäische Union darauf reagieren wird, erscheint<br />
noch ungewiss. Es ist jedenfalls eine faszi-<br />
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