AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs
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Unternehmen noch Rat brauchen, wie sie interdisziplinär mit anderen Firmen oder Universitäten<br />
zusammenarbeiten können?<br />
Lachen Sie jetzt nicht laut heraus bei dem Gedanken, ein Automobilproduzent würde s<strong>eine</strong><br />
Entwicklung dann immer noch wegen der Ersparnis mit Werkstudenten ausprobieren?<br />
Der Staat muss die Zukunftsstruktur mit weithin sichtbarer Hand vorbereiten. Das Einzelne<br />
regelt sich dann <strong>wir</strong>klich nach der »unsichtbaren Hand« des Markts wie von selbst.<br />
Ich schrieb diesen Abschnitt ganz zufällig am 19. August 2009. Heute, am 20. August, schreiben die<br />
Zeitungen ganzseitig über Elektroautos. Es ist Wahlkampf in Deutschland. Noch fünf Wochen bis zur<br />
Bundestagswahl. Wenn Sie dieses Buch lesen, ist es 2010, also ist das schon wieder Schnee von<br />
gestern. Die Rhein-Neckar-Zeitung titelt auf Seite 1: Koalition schiebt das E-Auto an. Der<br />
Verkehrsminister <strong>wir</strong>d zitiert: »Aus Deutschland sollen die Standards kommen, die in Europa und<br />
international angewendet werden.« Und weiter sagte er: »… mit der Umstellung auf Elektroautos stehe<br />
<strong>eine</strong> Revolution bevor, die von Deutschland aus bestimmt werden sollte. Wenn die Bundesrepublik<br />
federführend sei, könnten riesige Märkte erschlossen werden. Dafür müssten deutsche Autoindustrie<br />
und Wissenschaft jedoch mitziehen.«<br />
Was tut die Bundesregierung kurz vor der Wahl dafür, dass Deutschland alle Konkurrenz aus allen<br />
Ländern der Welt unter ihre Standards zwingt? Sie gibt ohne konkrete Erläuterung für zwei Jahre ganze<br />
500 Millionen Euro an weiteren Fördergeldern aus. Und das hilft? Ein paar Millionen für die Weltherrschaft?<br />
Ich finde nach ein paar Minuten Googeln diesen Satz im Internet, ganz exemplarisch, damit Sie sich ein<br />
Bild machen können, wie wenig 500 Millionen Euro sind. Es heißt über den Opel Vectra 2004: »Eine<br />
Milliarde Euro Entwicklungskosten stecken in dem Auto, gebaut <strong>wir</strong>d es in <strong>eine</strong>r nagelneuen Fabrik in<br />
Rüsselsheim, in die Opel weitere 750 Millionen Euro investierte.« Was sind dann 500 Millionen Euro aus<br />
der Fördergießkanne, um Deutschland so weit nach vorn zu bringen, dass alle anderen Länder unsere<br />
Standards übernehmen?<br />
Die Bundesregierung lehnt es im Gegensatz zu Frankreich, Japan, USA und China ab, den Kauf<br />
von E-Autos zu subventionieren. Also werden in diesen anderen Ländern zuerst Autos fahren und dort<br />
die Infrastrukturen und deren Normen entstehen. Und diese Standards werden <strong>wir</strong> aus diesen Ländern<br />
importieren. Und im Handelsblatt heißt es: »Die Asiaten haben <strong>eine</strong>n großen Vorsprung bei Lithium-<br />
Ionen-Speichern. Batterieproduzenten wie die chinesische BYD (Build Your Dreams) planen<br />
Elektroautos, ohne jemals ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor gesehen zu haben.« Und ich füge<br />
hinzu: »… so wie Amazon noch nie etwas mit <strong>eine</strong>r Buchhandlung zu tun hatte.« Amazon und BYD sind<br />
wie kl<strong>eine</strong> Kinder, sie haben k<strong>eine</strong> Vergangenheit. Sie sagen nicht, wie heute die Automobilproduzenten<br />
Deutschlands in der Zeitung sinngemäß: »Das traditionelle Verbrennungsauto <strong>wir</strong>d noch lange<br />
dominieren. Wir werden es weiter auf Benzinverbrauch optimieren und noch lange nicht aufgeben.«<br />
Genau daran werden <strong>wir</strong> sterben – am Festhalten.<br />
In Indien, Korea, Singapur, Brasilien und China hält niemand fest. Es ist dort viel, viel leichter,<br />
zukunftskonstruktiv zu sein. Hier gibt es nur Alibiförderung und Selbstgefälliges über das erfolgreiche<br />
Deutschland. Und wenn nicht gerade Wahlkampf ist, sogar gar nichts.