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AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs

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In den Nachrichten sehen <strong>wir</strong> meist nur Sportler oder Popstars als positive Leitbilder, manchmal auch<br />

Jungunternehmer, die es schnell zur ersten Milliarde gebracht haben.<br />

Neben diesen wenigen kümmern <strong>wir</strong> uns mehr um Unglücke und Verbrecher als um die<br />

konstruktiven Seiten des Lebens. Eine Katastrophe, w<strong>eine</strong>nde Frauen, dazu <strong>eine</strong> Spekulation über die<br />

Schuldigen – dies bringt sofort <strong>eine</strong>n sehr simplen Politikervorschlag hervor, deshalb eigens die<br />

Verfassung zu ändern, damit die Partei des Vorschlagenden populistisch Stimmen gewinnt.<br />

Ja, auch Erdbeben und Amokläufe müssen aufgearbeitet werden! Aber wo bleibt das Positive? Wir<br />

brauchen sehr viel mehr Vorbilder, an denen <strong>wir</strong> uns beim Wandel zur Zukunft hin orientieren.<br />

Früher sagte man wohl Musterschüler zu solchen »Wesen«, die uns eher verhasst waren. Man<br />

muss diese Rollenvorbilder ja nicht penetrant den Kindern als Befehlsschablone vorführen (»Wir lieben<br />

dich, Kind, wenn du genau wie jener bist – werde sein Abziehbild«), es reicht, wenn <strong>wir</strong> den Vorbildlichen<br />

mehr Präsenz und Aufmerksamkeit in unserer Welt schenken. Wir lassen sie einfach sie selbst sein und<br />

so handeln.<br />

In m<strong>eine</strong>r Firma werden hohe Fachpositionen nur mit Mitarbeitern besetzt, die ein »Role Model«<br />

abgeben. An ihnen soll leuchtend sichtbar sein, wie Mitarbeiter mit allen nötigen Kompetenzen und <strong>eine</strong>r<br />

vorbildlichen Persönlichkeit aussehen. Wir stellen uns das so vor: In Gedanken führen <strong>wir</strong> den neu<br />

beförderten Mitarbeiter allen anderen Mitarbeitern am Ort vor, die ihn ja bereits kennen. Wir sagen ihnen:<br />

»Dieser hier ist befördert.« Oder: »Das ist euer neuer Chef.« Dann blicken <strong>wir</strong> in die Augen der<br />

Menschen. Sind die grau? Gibt es Gemurmel? Unwillen? Oder akzeptierendes Augenleuchten?<br />

Nichts ist kulturell so wertvoll wie Vorbilder.<br />

Dazu können <strong>wir</strong> natürlich immer noch Goethe und Planck zählen, aber im Grunde brauchen <strong>wir</strong><br />

Vorbilder <strong>eine</strong>r Art, wie sie morgen die Großen sein werden.<br />

Wir müssen nicht nur geeignete menschliche Vorbilder auf die Bühne stellen, sondern auch<br />

stärker Leitbilder in der Sache entwickeln. Wie wollen <strong>wir</strong> später leben? Der Weg in die quartäre<br />

Gesellschaft gelingt nicht mit Appellen. Er beginnt mit <strong>eine</strong>m festen gemeinsamen konkreten Entschluss,<br />

nicht mit täglich neuen Vorschlägen besonders vor Wahlen.<br />

Ich erinnere mich noch immer nach langen Jahren an die Forderung des damaligen<br />

Verkehrsministers Georg Leber, der in den 60er-Jahren forderte, dass kein Deutscher mehr als zwanzig<br />

Kilometer von <strong>eine</strong>r Autobahnausfahrt wohnen sollte. Man sprach vom »Leber-Plan«.<br />

Der war <strong>wir</strong>klich konkret. Denn <strong>eine</strong> solche Forderung bedeutet, dass echt etwas getan werden<br />

muss.<br />

1961 erklärte US-Präsident John F. Kennedy vor dem Kongress: »I believe that this nation should<br />

commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the Moon and returning<br />

him safely to the Earth. No single space project in this period will be more impressive to mankind, or more<br />

important in the long-range exploration of space; and none will be so difficult or expensive to accomplish<br />

(…).« Wir kennen das, kurzgefasst auf Deutsch, so: »In zehn Jahren sind <strong>wir</strong> auf dem Mond.«<br />

Das ist auch konkret. In der Folge arbeiteten um die 400000 Menschen zehn Jahre lang daran und<br />

schafften es.<br />

Ich habe diese Leitbilder einmal für <strong>eine</strong>n politischen Programmentwurf als extrem gute Beispiele<br />

hingestellt und gefordert, dass <strong>wir</strong> <strong>eine</strong>n ähnlichen Entwurf wagen könnten: »In fünf Jahren ist jedes Haus<br />

mit doppelt so schnellem Internet verbunden als man vernünftigerweise braucht – und dieses Verhältnis<br />

behalten <strong>wir</strong> für die weiteren zehn Jahre bei. Dazu beschließen <strong>wir</strong> ein Gesetz mit echten Terminen. Dann<br />

<strong>wir</strong>d es in Deutschland <strong>eine</strong>n Aufschwung in der Nutzung geben und Firmen werden Anwendungen<br />

entwickeln, die bei niedrigen Bandbreiten nicht laufen würden. So gewinnen <strong>wir</strong> <strong>eine</strong>n Vorsprung vor<br />

anderen Ländern.« Die Sitzungsteilnehmer befürworteten diesen Vorschlag euphorisch und gaben <strong>eine</strong><br />

Empfehlung an ein Ministerium ab.<br />

Daraufhin kam nach einigen Wochen die Idee für <strong>eine</strong> Art Wettbewerb zurück: Etliche

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