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AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs

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am Markt. Das stimmt irgendwie, es gibt kaum solche der multikompetenten Sorte. Die Gewerkschaften<br />

wittern <strong>eine</strong> Gemeinheit hinter dieser Aussage. Sie glauben, die Arbeitgeber klagten wohl, dass sie die<br />

gesuchten Talente nicht zum halben Preis bekämen. Sie stellen auch verbittert fest, die Arbeitgeber<br />

stellten zunehmend maßlose Ansprüche an neue Arbeitnehmer, und benutzen dafür das Wort »Eier<br />

legende Wollmilchsau«. Ja, das suchen die Arbeitgeber, aber das ist ein Zeichen der Zeit, die sich zu<br />

Premiumservices hinwendet.<br />

Wenn <strong>wir</strong> die Inkompetenz von Mitarbeitern beklagen, dann sind <strong>wir</strong> im Grunde böse darüber, dass<br />

sie nicht multikompetent sind. Beispiele von Klagen:<br />

»Der Lehrer weiß alles, aber er kann es nicht erklären.«<br />

»Er ist der Beste hier, hat aber zwei linke Hände.«<br />

»Die Kindergärtnerin ist lieb, aber alles versinkt im Chaos.«<br />

»S<strong>eine</strong> Erfindung ist genial, aber er kann sie nicht verkaufen.«<br />

»Wir haben <strong>eine</strong>n tollen Manager, aber fachlich ist er <strong>eine</strong> Niete.«<br />

»Er ist ein guter Stratege, aber er kann s<strong>eine</strong> Vision nicht lebendig rüberbringen.«<br />

»Er ist fachlich exzellent, aber er geht nicht methodisch vor und verzettelt sich.«<br />

»Alles ist sauber organisiert, aber es findet k<strong>eine</strong> Innovation statt.«<br />

»Er setzt sich immer durch, aber er hört nie zu.«<br />

»Er kann alles verkaufen, aber er übervorteilt Leute.«<br />

»Er leistet viel, legt aber andere herein – niemand vertraut ihm.«<br />

»Er hat viel Erfolg gehabt, aber der stieg ihm zu Kopf, er ändert nichts mehr.«<br />

»Wir haben Erfolg, aber der Chef behandelt Menschen wie Maschinen.«<br />

»Ein schöner Laden, aber sie weiß einfach nicht, was Kunden wollen.«<br />

»Ein wunder-wunderschöner Laden, aber sie kann nicht einfach Produkte im Laden haben, die nur<br />

wunderschön für sie selbst sind – sie muss doch auch verkaufen! In unserem Dorf wissen das wenige<br />

zu schätzen, was sie anbietet.«<br />

»Er bezieht alle Leute mit ein und hört zu, aber es kommt zu k<strong>eine</strong>r Entscheidung. Irgendwann sollte<br />

er mal mit der Faust auf den Tisch hauen, aber er hat k<strong>eine</strong>.«<br />

Immer ist die Rede davon, dass die kritisierte Person zwar durch besondere Kompetenzen hervorsticht,<br />

aber andere überhaupt nicht hat, die aber auch dazugehören. Immer ist die Klage, dass die nötige<br />

Multikompetenz fehlt. Das <strong>wir</strong>kliche Problem ist aber mit der Kritik meist gar nicht erkannt: Der Kritisierte<br />

versteht per se überhaupt nicht, was von ihm verlangt <strong>wir</strong>d. Deshalb er<strong>wir</strong>bt er die fehlende Kompetenz<br />

auch nicht. Die <strong>eine</strong>n denken, das Fachliche sei wichtig, die anderen, das Managen sei alles, wieder<br />

andere, man müsse nur verkaufen können, egal was.<br />

Stellen Sie sich alle diese Mitmenschen, die <strong>eine</strong>n Premiumservice leisten oder der<br />

Wissensgesellschaft oder der Kunst angehören, bei <strong>eine</strong>r Castingshow vor. Dann würden <strong>wir</strong> ihnen<br />

sagen, ihnen fehle Verkaufstalent, Organisationstalent, Fachwissen oder Empathie. Sie würden uns dann<br />

ungläubig anschauen und das alles für unwichtig erklären. Die meisten Menschen wissen gar nicht, was<br />

Multikompetenz bedeutet. Sie finden sich okay, sie denken, sie seien fertige Menschen. Auf die Kritik hin,<br />

dass ihnen Kompetenzen fehlen, verteidigen sie sich wie die schlechten Kandidaten in der Castingshow:<br />

»Okay, ich bin nicht sofort sympathisch, aber ich kann doch gut singen! Da sehe ich nicht ein, dass ich<br />

mich zusätzlich noch beim Publikum einschleimen muss. Andere sollen versuchen, sich banal zu<br />

verkaufen. Ich singe. Ich stehe zu mir. Ich bin, wie ich bin.« Das sind die üblichen Statements von<br />

Monokompetenten, die das Multikompetente einfach gar nicht in Betracht ziehen.<br />

Manche Kompetenzen, die man im Leben ganz dringend braucht, werden gar verteufelt, manche<br />

nicht einmal thematisiert. Die Verkaufskompetenz <strong>wir</strong>d scheel angesehen und ärgerlich beneidet, aber<br />

gar nicht zu erwerben versucht. Gutes Verkaufen fängt mit Sympathie auf den ersten Blick an, schließt<br />

die Fähigkeit ein, relativ schnell im Gespräch in <strong>eine</strong>n vertrauten Ton zu kommen, in dem der andere sich<br />

sicher fühlt und nicht blockt oder sich distanziert stellt. Gutes Verkaufen beginnt mit dem Niederlegen der<br />

Abwehrschranken des Kunden, der anschließend interessiert <strong>wir</strong>d.

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