AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs
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Strebende infrasoziale<br />
Markt<strong>wir</strong>tschaft!<br />
Wenn nur Wettbewerb und der freie Markt über alles entscheiden, <strong>wir</strong>d mindestens in Krisenphasen das<br />
Klima für den arbeitenden Menschen zu rau. Das wollen <strong>wir</strong> nicht hinnehmen.<br />
Die Idee unserer deutschen sozialen Markt<strong>wir</strong>tschaft verlangt von den Wirtschaftsakteuren ganz<br />
generell Fairness und Rücksicht auf die Gemeinschaft und jeden Einzelnen. Der Staat <strong>wir</strong>d in der Rolle<br />
gesehen, unerwünschte Konsequenzen <strong>eine</strong>r vollkommen freien Markt<strong>wir</strong>tschaft zu korrigieren oder zu<br />
dämpfen. Der Staat übernimmt notwendige Aufgaben, deren Erfüllung am Markt nicht angeboten <strong>wir</strong>d, zum<br />
Beispiel die Schulausbildung oder den Straßenbau in strukturschwachen Gebieten. Der Staat kümmert<br />
sich darum, dass es nicht zu scharfen Konjunkturschwankungen kommt. Für Hilfebedürftige und<br />
Notleidende spannt er ein soziales Netz.<br />
Die Idee der sozialen Markt<strong>wir</strong>tschaft sorgt sich um den Menschen, der unter den Folgen der<br />
r<strong>eine</strong>n Markt<strong>wir</strong>tschaft leidet. Ihr geht es aber viel zu wenig um die Zukunftsausrichtungen und deren<br />
neue Infrastrukturen. Soziale Markt<strong>wir</strong>tschaft verhütet menschliche Härten, die durch<br />
Konjunkturschwankungen entstehen, oder sie gleicht solche aus.<br />
Nun aber gehen <strong>wir</strong> von der tertiären Dienstleistungsgesellschaft in die quartäre<br />
Wissensgesellschaft über. Das ist k<strong>eine</strong> Konjunkturdelle, sondern ein grundlegender Wandel. Wir<br />
brauchen <strong>eine</strong> Wirtschaftspolitik oder <strong>eine</strong> Wirtschaftsform, die diesen Wandel zukunftskonstruktiv<br />
gestaltet.<br />
Der Markt selbst leistet das nur ungenügend, wie ich im Buch bereits ausführlich gezeigt habe. Der<br />
Markt ist dabei, Effizienzgewinnen nachzujagen und die halbautomatischen Dienstleistungsberufe in den<br />
Niedriglohnsektor zu drücken. Der Markt sorgt nicht von selbst für <strong>eine</strong> Wir-Infrastruktur, für mehr Bildung<br />
oder ein voll ausgebautes Internet.<br />
Der Markt besteht aus vielen Unternehmen, die gerade jetzt in der Finanzkrise um das Überleben<br />
kämpfen. Für den großen Wandel haben die Unternehmen kein Geld – ja nicht einmal Zeit, dem Wandel<br />
gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Der Markt <strong>wir</strong>d erst nach Ingenieuren und Akademikern<br />
verlangen, wenn die neue Zeit da ist – und wenn es k<strong>eine</strong> Akademiker gibt und ihre Ausbildung viele<br />
Jahre dauert. Der Markt passt sich an. Der Markt erfindet Einzelnes neu, aber er kann aus s<strong>eine</strong>r<br />
Zersplitterung heraus kein Ganzes konzipieren.<br />
Insbesondere ist der Markt nur sehr schwer dazu imstande, neue Infrastrukturen aufzubauen.<br />
Meist zeigt <strong>eine</strong> Erfindung, dass etwas im Markt Erfolg haben könnte, dann investieren einige<br />
Unternehmen in erste Produkte, die aber nach ganz verschiedenen Normen gebaut sind. Verschiedene<br />
Speicherkarten für Kameras, verschiedene CD- oder DVD-Formate, verschiedene Kabel und Stecker,<br />
jedes Handy hat <strong>eine</strong> andere Aufladestation. Der innovative Markt erzeugt ein um den Standard<br />
kämpfendes Chaos. Die Verbraucher hüten sich beim Kaufen. Sie wissen nicht, »welche Norm sich<br />
durchsetzt«.<br />
Nur r<strong>eine</strong>s Chaos! Wie endet es? Am Markt kommen zusätzliche Produkte auf, die nach Multi-<br />
Normen arbeiten. Es gibt Multi-DVD-Brenner und Multi-Kartenlesegeräte. Das Handy muss für den Urlaub<br />
Triband-fähig sein. Wehe, man telefoniert ins Ausland oder im Ausland! Wehe in ein fremdes Netz! Die<br />
verschiedenen Normen der Marktanbieter sind Ausdruck ihres Kampfs um Vorherrschaft und schaden<br />
dem Verbraucher und Kunden, zum Teil vorsätzlich wie bei Telefonaten in andere Netze oder<br />
Abhebungen an fremden Bankautomaten.<br />
Die r<strong>eine</strong> Markt<strong>wir</strong>tschaft führt ohne Vorgaben der Gemeinschaft zuerst zu schlechten und