AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs
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Ich hole mal <strong>eine</strong>n großen Hammer heraus. Wann lernt ein Kind am besten in der Schule? Wenn<br />
die <strong>eine</strong> oder andere Wetterlage für das Kind günstig ist:<br />
Es ist offen, neugierig, lebendig, freundlich und pflichtbewusst.<br />
Es bringt großes Interesse für den Schulstoff mit.<br />
Es ist ihm klar, dass das Gelernte total nützlich ist und ihm im späteren Leben Grundstein des<br />
Erfolges <strong>wir</strong>d.<br />
Es hat gute Lehrer und fördernde Eltern.<br />
Es spürt <strong>eine</strong> Sehnsucht, <strong>eine</strong> gefühlte Begabung bis zur Meisterschaft zu erschließen.<br />
Es hat die Einsicht, dass die Arbeitswelt später und damit auch die Schulwelt heute ein<br />
professionelles Verhalten erfordern.<br />
Es will später Star werden und viel Geld machen und es weiß, dass ihm das nicht ohne eigene<br />
Anstrengung geschenkt <strong>wir</strong>d.<br />
Es hat den Ehrgeiz, immer oben mitzumischen und gute Zeugnisse zu bekommen.<br />
Es will von Lehrern und Eltern für die Leistungen gemocht werden und bekommt auch die<br />
entsprechende Resonanz.<br />
Es will solchen Eltern oder Lehrern nacheifern, die es als Vorbild sieht.<br />
Es weiß, was es kann und was es noch nicht kann.<br />
Alle diese günstigen Bedingungen hängen weniger an den Genen oder am IQ. Es geht um Einstellungen<br />
zum eigenen Leben und um das Antreffen günstiger Konstellationen. Bei <strong>eine</strong>r großen<br />
Schulveranstaltung zur »Abi für alle«-Frage sagte ein Schüler unwidersprochen: »Ich kenne k<strong>eine</strong>n<br />
einzigen aus m<strong>eine</strong>m Jahrgang, den der Schulstoff <strong>wir</strong>klich interessiert, und ich kenne k<strong>eine</strong>n, der<br />
herkommt, um <strong>wir</strong>klich zu lernen.« Alles schwieg sekundenlang. Merken Sie, wie ungeheuer viel Potenzial<br />
brachliegt, wenn das so ist – wenn also heute k<strong>eine</strong> <strong>wir</strong>klich günstigen Konstellationen herrschen?<br />
Spüren Sie, wie viele Schüler <strong>wir</strong>klich lernen könnten, wenn die Bedingungen günstiger wären?<br />
Ich bin seit <strong>eine</strong>m Vierteljahrhundert in der Jury der deutschen Studienstiftung und sichte<br />
Hochbegabte. Die <strong>wir</strong>klich Hochbegabten zeigen Neugier, Offenheit, Interesse, fühlen <strong>eine</strong> Art von<br />
Berufung oder eifern manchmal hohen Vorbildern nach. R<strong>eine</strong>r Ehrgeiz oder allzu viel<br />
Gemochtwerdenwollen hilft im Beruf oft sehr, taugt aber meist nicht für die <strong>wir</strong>kliche Spitze. Das größte<br />
Geschenk sind wohl unzweifelhaft <strong>wir</strong>ksame Vorbilder. Das <strong>wir</strong>d immer in den Lebensläufen deutlich, die<br />
von tiefer Dankbarkeit gegenüber <strong>eine</strong>m Lieblingslehrer oder Elternteil durchtränkt sind. »Mein Großvater<br />
hatte <strong>eine</strong> große Bücherwand und las mir sichtlich gerne vor, wann immer ich wollte.« – »Mein<br />
Physiklehrer bat mich, ihm am Nachmittag beim Aufbau der Experimente zu helfen.« – »Der Schulleiter<br />
vertraute mir den Computer-Pool an und ließ mich ein ganzes Netz aufbauen.« – »Ich interessierte mich<br />
für Literatur. Da gab man mir die Aufgabe, die Schulbibliothek zu erweitern.«<br />
Kinder, Schüler, Studenten und Mitarbeiter müssen fühlen, wie sie sich entwickeln und dass aus<br />
ihnen etwas <strong>wir</strong>d. Sie gedeihen in <strong>eine</strong>r Umgebung, die sich sichtlich am Werden mitfreut. Der <strong>wir</strong>kliche<br />
Erfolg ist nicht in den Genen, nicht im Müssen, nicht im prinzipiellen Können, sondern im Werden und im<br />
Werdenwollen. Dazu braucht man <strong>eine</strong> Infrastruktur der Erziehung, Bildung und Personalentwicklung, die<br />
das Werden begünstigt und das Wollen wohlwollend unterstützt, nie aber hemmt oder zurückweist.<br />
Bitte sehen Sie sich einmal die ersten Runden von ein paar Castingshows an. Von Super-Models,<br />
Super-Stars, von Sommermädchen oder Super-Talenten. Das Fernsehen weidet sich genüsslich an den<br />
zum Teil haarsträubenden Fehlleistungen der Kandidaten in den ersten Runden. Für mich geht diese<br />
Darstellung von Unfähigkeiten ziemlich weit über ein ethisch vertretbares Maß hinaus. Egal, fragen <strong>wir</strong> uns<br />
als Voyeure: <strong>Warum</strong> sind diese Kandidaten vor laufender Kamera und nach möglichem langem Üben im<br />
Vorfeld so grottenschlecht?<br />
Viele sch<strong>eine</strong>n gar nicht geübt zu haben und denken, ihr Talent würde reichen.<br />
Sie haben k<strong>eine</strong> Vorstellung, was eigentlich Stars ausmacht, obwohl sie solche jeden Tag im TV<br />
sehen können. Sie sch<strong>eine</strong>n sie nicht zu beobachten.<br />
Sie wissen nicht, was sie selbst <strong>wir</strong>klich können. Sie sch<strong>eine</strong>n ihre Darbietungen nicht zu Hause