AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs
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Jeder muss und kann studieren!<br />
Bis hierhin habe ich Ihnen zeigen wollen, dass <strong>wir</strong> in <strong>eine</strong> neue Zeit gehen, deren Berufsfelder auf <strong>eine</strong>r<br />
ganz neuen Infrastruktur gegründet sein werden. Diese Infrastrukturen werden uns recht bald nach dem<br />
Vorübergehen der jetzigen Finanzkrise in <strong>eine</strong> neue Phase der Prosperität führen, wenn <strong>wir</strong> uns selbst –<br />
ja, wenn <strong>wir</strong> uns selbst auch entsprechend wandeln. Die höheren Technologien verlangen ja Menschen,<br />
die sich damit auskennen. Sie verlangen höher qualifizierte Berufe und, auch weil diese neuen<br />
Qualifikationen ja nicht genügend da sind, enorme Anstrengungen unseres Landes für Bildung und<br />
genauso enorme Anstrengungen von uns selbst in der Erziehung und der eigenen Weiterbildung.<br />
Das ist k<strong>eine</strong> brandneue Erkenntnis, sie <strong>wir</strong>d schon seit Jahren gepredigt. Stets <strong>wir</strong>d vor den<br />
dramatischen Folgen gewarnt: Unqualifizierte werden kaum Jobs finden! Gering Ausgebildete werden<br />
wenig mehr als die staatliche Unterstützung verdienen, wenn überhaupt! Das <strong>wir</strong>d seit Langem<br />
vorausgesagt. Nun steht aber immer häufiger in der Zeitung, dass »sich die Einkommensschere<br />
zwischen den Geringverdienern und den Gutverdienern immer mehr öffnet«. Die Fakten zu den früheren<br />
bloßen Warnungen stellen sich langsam ein. Was <strong>wir</strong>d getan? Auf die Reichen <strong>wir</strong>d geschimpft, die immer<br />
mehr absahnen. Die <strong>wir</strong>kliche Ursache <strong>wir</strong>d nicht einmal erahnt.<br />
Sie liegt in der Automatisierung der Dienstleistungen. Nur dadurch entstehen die vielen<br />
Billiglohnjobs. Auf der anderen Seite der Schere geht es in die Wissensgesellschaft – dort <strong>wir</strong>d besser<br />
verdient als je zuvor. Das will ich hier im Kapitel an einzelnen Berufen zeigen und dann eben dazu<br />
aufrufen, dass <strong>wir</strong> alle zusammen entschlossen in die Wissensgesellschaft gehen.<br />
Wir sollten nicht immer mehr Arbeitslose bezahlen, nicht möglichst alle ab fünfundfünfzig in Rente<br />
schicken, nicht nur Schulden aufnehmen … Wir können neue Arbeitsplätze schaffen. Das liegt auch an<br />
uns selbst. Wir müssten zunächst damit aufhören, das Schaffen von Arbeitsplätzen in der alleinigen<br />
Verantwortung von Staat und Wirtschaft zu sehen, die dafür Geld locker machen sollen. Nicht Geld führt<br />
uns in die Wissensgesellschaft, sondern <strong>wir</strong> selbst verändern uns in diese Richtung.<br />
Vergessen <strong>wir</strong> nicht: Wir selbst sind das Volk! Und irgendwie sind <strong>wir</strong> auch die Wirtschaft. Wir<br />
selbst sind für die eigene Qualifizierung verantwortlich und noch mehr für die unserer Kinder. Schlagen <strong>wir</strong><br />
uns nun an die Brust und nehmen diese Verantwortung an? Nein, <strong>wir</strong> klagen über den Einbruch der<br />
Technologie und über das Lohndumping von Osteuropäern, die es gut haben und glücklich sind, weil sie<br />
so arm sind, dass sie sich über Löhne freuen, die <strong>eine</strong>m Deutschen menschenunwürdig ersch<strong>eine</strong>n. Auf<br />
der anderen Seite stehen immer eindringlichere Statistiken über den Mangel an guten Fachkräften, an<br />
Ingenieuren und Naturwissenschaftlern in der Zeitung. Neulich hat das Institut der deutschen Wirtschaft<br />
(IW) die eigene Voraussage von 2008 revidiert, nach der bis 2020 knapp <strong>eine</strong> Viertelmillion Akademiker<br />
der MINT-Fächer dem Arbeitsmarkt fehlen würden (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik).<br />
2009 sagt nun das IW, dass wohl eher <strong>eine</strong> knappe halbe Million MINT-Akademiker fehlen werden. Der<br />
BITKOM-Verband warnt schon seit Jahren. Und wenn Sie dieses Buch <strong>wir</strong>klich ernst nehmen, können Sie<br />
m<strong>eine</strong> Meinung verstehen: Diese Prognosen werden noch viel weiter nach oben revidiert werden,<br />
besonders wenn Deutschland nicht nur wartet, bis Ingenieure neue Aufträge bekommen, sondern sich<br />
aktiv entschließt, konsequent in die quartäre Zeit nach der Dienstleistungsgesellschaft zu investieren<br />
und in diese Richtung zu gehen.<br />
<strong>Warum</strong> bilden <strong>wir</strong> jetzt nicht aus? <strong>Warum</strong> schaffen <strong>wir</strong> nicht die Grundlage für spätere hohe<br />
Einkommen? MINT-Akademiker sind allesamt Gutverdiener. <strong>Warum</strong> warten <strong>wir</strong>? Worauf warten <strong>wir</strong>? Den<br />
vermeintlichen Grund kennen <strong>wir</strong> auch alle: Er liegt in der Jammer-Psyche der Deutschen, sagt man.<br />
Das stimmt schon für <strong>eine</strong>n guten Teil, denke ich, aber die wahren Ursachen liegen tiefer.<br />
Die neue Zeit verlangt von uns selbst, dass <strong>wir</strong> <strong>eine</strong> langfristigere Verantwortung für unser