AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs
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Masterplan Zukunft Deutschland<br />
Die zukunftskonstruktive Markt<strong>wir</strong>tschaft <strong>wir</strong>d durch den Staat unterstützt, der die Infrastrukturen der<br />
Zukunft immer neu bestimmt. Der Staat moderiert die Definitionen der zukünftigen Standards und<br />
finanziert all das von der Infrastruktur, was der Markt im Wettbewerb nicht in Einigkeit zu erstellen vermag.<br />
Der vor der Bundestagswahl 2009 vom SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier<br />
konzipierte »Deutschland-Plan« enthielt Elemente <strong>eine</strong>s solchen sinnvollen Vorgehens. Leider war er<br />
natürlich ein kurzfristig vorgelegtes Wahlprogramm und wurde auch als solches sofort abgetan. Ich gebe<br />
s<strong>eine</strong> Eckpunkte trotzdem kurz als »typische Wunschzettelpunkte« wieder und setze sie gleich ins Licht<br />
m<strong>eine</strong>r Thesen hier im Buch – es geht mir darum, die bloße Idee <strong>eine</strong>m ernsthaften Willen<br />
gegenüberzusetzen:<br />
Schaffung von vier Millionen neuen Arbeitsplätzen, davon zwei Millionen in der Industrie (Ist das<br />
viel oder auch nur genug? Es fallen ja viele Arbeitsplätze bei den Dienstleistungen weg oder<br />
wandern in den Niedriglohnsektor. Was bedeutet es »netto«? Diese Feinheit eignet sich natürlich<br />
nicht für <strong>eine</strong>n Wahlkampf, da habe ich Verständnis.)<br />
Zitat Steinmeier: »Mit mehr Energie- und Rohstoffeffizienz erneuern <strong>wir</strong> die Wirtschaft in<br />
Deutschland. Zugleich werden <strong>wir</strong> Ausrüster der Welt mit neuen Produkten, die die Umwelt<br />
schützen und Ressourcen schonen.« – Und weiter über Dienstleistungen: »Auch hier sind zwei<br />
Millionen neue Arbeitsplätze erreichbar, die Hälfte in der Gesundheits<strong>wir</strong>tschaft, 500 Tausend in<br />
der Kreativ<strong>wir</strong>tschaft.« (Die Richtung stimmt in etwa, aber werden die Arbeitsplätze in der<br />
Gesundheits<strong>wir</strong>tschaft die niedrig bezahlten Pfleger in Heimen sein, die die Überalterung unserer<br />
Gesellschaft erfordert? Es entstehen da zwar Arbeitsplätze, aber die Finanzierung ist unsicher.<br />
Dass Deutschland »Ausrüster der Welt« werden soll, ohne dass Steinmeier <strong>wir</strong>kungsvolle<br />
Maßnahmen vorschlägt, ist im Sinne des Buches hier absolut gefährliche Hybris des Alten: »Wir<br />
sind Premium.«)<br />
Bildung und Ausbildung sollen »Leitprojekt« <strong>eine</strong>r guten Wirtschaftspolitik werden. Wegen des<br />
Fehlens von fähigen Ingenieuren beziehungsweise Absolventen in den MINT-Fächern sollen 200<br />
neue Professuren geschaffen werden. (Wer es genau wissen will, findet unter<br />
www.studentenpilot.de die vollständige Liste von 346 Hochschulen in Deutschland, darunter auch<br />
alle Kunsthochschulen und FHs. Was sind da schon 200 zusätzliche Professuren? Kann man<br />
überhaupt mit ein paar Leuten mehr die Welt retten? Wie schafft man es, dass die Studenten nun<br />
plötzlich Mathe lieben? Brauchen <strong>wir</strong> überhaupt neue Professuren, wo doch die Hörsäle in den<br />
MINT-Fächern nur halb voll sind?)<br />
Die Forschungsausgaben in mittelständischen Betrieben sollen stärker gefördert werden (durch<br />
Gießkannenprogramme? Forschung in der Krise ist viel zu langsam, Innovationen müssen her!).<br />
Kommunikation und Verkehr: Die Kommunikations-, Energie- und Verkehrsnetze sollen zu<br />
»Lebensadern der Volks<strong>wir</strong>tschaft« ausgebaut werden. Steinmeier setzt sich für<br />
Verkehrstelematiksysteme und intelligente Stromnetze ein.<br />
Steinmeier fordert <strong>eine</strong>n »Neustart der sozialen Markt<strong>wir</strong>tschaft«.<br />
Eine »Allianz für den Mittelstand« soll die Wirtschaft aus der Krise führen.<br />
Und so weiter. Ich habe das Deutschland-Programm 2020 zuerst in der SZ am Morgen des 4. August<br />
2009 unter dem Titel »Rückholprogramm für vergrätzte Wähler« gefunden. Ich habe spontan gedacht:<br />
»Sehr gut, die Richtung stimmt! Wenigstens die!«, dann aber im zweiten Nachdenken: »Es hilft nichts,<br />
wenn die Richtung stimmt. Man muss auch gehen wollen und <strong>wir</strong>klich gehen. Will die ganze SPD gehen?<br />
Weiß sie, wie viel Arbeit das bedeutet? Freut so ein Programm den Wähler? Macht der sofort begeistert<br />
mit? Steht er auf und geht entschlossen in die Zukunft?« Und dann merkte ich, dass wieder dieselben<br />
Richtungsdebatten angestoßen würden. Stimmt die Richtung?<br />
Ja, sie stimmt, aber die anderen Parteien haben das Deutschland-Programm sofort in der Luft