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AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs

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Das Denken nur einmal auf einmal verändern<br />

Dasselbe gilt für Visionen. Was soll <strong>eine</strong> Vision wie »Wir werden Nummer 1« oder »Wir sind für<br />

Weltfrieden«?<br />

Eine schöne Erklärung zu Visionen ist die in solchen Zusammenhängen fast standardmäßig<br />

zitierte von Antoine de Saint-Exupéry (die in k<strong>eine</strong>m s<strong>eine</strong>r Bücher zu finden ist, ihm aber zugeschrieben<br />

<strong>wir</strong>d):<br />

Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,<br />

Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer<br />

die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.<br />

Bei Leitbildern und Visionen geht es darum, die Energie aller Menschen oder Mitarbeiter zu<br />

bündeln, sodass sie alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Sie sollten auch bei ihrer Arbeit konkret<br />

wissen, ob sie jetzt gerade – in jedem Augenblick – dem großen Ziel näher kommen oder nicht. Die<br />

Sehnsucht nach dem Meer weiß, was das Ziel ist: In See zu stechen.<br />

Energie bündeln heißt: Jeder teilt die Sehnsucht nach dem »Meer«. Saint-Exupéry meint, dass die<br />

Männer gut und mit heißem Herzen arbeiten, wenn sie von Sehnsucht erfüllt sind. Wer also in See<br />

stechen will, sollte sie mit dieser Sehnsucht füllen. Wenn die Männer erfüllt sind, ist das meiste getan.<br />

Das <strong>wir</strong>d nicht einmal ansatzweise begriffen. Manager aller Firmen nehmen den Satz von Saint-<br />

Exupéry auf und beginnen, die Männer die Sehnsucht zu lehren, dass der Gewinn für die Aktionäre steigt<br />

und der Wert der Optionen für Executives. Manager halten das für <strong>eine</strong> fabelhafte Idee. Ich habe<br />

eigentlich noch k<strong>eine</strong>n getroffen, der vorher darüber nachgedacht hätte, wie wahrscheinlich es ist, dass<br />

nach s<strong>eine</strong>m Appell die Mitarbeiter in ihrer Mehrheit von dieser Sehnsucht nach mehr Gewinn erfüllt sind.<br />

Das sind sie doch so gut wie nie, oder? Das Management weiß nicht, was Sehnsucht lehren bedeutet. Es<br />

denkt, es könnte die Sehnsucht nach etwas beliebig Vorgegebenem einfach befehlen – so wie alles<br />

andere auch: »Hallo Human Resources, <strong>wir</strong> kommunizieren Ihnen hiermit, dass unsere Firma ganz sicher<br />

mehr Gewinn macht, wenn Sie von Sehnsucht verzehrt sind. Wir geben das Sehnsüchtige hiermit als<br />

zentrale Strategie unseres Unternehmens aus. Wer auf dem Flur ohne Sehnsucht erwischt <strong>wir</strong>d, muss<br />

mit disziplinarischen Maßnahmen rechnen. Wir messen die Sehnsucht wöchentlich und steigern sie<br />

dadurch nachhaltig.«<br />

Das ist jetzt sarkastisch. Statt Sehnsucht sagt man übrigens im Management-Slang<br />

»Begeisterung« …<br />

Noch einmal: Die Idee von Visionen und Leitbildern ist das Mobilisieren aller Herzen auf ein Ziel.<br />

Es geht nicht darum, ein Ziel nur in den Kopf zu hämmern. Wer »Gewinn verdoppeln« nur ins Hirn klopft,<br />

ohne die Herzen zu erreichen, erzeugt Ärger und wilde Empörung unter den Mitarbeitern. Insbesondere<br />

eint er eben nicht die Herzen, sondern entzweit und spaltet sie weiter.<br />

Gute Visionen und Leitbilder bringen unendlich viel in Bewegung, weil <strong>eine</strong> einzige Vision das<br />

Gesamtverhalten steuert.<br />

Heute werden täglich neue Vorschläge für Deutschland laut: Steuern senken oder erhöhen oder<br />

auch nicht, Gesundheitskarte einführen – vielleicht noch später, digitale Personalausweise für Zahlungen<br />

verwenden oder auch nicht, Internet ausbauen – vielleicht später. Für jedes Einzelproblem <strong>wir</strong>d alles<br />

täglich neu diskutiert: Wie viel kostet das? Wer bezahlt es? Ist es sicher? Wann überhaupt? Ist es eilig?<br />

Haben sich über Nacht die Prioritäten verändert? Hat die Bild-Zeitung etwas dazu geschrieben? Noch vor<br />

der Wahl oder nach welcher?<br />

Die Experten für die Gesundheitskarte beklagen sich, dass kein Umdenken in den Köpfen<br />

stattfindet. Die für den Ausweis Zuständigen finden das auch. Die Steuerexperten beschweren sich über<br />

sture Köpfe, die Internetprovider ebenso. »In den Köpfen muss sich etwas ändern. Das Bewusstsein<br />

muss sich wandeln. Überall nur Bedenkenträger. Alle sind ewig Gestrige.«<br />

Fakt ist, dass alle nur befehlen wollen, aber k<strong>eine</strong>rlei Sehnsucht oder Perspektive für die<br />

einzelnen Herzen erwecken. »In zehn Jahren auf dem Mond« erweckt so viel Sehnsucht und

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