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AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs

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Breite Exzellenzkultur –<br />

nicht Elite & Slum!<br />

Wissen als Kultur oder Privileg?<br />

Wie gehen <strong>wir</strong> mit dem Ende der Dienstleistungsgesellschaft um? Im Augenblick öffnet sich die Schere<br />

weiter und weiter. Die Experten und die Manager verdienen mehr und mehr – für viele sind die gezahlten<br />

Gehälter nicht mehr ethisch vertretbar. Auf der anderen Seite wächst die Anzahl der Niedriglohn-<br />

Mitarbeiter, die finanziell kaum besser dran sind als Arbeitslose.<br />

Wenn <strong>wir</strong> diese Entwicklung konsequent zu Ende denken, dann gehen <strong>wir</strong> auf <strong>eine</strong> klar<br />

zweigeteilte Gesellschaft zu. Wie es früher Römer und Sklaven gab oder Gutsbesitzer und Leibeigene,<br />

so können <strong>wir</strong> im Prinzip auch <strong>eine</strong> Wissensgesellschaft zweigeteilt gründen. Eine kl<strong>eine</strong> extreme Elite<br />

verdient viel Geld und lässt den Rest schlecht bezahlt die Services für sich erledigen.<br />

In <strong>eine</strong>r solchen Gesellschaft versuchen die Erfolgreichen, durch <strong>eine</strong> gute Ausbildung <strong>eine</strong>n<br />

entscheidenden Vorteil zu erlangen, um <strong>eine</strong>n der wenigen begehrten Jobs zu bekommen. Die Verlierer<br />

müssen zusehen, wo sie bleiben.<br />

So <strong>eine</strong> Gesellschaft sehe ich beim Spazieren durch amerikanische Städte. Unerhörter<br />

Hochglanz neben schmuddelig hartem Service-Dasein der Straßenfeger oder Angestellten der Fastfood-<br />

Branche. Mit demselben Gefühl lese ich von den hierzulande unmenschlich anmutenden<br />

Prüfungsvorbereitungen japanischer Jugendlicher für die begehrtesten Studienplätze und von den<br />

horrenden Kosten <strong>eine</strong>r privaten Schulerziehung in den USA.<br />

Auf der anderen Seite ist unsere Bildungsdiskussion voll von Berichten aus Skandinavien, wo die<br />

Menschen für unsere Verhältnisse ungewöhnlich gleich und gleichberechtigt ersch<strong>eine</strong>n. Sie verdienen in<br />

der Regel gut, aber nicht so sehr verschieden viel. Im hier mehrfach gebrauchten Bild der Schere: Dort<br />

hat sich die Schere zwischen Arm und Reich lange nicht so weit geöffnet wie hier in Deutschland oder gar<br />

in den USA. Eine gute Bildung ist in Skandinavien kein Privileg oder ein großer Vorteil – denn dort sind<br />

fast alle gebildet. Extremer Reichtum ist nicht übermäßig gut angesehen, Armut <strong>wir</strong>d möglichst nicht<br />

toleriert.<br />

Was wollen <strong>wir</strong> eigentlich? Schere auf? Schere zu?<br />

Wir dürfen nicht so tun, als sei das <strong>eine</strong> oder das andere vorbestimmtes Schicksal. Ist es nicht! Es liegt in<br />

unserer Verantwortung, unser Leben auf die <strong>eine</strong> oder andere Weise zu gestalten. Ich will diese<br />

Verantwortung herausarbeiten und Ihnen vor Augen halten. Ich will zeigen, dass es <strong>eine</strong> Frage unseres<br />

Menschenbildes ist, ob die Schere geöffnet ist oder nicht. Es geht um die Werte, die <strong>wir</strong> mit den Begriffen<br />

Erfolg, Wissen, Geld, Karriere, Wettbewerb, Gemeinschaft etc. verbinden. Auf den Punkt gebracht: Wollen<br />

<strong>wir</strong> <strong>eine</strong> freundschaftlich verbundene Gemeinschaft sein oder ein Wettbewerbssystem von »gierigen«<br />

Ich-AGs?<br />

Eine Gemeinschaft egalisiert, aber ein Ich-AG-System differenziert. Wir sehen hinter diesem<br />

Gegensatz oft die polaren Positionen des idealen Sozialismus und des harten Kapitalismus. Wir träumen<br />

immer von <strong>eine</strong>m mittleren Weg, den der sozialen Markt<strong>wir</strong>tschaft, die <strong>eine</strong> Kreuzung der beiden Pole<br />

sein soll. Wir nehmen von jeder Seite das Beste! So einfach gestrickt haben <strong>wir</strong> uns das gedacht. Wir<br />

haben uns aber unter dem Eindruck des Zusammenbruchs des Ostens ganz eindeutig von der Idee des<br />

Sozialismus verabschiedet. Die Idee des Kapitalismus triumphierte und öffnete die Schere zwischen Arm<br />

und Reich wieder weit.<br />

Klar? Denken Sie jetzt aber nicht, ich würde nun simpel die Rückkehr zum Sozialismus ausrufen –<br />

so einfach mache ich es nicht. Es würde ja auch nicht funktionieren! Wir brauchen <strong>eine</strong> neue Balance

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