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AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs

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Soll der Kunde die Beratung bezahlen? Oder soll sie »gratis« sein, wofür Sie aber erwarten, dass<br />

er hohe Preise zahlt, wenn er Services <strong>wir</strong>klich in Anspruch nimmt. »Wir beraten kostenfrei und liefern<br />

anschließend Topqualität.« Oder beraten Sie fast gar nicht und liefern weniger teure Services? Welche<br />

Kunden wollen was? Können Sie beide Modelle gleichzeitig liefern? Wie stellen sich Kunden dazu?<br />

Erschleichen Kunden Beratung und kaufen billig woanders (das hatte ich Ihnen schon pauschal<br />

vorgeworfen)?<br />

Wo sitzt die Intelligenz des Services? Bei der Beratung vorne? Das ist bei <strong>eine</strong>r Gartenneuanlage<br />

der Fall. Das Pflanzen der Blumen nach Plan ist einfacher als das Design. Oder <strong>wir</strong>d die <strong>wir</strong>kliche Leistung<br />

im Back-Stage erbracht? Das ist bei guten Restaurants so. Wie werden die Aufgaben genau aufgeteilt?<br />

Wer bekommt welche Gehälter? Nach welchen Modellen? Der Kellner <strong>wir</strong>d nach Umsatz bezahlt, aber<br />

doch nicht der Koch? Oder auch der Koch?<br />

Wie viele Servicevarianten liefern Sie? Das Eigenheim ganz individuell oder nur als<br />

Standardhaus? Die hohe Kunst <strong>wir</strong>d es sein, Services vollkommen modular aufzubauen. Man bietet<br />

einige Servicebaust<strong>eine</strong> an, aus denen man so viele unterschiedliche Gesamtservices herstellen kann,<br />

dass es nicht wie Fließbandproduktion aussieht, sondern wie ein genau auf den einzelnen Kunden<br />

zugeschnittenes Produkt: »Es ist zwar ein Fertighaus, aber durch unsere Variantenvielfalt ist jedes Haus<br />

im Grunde genau so, wie Sie es wollen. Sie müssen k<strong>eine</strong>rlei Abstriche machen. Bei uns nicht.« Als<br />

Dienstleister müssen Sie genau wissen, was Sie in welcher Vielfalt wem wie anbieten. Stellen Sie sich<br />

vor, McDonald’s würde 20 Menüs anbieten. Dann würden <strong>wir</strong> alle vor der Kasse mit uns ringen, was <strong>wir</strong><br />

wählen sollen. Wir fragen an der Kasse noch einmal, ob da Zwiebeln drauf sind und ob die<br />

Sesambrötchen fester sind. Denken Sie daran, jede Minute kostet <strong>eine</strong>n Euro! Jede Sekunde ca. 1,5<br />

Cents. Jede Frage kostet also vielleicht 30 bis 50 Cents. Das Menü kostet um die 6 Euro. Eine Frage zu<br />

viel und der Gewinn ist weg. Es wäre also einfacher, es gäbe nur <strong>eine</strong>n einzigen Hamburger, dann ginge<br />

es ratzfatz. Das wollen die Kunden nicht. Und so weiter und so weiter. Was ist die optimale Anzahl von<br />

Menüs? Wie viele Brötchensorten verwenden Sie? Bei zu vielen Sorten bekommen die Brater in der<br />

Produktion hinten <strong>eine</strong>n Drehwurm. Wie viele Hamburgerfleischscheiben braten Sie jeweils bei gängigen<br />

Modellen auf Vorrat? Akzeptiert der Kunde lauwarmes Morgenhamburgerfleisch? Haben Sie <strong>eine</strong>n<br />

Prognosecomputer, der je nach Wetter und Wochentag weiß, wie viele Hamburger verkauft werden? Wie<br />

viele Mitarbeiter müssen dann jeweils zur Arbeit kommen? Wie lange? Wer bestellt sie zum Arbeiten?<br />

Ich will nicht zu detailliert werden. Sie sollten sehen, dass selbst das Braten von Hamburgern<br />

beliebig schwierig ist. Denken Sie daran: Ein echter Fehler dabei und der Gewinn ist weg. Wenn Sie es<br />

immer noch nicht glauben, schauen Sie sich dazu einmal die Restaurant-Renovierer-Sendungen an.<br />

Kennen Sie die? Die Gast<strong>wir</strong>te, die sich da im Fernsehen bei ihrer Miss<strong>wir</strong>tschaft zusehen lassen, bis sie<br />

von <strong>eine</strong>m Restaurantkritiker oder Starkoch gerettet werden, machen alles so grottenschlecht! Und Sie<br />

können dabei sein, wenn die Services optimiert werden. Was viele auch in normalen Firmen nicht<br />

verstehen, ist dies: Jeder Streit von zwei Mitarbeitern kostet auch 2 Euro die Minute. »Ich habe die Pizza<br />

mit Knoblauch bestellt und du vergisst es!« – »Kann nicht sein. Schau hier auf den Zettel, okay, da steht<br />

was, kann man aber nicht lesen.« – »Dann frag, was es heißt, und mach nicht irgendwas.« – »Reg dich<br />

nicht auf, ich tu noch Knoblauch drauf.« – »Der Gast will den Knoblauch nicht roh, sondern gebacken.«<br />

Etc. Bei Gewinnmargen von wenigen Prozent führt jede schlechte Methode sofort zum Ruin. Und dann<br />

heißt es bei Leuten, die sich nie mit solchen Fragen der Service Science befassen: »Ich arbeite wie irre,<br />

aber es bleibt nichts übrig.«<br />

Service Science designt Dienstleistungen, managt sie, überlegt sich effiziente<br />

Produktionsmethoden (»Engineering«) und das beste Marketing. Das Anwenden von Methoden der<br />

Service Science führt unweigerlich zur Industrialisierung der Dienstleistungserbringung. Und diese<br />

Dienstleistungs-Industrialisierung verstärkt daher den Trend der gesellschaftlichen Veränderung genauso<br />

stark wie die Globalisierung, wenn nicht noch stärker.<br />

Und die Folge ist: Alles <strong>wir</strong>d besser und billiger hergestellt oder als Dienstleistung erbracht, aber<br />

große Teile der einstigen Mitarbeiterheerscharen brauchen <strong>eine</strong>n anderen Job.

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