AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs
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Deutschland steht am Scheideweg. Die Dienstleistungen, die nach der Industrialisierung übrig bleiben,<br />
verlangen mehr und höhere Kompetenzen. Deshalb sollte im Bildungswesen das Entwickeln multipler<br />
Kompetenzen im Mittelpunkt stehen. Das würde Deutschland für die Zukunft fit machen.<br />
Auf der anderen Seite ist das ganze Bildungswesen natürlich selbst <strong>eine</strong> Dienstleistung. Wie alle<br />
Dienstleistungen ist das Bildungswesen von Industrialisierungsversuchen tangiert.<br />
Wie kann nun Bildung billiger vermittelt werden? Das ist hier die Frage wie überall. Und <strong>wir</strong> sehen<br />
fast auf den ersten Blick:<br />
Bildung und Kompetenzerwerb werden derzeit k<strong>eine</strong>swegs aufgewertet, wie es nötig wäre. Im<br />
Gegenteil, Deutschland industrialisiert das Bildungswesen und bietet der breiten Bevölkerung<br />
»Standardbildung« statt »Premiumbildung« an.<br />
Wenn Sie das Bildungswesen industrialisieren wollen, was tun Sie? Die Methoden habe ich am Anfang<br />
des Buches dargestellt. Auf das Bildungswesen angewendet, sieht das so aus:<br />
Kindergartenzeiten effizient zur Schulvorbereitung nutzen, Zurückschrauben von Aktivitäten wie<br />
Singen, Spielen und Basteln, die kein klares Ziel haben<br />
Zusammenlegen von Schulen zu Schulfabriken<br />
Klassengrößen am oberen Toleranzrand halten<br />
billigere Lehrer auf Angestelltenbasis oder in Teilzeit einstellen<br />
die Schulzeit verringern (etwa das Gymnasium auf acht Jahre)<br />
nur Kompetenzen vermitteln, die zwingend für das Abitur gebraucht werden – k<strong>eine</strong> sonst, also nur<br />
die, die zum Bestehen der landesweiten Einheitsprüfungen verhelfen<br />
alle anderen Kompetenzen einsparen, also Theater-AG, Schulorchester etc. abschaffen oder<br />
kostenpflichtig machen<br />
Universitäten zusammenlegen, damit große Fakultäten die Fächer wie <strong>eine</strong> Fabrik abdecken<br />
Studiengebühren erheben, damit Studenten gezwungen werden, nur für die Prüfungen zu studieren,<br />
und nicht länger faul an der Uni verweilen oder aus Bildungsdurst Vorlesungen hören, die nichts mit der<br />
Prüfung zu tun haben<br />
Verschulung des Studiums, Standardisierung der Stundenpläne<br />
billigeren Assistenten die Lehre übertragen<br />
Professuren einsparen<br />
nur Kompetenzen vermitteln, die unmittelbar für die Bachelor-Prüfung verlangt werden<br />
Standardisierung des Lehrstoffs, damit jeder jedes Fach einfach nach dem vorgeschriebenen Skript<br />
lehren kann und Lehrkräfte austauschbare Human Resources werden<br />
Bereitstellen aller Vorlesungen als Videos im Internet, sodass Live-Vorlesungen mittelfristig<br />
eingespart werden können<br />
Verlagerung des Studiums von der Universität zum Selbststudium für die Prüfung hin (Der Kunde<br />
erbringt die Dienstleistung selbst, weil er es nun besser kann als der Servicegeber: »Lies lieber das<br />
Skript, die Vorlesung ist sehr schlecht – lohnt sich nicht.«)<br />
Welche Kompetenzen werden für das Zentralabitur verlangt? Die Schüler glauben, es zähle nur die<br />
Fachkompetenz. In Wirklichkeit kommt es auch darauf an, in den mündlichen Prüfungen über das Fach<br />
interessiert und kompetent reden zu können, es werden dafür auch Mini-Präsentationen verlangt. Aber in<br />
der Hauptsache bleibt der feste Eindruck, dass in der Prüfung außer der Fachkompetenz nichts verlangt<br />
<strong>wir</strong>d.<br />
In der Universität werden die für Professoren arbeitsintensiven mündlichen Prüfungen mehr und