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AUFBRECHEN Warum wir eine Exzellenzgesellschaft ... - jumpxs

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Nach Krisen geht es woandershin – nicht zurück<br />

Im quartären Zeitalter ist der exzellente Mensch der wesentliche Rohstoff – also sind Staaten dann am<br />

besten für diese Zeit gerüstet, wenn sie (am besten durchweg) fähige Menschen erzeugen und ihnen<br />

<strong>eine</strong> Heimat bieten können, in der sie gerne arbeiten möchten.<br />

Was also wäre die Aufgabe des Staates? Er sollte den Weg Deutschlands in den quartären<br />

Sektor bereiten und die Kompetenzbildung s<strong>eine</strong>r Bürger aktiv vorantreiben.<br />

Das ist <strong>eine</strong> Forderung, die Zukunft zu gestalten. Leider aber drehen sich die Diskussionen immer nur um<br />

das gerade aufgetretene gegenwärtige Problem, nämlich den Niedergang der Dienstleistungsarbeit. Das<br />

hilft an unserer heutigen Stelle nicht, weil sich ja die Welt bald in <strong>eine</strong>n anderen Zustand bewegt. Wir<br />

kurieren ein Problem am Ort, an dem <strong>wir</strong> stehen, sehen aber nicht, dass <strong>wir</strong> diesen Ort doch sehr bald<br />

verlassen.<br />

Wir verlassen die Dienstleistungsgesellschaft, wobei einige zehn Prozent der Deutschen ihren<br />

ursprünglichen Beruf verlieren. Diese Einsparung von Arbeitsplätzen durch Automatisierung führt<br />

zunächst zu gewaltigen Gewinnen der Dienstleistungsunternehmen, weil die treuen Kunden die nun viel<br />

billiger herstellbaren Dienstleistungen zum gleichen hohen Preis bezahlen wie bisher. Nach dieser<br />

Scheinblüte der Dienstleistungsunternehmen werden sie selbst Opfer der Entwicklung.<br />

Ich habe geschildert, wie diese Entwicklung endet: Die normale Wir-Kultur des deutschen Bürgers<br />

spaltet sich in <strong>eine</strong> brutale Ich-Kultur, die nahe am »Prekariat« angesiedelt ist, und in <strong>eine</strong> »gierige« Kultur<br />

der Gewinner.<br />

Die Politik und die Diskussion der Bürger sind aber darum bemüht, sich wieder dem alten Zustand<br />

anzunähern, also das Rad zurückzudrehen! Alle wollen wieder zum großen Wir-System der sozialen<br />

Markt<strong>wir</strong>tschaft zurück, weil sie von der wahren Zukunft der Wissensgesellschaft gar nichts »ahnen«.<br />

Was also steht in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit?<br />

Maßnahmen gegen Verarmung durch Mindestlöhne<br />

Regulierungen gegen gierige Risikogeschäfte<br />

Stützen der Nachfrage nach der Lehre von Keynes, etwa durch die Abwrackprämie<br />

Das Ziel ist die »Herbeiführung normaler Zustände«.<br />

Ich kann diese Reaktion auf den Finanzcrash 2008/2009 gut verstehen, aber der Crash zeigt uns<br />

eigentlich, dass <strong>wir</strong> <strong>eine</strong> Reise in <strong>eine</strong> neue Gesellschaft antreten.<br />

Eine Politik, die es sich nur zum Ziel setzt, zu den vergangenen guten Zuständen<br />

zurückzukehren, muss scheitern. Sie sieht nicht, dass es unumkehrbar woandershin geht:<br />

Die USA haben das Aufkommen der neuen Zeit kaum in ihren <strong>wir</strong>tschaftlichen Handlungen<br />

berücksichtigt. Sie haben am radikalsten Geld dadurch verdient, dass sie die Effizienz der<br />

Dienstleistungen steigerten, die Produktion weitgehend in Niedriglohnländer auslagerten und der<br />

eigenen Bevölkerung alles gegen hohe Preise auf Kredit verkauften. Immer stärker <strong>wir</strong>d erkannt, dass<br />

die USA über ihre Verhältnisse gelebt haben. Viele sagen – heute noch ein bisschen schamhaft hinter<br />

vorgehaltener Hand: »Das amerikanische Jahrhundert ist vorüber.« Die derzeitigen Staatsprogramme<br />

führen zur Stabilisierung, aber letztlich bedeuten sie nur, dass die USA jetzt noch mehr über ihre<br />

Verhältnisse leben.<br />

Die aufstrebenden Länder (Indien, China, Russland etc.) werden zum Motor der Weltkonjunktur und<br />

werden nach Möglichkeit alles selbst produzieren – das haben »<strong>wir</strong>« ihnen ja auch »beigebracht«.<br />

Diese Kulturen werden den als drückend empfundenen Einfluss der westlichen Industriegesellschaften<br />

abschütteln wollen und nur noch »Spezialitäten«, zum Beispiel »made in Germany«, im Westen

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