14.01.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2010/2011 - EMW

Jahresbericht 2010/2011 - EMW

Jahresbericht 2010/2011 - EMW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>EMW</strong>/Heiner Heine<br />

der fallen und bei anderen wiederum sehr unterschiedlich<br />

stark ausgeprägt sind.<br />

Für alle charismatischen Gruppen intra und extra muros<br />

gilt: Die Anbetung und der Lobpreis Jesu stehen im Zentrum<br />

der Spiritualität, unmittelbare Gottesbegegnung und<br />

Geisterfahrung prägen das Glaubensleben, das spontane<br />

und freie Gebet füreinander stiftet intensive Gemeinschaft,<br />

Heilungswunder gehören konstitutiv zum Erweis<br />

des rechten Glaubens in der jeweiligen Kirche. Mission ist<br />

der stärkste Impuls, der von diesen Gruppen nach außen<br />

geht. Ob diese Mission sich dann in sozialdiakonischer, in<br />

prophetischer oder in staatstragender Weise gestaltet, ist<br />

sehr unterschiedlich.<br />

Um dem Phänomen der Pfingstbewegung in Lateinamerika<br />

gerecht zu werden, muss man vielleicht anders als in anderen<br />

Kontexten die Unterscheidung zwischen klassischen<br />

Pfingstlern und Neopentekostalen festhalten. Dies ist den<br />

historischen Pfingstkirchen sehr wichtig. Sie wollen nicht<br />

mit Gruppen verwechselt werden, die mit dem Wort Gottes<br />

Geld machen, die Menschen mit Exorzismen in den Wahnsinn<br />

treiben und die mit dem Evangelium Menschen psychisch<br />

unter Druck setzen und abhängig machen.<br />

Charismatisierung in Lateinamerika<br />

Einen imponierenden Chor hat die pfingstkirchliche Kathedrale in Santiago de Chile aufzuweisen. Die vor über einhundert Jahren gegründete<br />

Pfingstkirche Chiles ist stolz auf ihr Erbe und will mit Neopentekostalen nicht verwechselt werden.<br />

Wir sind viele und wer seid ihr? Diese Frage markiert ein<br />

Erwachen, eine neue Bereitschaft zum Dialog, ein neues<br />

Interesse an den anderen, die historisch zunächst die Übermacht<br />

institutionalisierter Amtskirche darstellten, die nun<br />

aber immer mehr als die bemitleidenswerten, kranken, alten<br />

Kirchen in den Blick kommen. Die ökumenische Herausforderung<br />

besteht darin, eine gegenseitige Wahrnehmung<br />

als Partner und als unterschiedliche, aber gleichberechtigte<br />

Arbeiter im Weinberg Gottes zu ermöglichen.<br />

Wir sind viele und wer seid ihr? Diese Charakterisierung<br />

der ersten Annäherung der Pfingstler an historisch protestantische<br />

Kirchen aus dem lateinamerikanischen Kontext<br />

kommt etwas spöttisch daher. Spott ist vielleicht typisch<br />

für den, der sich durch den Zulauf der Menschen bestätigt<br />

fühlt und meint, die Mitgliederzahlen sprächen für seine<br />

Art, Kirche zu sein und den Glauben zu verkündigen. Bei<br />

uns geschieht die Begegnung vielleicht manchmal genau<br />

unter umgekehrten Vorzeichen. Und es könnte sein, dass<br />

dann und wann auch bei uns bei der Begegnung mit den<br />

freien und pfingstlichen Gemeinden die Frage durchklingt:<br />

Wir sind viele und wer seid ihr?<br />

| Dr. Uta Andrée ist Oberkirchenrätin im Kirchenamt der EKD<br />

und zuständig für Mittel- und Südamerika<br />

<strong>EMW</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong> | 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!