Jahresbericht 2010/2011 - EMW
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Charismatisierung<br />
in afrikanischen Kirchen<br />
Das Erbe der Mission<br />
Der Rektor des Trinity Theological College in<br />
Accra, Prof. Dr. Cyril Fayose, ist Pfarrer der<br />
Evangelical Presbyterian Church (EPC) Ghana,<br />
die Partner der Norddeutschen Mission ist.<br />
Er hat in einer Dissertation die Erneuerungsbewegungen<br />
in der Kirche analysiert.<br />
Die Art des Christentums, die von der norddeutschen<br />
pietistischen protestantischen Missionsbewegung ab November<br />
1847 an die Bevölkerung des damaligen Trans-<br />
Volta-Togolandes weitergegeben wurde, versagte bei dem<br />
Versuch, die tagtägliche<br />
existenzielle Wirklichkeit<br />
der Afrikaner und<br />
ihre Fragen zu erreichen.<br />
Die Furcht der Afrikaner<br />
vor bösen Geistern<br />
und ihre Sehnsucht<br />
nach Schutz, Heilung<br />
und Erlösung wurden<br />
von den Missionaren<br />
weitgehend ignoriert<br />
oder beiseite geschoben,<br />
da sie es so eilig hatten,<br />
die Afrikaner vom Götzendienst zu kurieren. Die liturgischen<br />
Formen, Gesänge und Verhaltensregeln, die von den<br />
Missionaren eingeführt wurden, waren im besten Falle<br />
ausländische, routinehafte, düstere Prozeduren, und der<br />
Akt des Gottesdienstes ließ den Elan, den Schwung und<br />
die Lebhaftigkeit vermissen, mit denen die Afrikaner vertraut<br />
waren.<br />
Die Unzufriedenheit und Abgeneigtheit vieler Afrikaner<br />
gegenüber dieser westlich orientierten Form des Christentums<br />
ließ eine Reihe von pfingstgemeindlichen/charismatischen<br />
Erneuerungsbewegungen, afrikanisch christlichen<br />
Theologien und mehrere Spaltungen entstehen. Bereits im<br />
Archiv der Basler Mission/QD-30.035.0017<br />
Charismatisierung in afrikanischen Kirchen<br />
Ordination einheimischer Pastoren der Norddeutschen Mission<br />
in Keta 1910. Cyril Fayose, Autor dieses Textes, lobt zwar den missionarischen<br />
Einsatz der Bremer Missionare, kritisiert aber die von<br />
diesen eingeführten Gottesdienstformen, die wenig Rücksicht auf<br />
afrikanische Lebensgefühle nahmen.<br />
Jahre 1939 traten in der Evangelisch-Presbyterianischen<br />
Kirche Ghanas (EPC) einige Kirchenmitglieder hervor und<br />
unterstützten Bemühungen, die Kirche zu afrikanisieren<br />
und sie einerseits von der pietistischen Ethik der Missionare<br />
und andererseits von der allgemeinen moralischen und<br />
spirituellen Laxheit zu befreien.<br />
Diese Anführer der Erneuerung hatten nur die Absicht,<br />
ihre Kirche von innen her zu erneuern. Als sie seitens<br />
der traditionellen Kirchenführung und einiger Mitglieder<br />
eine starke Opposition verspürten, begannen diese Erneuerungsbewegungen,<br />
sich von der Hauptkirche zu lösen<br />
oder ihre Anführer wurden exkommuniziert. Die Erneuerer<br />
waren pfingstgemeindlich bzw. charismatisch orien-<br />
<strong>EMW</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong> | 7