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Jahresbericht 2010/2011 - EMW

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Wohlstandsevangelium<br />

Die florierende „Nollywood“-Filmindustrie Nigerias transportiert in ihren Filmen Bilder afrikanischen Reichtums und Erfolgs. An dieser<br />

Lebenswelt orientieren sich die Träume vieler Menschen. Hier wird in Abidjan/Elfenbeinküste für eine DVD „The Last Supper“ geworben.<br />

Prosperity Gospel muss zunächst verstanden werden vor<br />

dem gesamtafrikanischen Hintergrund von verbreiteter Armut<br />

und partiellem Reichtum. Warum werden Wege aus der<br />

Armut verstärkt in den Kirchen gesucht? Die Ressourcen<br />

sind bleibend ungleich verteilt, der Graben zwischen Reich<br />

und Arm hat sich auch bei zunehmender Einbindung in<br />

globale Märkte vertieft, und Regierungen bzw. Akteure der<br />

Entwicklungszusammenarbeit gelten aufgrund unerfüllt<br />

bleibender Versprechungen und erfolgloser Projekte weithin<br />

als delegitimiert. In einem Klima umfassender gesellschaftlicher<br />

Instabilität gehören Kirchen zu Garanten von<br />

Stabilität und Zukunftsperspektiven. Auch deshalb sind<br />

Denkfiguren des Wohlstandsevangeliums mittlerweile<br />

zur Identität vieler pentekostal/charismatischer Kirchen<br />

geworden, weil darin Gottes helfendes Eingreifen verkündet<br />

wird, weil Auswege, Aufstiege, Durchbrüche also<br />

umfassende Lebensverbesserungen offenbar glaubhaft in<br />

Aussicht gestellt werden. Der rasche Verdacht, dass die<br />

Mehrheit der Anhänger nicht weiß, was sie tut, bzw. die<br />

Verführten nicht erkennen, wozu sie missbraucht werden,<br />

32 | <strong>EMW</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong><br />

kommt solidarisch daher, entbehrt aber nicht eines gewissen<br />

paternalistischen Zungenschlages.<br />

Auch Kritiker räumen ein: Das Wohlstandsevangelium und<br />

ähnliche, „motivierende“ Verkündigungsformen haben Potential<br />

für Empowerment. Als widrig erlebte Verhältnisse<br />

gelten aufgrund eigenen Tuns und Lassens als veränderbar.<br />

In einem Kontext von Ohnmacht werden durch neues<br />

Selbstbewusstsein Stärkungserfahrungen, Aufbrüche und<br />

neue Hoffnungen für das „alltägliche Leben in einer ungerechten<br />

sozialen Ordnung“ möglich. 50 Ein zusammenfassender<br />

Satz der oben vorgestellten Prosperity Gospel-Instrumente<br />

könnte lauten: „You can do it!“ 51 Wenn Rettung<br />

von der Sünde, Heilung von Krankheit und Hilfe bei der<br />

Überwindung von Armut zusammengehören, dann könnte<br />

ein Grund für den Erfolg des Wohlstandsevangeliums<br />

schlicht darin bestehen: „Dieses Versprechen hat eine gute<br />

Chance, erfüllt zu werden.“ 52 In ähnliche Richtungen weisen<br />

auch neuere Tendenzen, in denen Versprechen von<br />

Aufstieg und Durchbruch stärker eingebunden werden in<br />

Kambou Sia/AFP/Getty Images

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