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Jahresbericht 2010/2011 - EMW

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Pazifik | Lateinamerika<br />

Auf der anderen Seite ist die PCC als Dachverband durch<br />

die zunehmende Charismatisierung von Gemeinden theologisch<br />

herausgefordert. Eine Antwort versucht ein neues<br />

Konzept der PCC zu geben, das unter dem Titel „Rethinking<br />

Oceania“ gemeinsam mit den Mitgliedskirchen das Rahmenkonzept<br />

für Mission und theologische Reflektion im<br />

Hinblick auf die oben genannten kontextuellen Realitäten<br />

überdenken soll. Mit diesem Programm soll die Effektivität<br />

der Missionsarbeit und der theologischen Studienarbeit<br />

in den Kirchen gestärkt und die Zusammenarbeit und<br />

der Austausch durch gemeinsame Projekte und Initiativen<br />

gefördert und damit die Zukunftsfähigkeit der PCC gesichert<br />

werden. Auch die nötige gestiegene administrative<br />

Professionalität des vergrößerten Haushalts und der ausgeweiteten<br />

Programme stellen eine große Herausforderung<br />

für die PCC dar.<br />

Das Programm des Jubiläums war in drei große Themenblöcke<br />

aufgeteilt und unter den Überschriften „Celebrating<br />

– Contextualising – Challenges“ präsentierten sich fünf<br />

Tage lang in zahlreichen Veranstaltungen die PCC und ihre<br />

Mitgliedskirchen im „true pacific style“. Als Hauptredner<br />

waren der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Olav Fykse<br />

Tveit, der Moderator der PCC, Bischof Apimeleki Qiliho<br />

sowie der Rektor des Pacific Theological College, Fele<br />

Nokise, eingeladen. Höhepunkte waren unter vielen anderen<br />

die „Talanoa Sessions“, eine typisch pazifische Art von<br />

„Geschichten erzählen“, in denen frühere Generalsekretäre<br />

und Moderatoren der PCC aus ihren Amtsjahren berichteten<br />

– eine wertvolle Erfahrung für das jüngere Leitungspersonal<br />

der Kirchen, denn eine geregelte Überlieferungsgeschichte<br />

der ökumenischen Zusammenarbeit im „siebten<br />

Kontinent“ fehlt noch.<br />

Einen Tag nach dem Jubiläum kam es zu einem vorläufigen<br />

Ende der Amtszeit des Generalsekretärs Fei Tevi. Nach<br />

einer Sitzung des PCC-Exekutivkomitees wurde er ebenso<br />

wie der Finanzmanager für vier Wochen suspendiert und es<br />

wurde eine Untersuchung (auch von staatlicher Seite) aufgrund<br />

des Verdachtes von Unregelmäßigkeiten in der Verwendung<br />

von zweckbestimmten Mitteln eingeleitet. Zum<br />

geschäftsführenden Generalsekretär wurde Pastor Francois<br />

Pihaatae ernannt, der bisherige Programmbeauftragte<br />

für verantwortliche Führung. Bei aller Erschütterung<br />

aufgrund dieses Ereignisses muss positiv konstatiert werden,<br />

dass die Kontrollmechanismen in Bezug auf Korruptionsvermeidung<br />

gegriffen haben und selbst vor so einer<br />

verdienten Persönlichkeit wie Fei Tevi nicht halt machen.<br />

Man wird nun abwarten müssen, in wieweit die PCC diese<br />

Krise jetzt auch als Chance zu einem Innehalten und Neubeginn<br />

nutzt. | Constanze Ennen<br />

54 | <strong>EMW</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong><br />

Lateinamerika<br />

Eindrücke aus Kuba<br />

Im Nachgang zur Friedenskonvokation in Kingston/Jamaika<br />

kam es im Mai gemeinsam mit einer ÖRK-Delegation zur<br />

Teilnahme an den 70-Jahr-Feierlichkeiten des Kubanischen<br />

Kirchenrates (CIC) in Havanna und zu einem Kurzbesuch<br />

beim langjährigen Kooperationspartner Seminario Evangélico<br />

de Teologiá (SET) in Matanzas.<br />

Die protestantischen Kirchen Kubas befinden sich in einer<br />

komplizierten Situation. Die Wachstumsdynamik der<br />

letzten zwei Jahrzehnte hat sich abgeschwächt, denn die<br />

Anziehungskraft der Kirchen für Jugendliche, die auf der<br />

Suche sind nach alternativen gesellschaftlichen Gruppen<br />

mit tragfähigen Zukunftsperspektiven, hat offenbar abgenommen.<br />

Auch aufgrund der finanziellen Probleme vieler<br />

Partnerkirchen in den USA und Kanada sind die Kirchen<br />

von der sich verschärfenden ökonomischen Situation (Ressourcenknappheit<br />

und Teuerung) mitbetroffen. Der Reformkurs<br />

mit angezogener Handbremse, wie ihn die Partei- und<br />

Staatsführung verfolgt, birgt für den Großteil der Bevölkerung<br />

offenbar wenig Hoffnungen. In den Diskussionsforen<br />

spielen die evangelischen Kirchen kaum eine erkennbare<br />

Rolle.<br />

Die römisch-katholische Kirche hat sich zuletzt aufgrund<br />

verschiedener politischer Initiativen (v. a. bei der Freilassung<br />

von Dissidenten) als zentrales Gegenüber von Partei-<br />

und Staatsführung etabliert. Sie erhält im Gegenzug<br />

mancherlei Zugeständnisse zur Verbesserung der eigenen<br />

Arbeit – und zeigt bleibend kaum ökumenische Offenheit.<br />

Klagen über vom Ausland gesteuerte, (neo-)pentekostale<br />

missionarische Initiativen nehmen zu. Sie laufen an den<br />

bestehenden Kirchen vorbei und werben Mitglieder anderer<br />

Kirchen durch verunsichernde materielle Versprechen<br />

ab – so der Vorwurf. Dadurch nimmt die Fragmentierung<br />

des Protestantismus weiter zu und wird begleitet von einer<br />

anhaltend geringen Bereitschaft, über die kirchenpolitischen<br />

Lager hinaus miteinander das Gespräch zu suchen.<br />

Die Gemeinschaft der ökumenisch offenen Kirchen, traditionell<br />

konservative historische Missionskirchen, die großen<br />

Pfingstkirchen und neue, kaum identifizierbare christliche<br />

Gruppierungen – alle agieren nebeneinander her. In den offiziellen<br />

Feierlichkeiten dominierte die ältere Revolutions-<br />

Generation mit ihren Fragestellungen das Geschehen, jüngeren<br />

Jahrgängen gelingt es kaum, in Leitungspositionen<br />

zu gelangen – hier spielen wohl auch errungene und verteidigte<br />

Privilegien eine Rolle. Für die Zukunft der Kirchen

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