Jahresbericht 2010/2011 - EMW
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Südafrika<br />
Auf in die Welt!<br />
Helga Dickow und Valerie Møller haben Mitglieder der<br />
charismatisch-pentekostalen Grace Bible Church in<br />
Soweto/Südafrika befragt und deren Einstellungen<br />
mit denen anderer Denominationen verglichen.<br />
Die pentekostal-charismatische Grace Bible Church<br />
in Soweto wurde 1983 gegründet und hat derzeit etwa<br />
11.000 Mitglieder. Frauen und Mitglieder mit höherer<br />
Ausbildung und Einkommen sind leicht überrepräsentiert,<br />
das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren. Fast<br />
alle Mitglieder kamen von anderen Kirchen, wobei<br />
die Methodisten stark, und die Reformierten schwach<br />
vertreten sind. Nur sechs Prozent waren vorher<br />
Mitglied einer anderen neo-pentekostalen Kirche.<br />
Überzeugt hat die Kirche durch ihre Spiritualität.<br />
Eine hohe Anzahl von Mitgliedern erwähnt seit Eintritt<br />
in die Kirche Fortschritte in Gesundheit, Einkommen,<br />
sozialen Beziehungen und Selbstsicherheit. Die<br />
Mitglieder der Grace Bible Church beten häufiger als<br />
andere schwarze Gläubige in Gauteng. Fast alle hatten<br />
der bleibend Armen ebenso aus den Augen, wie eine angemessene<br />
Haushalterschaft für die ihnen anvertrauten<br />
Gaben. Die einen wie die anderen brauchen pastorale Begleitung.<br />
Gerade Pfarrer und Bischöfe leben vielfach nicht<br />
entsprechend der biblischen Aufforderung, vorbildhaft einen<br />
einfachen Lebensstil zu praktizieren. 48<br />
Die Lehren des Wohlstandsevangeliums werden summarisch<br />
als „Verirrung“, „falsches“ bzw. „anderes Evangelium“<br />
klassifiziert. Weil „Wundersuche“ anstelle echter Evangelisation<br />
platziert, der Aufruf zur Buße durch das Einsammeln<br />
von Spenden ersetzt und statt des ewigen Heils<br />
Lebensbewältigung angeboten wird. Im Blick auf die unsachgemäßen<br />
Betonungen der irdischen Lebensumstände<br />
wie Heilung, Überwindung von Armut und Leiden gelten<br />
Prosperity-Ansätze als nicht nachhaltig, weil sie ein unrealistisches<br />
Bild des Lebens entwerfen. Sie bergen insofern<br />
ausdrücklich die Gefahr, dass sie von einer Konzentration<br />
auf die Bedeutung des eigentlichen Zieles der Sendung<br />
Jesu, nämlich der am Kreuz geschehenen Rettung der Menschen<br />
aus ihren Sünden ablenken können. 49<br />
Gründe für den Erfolg<br />
Angesichts solch massiver Bedenken muss noch einmal<br />
gefragt werden, warum das Wohlstandsevangelium dennoch<br />
und anhaltend erfolgreich ist Auch hierzu nur wenige<br />
ausgewählte Aspekte:<br />
charismatische Erfahrungen: Zwei Drittel haben selbst<br />
in Zungen geredet, 85 Prozent geben an, vom Heiligen<br />
Geist geheilt worden zu sein. Fast alle Befragten glauben<br />
an die buchstäbliche Wahrheit der Bibel, zeigen sich<br />
aber in Sachen Frauenemanzipation liberaler als andere<br />
Christen in Gauteng – nur sechs Prozent fanden, dass<br />
Frauen zu Hause bleiben sollten. Andererseits haben<br />
zwei Drittel kein Verständnis für eine Regierung, die<br />
Abtreibung, Homosexualität und gleichgeschlechtliche<br />
Ehen erlaubt und die Todesstrafe abschafft.<br />
Die Mitglieder der Grace Bible Church zeigen mehr<br />
Mitgefühl für Arme und Bedürftige und würden Arme<br />
auch finanziell unterstützen. Im Vergleich zu anderen<br />
Christen fühlen sie sich weniger machtlos, haben geringere<br />
Zukunftsängste und sind offener für Veränderungen.<br />
Fleiß und eine gute Ausbildung sehen die Kirchenmitglieder<br />
als entscheidend für den Erfolg im Beruf<br />
an. Mehr als andere Menschen sehen sie sich bereits<br />
als Angehörige der „Middle Class“ und erwarten<br />
weiteren gesellschaftlichen Aufstieg.<br />
| Zusammenfassung: Drea Fröchtling/Owe Boersma<br />
<strong>EMW</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong> | 31